Tischtennis Trainingstipp: Übungen oder Trainingsspiele?

Wenn du Tischtennis im Verein oder auch zu Hause auf deiner eigenen Tischtennisplatte spielst, hast du bei deinen Trainingseinheiten die Wahl, welche Art von Training du durchführst.

Du kannst regelmäßige Trainingsübungen machen, bei denen du weißt, wohin der Ball kommt. Du kannst unregelmäßige Trainingsübungen machen, bei denen du nicht weißt, wohin der Ball fliegt. Oder du kannst einfach Spiele spielen.

Während alle drei Trainingsmethoden auf unterschiedliche Weise sehr nützlich sind, werde ich in diesem Beitrag dafür plädieren, mehr Matches zu spielen, besonders für Spieler, die ein fortgeschrittenes Niveau erreicht haben.

Regelmäßige Übungen

Regelmäßige Übungen (bei denen man weiß, wohin der Ball geht) sind sehr nützlich für die Entwicklung der Technik. Sie sind für Anfänger und Spieler, die noch dabei sind, die Grundtechniken zu lernen, unerlässlich. Regelmäßige Übungen sind auch für fortgeschrittene Spieler wichtig, um die Qualität ihrer Technik zu erhalten und sie weiterzuentwickeln.

Die Bedeutung regelmäßigen Übens steht also außer Frage. Aber wenn man zu viel Zeit mit regelmäßigen Übungen verbringt und andere Trainingsmethoden vernachlässigt, kann das kontraproduktiv sein.

Ich bin sicher, du kennst die Sorte Spieler. Er/sie sieht bei den Übungen fantastisch aus und schlägt wunderschöne Topspins. Aber alles, was diese Spieler zu tun scheinen, sind immer die gleichen Übungen. Vorhand kontern diagonal, Rückhand Kontern diagonal, Topspin auf Block oder vielleicht eine kleine Abfolge von Wechseln zwischen Vorhand und Rückhand.

Diese Spieler haben oft eine hervorragende Technik, aber wenn es darum geht, Matches zu spielen, haben sie Probleme.

Woran liegt das?

Indem sie sich stark auf regelmäßige Übungen konzentrieren, lernen diese Spieler die Mechanik der Schläge, die sie spielen, aber es gibt viele Dinge, die sie nicht lernen, die für das Matchspiel entscheidend sind.

Im Wesentlichen lernen sie eine Tanzroutine. Hierhin die Füße bewegen. Jetzt eine Körperdrehung. In diesem Moment den Ball berühren. Nun die Füße hierher bewegen. Den Ball dorthin schlagen. Und so weiter, und so weiter, und so weiter.

Diese Routine kann zwar sehr gut aussehen, ist aber nicht wirklich Tischtennis.

Vorteile von Trainingsspielen

Wenn du in deinen Trainingseinheiten Matches spielst, entwickelst du viel mehr Bereiche deines Spiels. Dazu gehören…

  • Spieltaktik
  • Lesen / Beobachten des Gegners
  • Reagieren auf Zufälligkeiten
  • Lernen, gegen verschiedene Spielstile zu spielen
  • Den Aufschlag effektiv einsetzen
  • Unterschiedliche Aufschläge zurückspielen
  • Die Nerven kontrollieren

Dies sind alles Dinge, die man beherrschen muss, um „echte“ Tischtennis-Matches zu gewinnen.

Deshalb kann es (auf Amateurebene) vorkommen, dass ein Spieler, der ziemlich durchschnittlich und unorthodox aussieht und der beim Einspielen tausend Fehler macht, dennoch einen Spieler mit einer scheinbar weit überlegenen Technik mühelos schlagen kann.

Der vermeintlich schwächere Spieler hat vielleicht keine großartigen Schläge, aber durch viele Trainingsmatches gegen unterschiedliche Spielertypen hat er gelernt, wie er seine Schläge taktisch einsetzt, wie er effektiv aufschlägt, wie er gute Rückschläge macht, wie er das Spiel „lesen“ kann und wie er mit der Zufälligkeit des Spiels umgeht – kurz gesagt: wie er Spiele gewinnt.

Keine Angst vor dem Verlieren

Manche Spieler vermeiden es, in Trainingseinheiten Matches zu spielen. Manche empfinden es als zu konfrontativ. Andere wollen ihr Ego schützen. Sie wollen nicht riskieren zu verlieren, aus Angst, in einer imaginären Hackordnung nach unten zu rutschen.

Aber wenn sie keine Matches spielen, lernen sie auch nicht wirklich Tischtennis zu spielen.

Der Schlüssel zum Spielen von Matches im Training ist, sich keine Gedanken über Sieg oder Niederlage zu machen. Wen kümmert es, wenn man verliert? Es ist ja nur Training.

Betrachte stattdessen jedes Spiel als eine Gelegenheit zum Lernen. Das kann bedeuten, dass du versuchst, auf eine bestimmte Art und Weise aufzuschlagen oder zurückzuschlagen, dass du versuchst, Topspin zu spielen, anstatt zu schupfen, dass du versuchst, deine Füße besser zu bewegen oder was auch immer für dich Priorität hat.

Es ist eine Gelegenheit, zu experimentieren, neue Taktiken auszuprobieren oder neue Schläge zu verwenden, die du in deinen regulären Trainingsübungen entwickelt hast.

Aber Achtung: Das bedeutet nicht, die Konzentration zu verlieren und einfach irgendwelche Schläge zu spielen, die man im echten Spiel sowieso niemals spielen würde. Natürlich kannst du Dinge ausprobieren, dafür sind Trainingsspiele da. Trainingsspiele sollten aber nicht dazu da sein, lauter Trickshots zu spielen.

Stattdessen solltest du die Schläge spielen und Taktiken anwenden, welche du auch in Punktspielen bereits anwendest oder vor hast, anzuwenden, sobald du sie noch ein wenig besser beherrschst.

Finde ein Gleichgewicht

Ich will damit nicht sagen, dass du im Training keine Übungen machen solltest. Natürlich sollte man das. Regelmäßige Übungen sind so wichtig für die Entwicklung, Erhaltung und Verbesserung deiner Technik.

Aber du musst auch Zeit damit verbringen, deine Technik in Situationen anzuwenden, bei denen man nicht weiß, wo der Ball hinkommt, welchen Spin er hat oder wie schnell er fliegt. Denn das ist es, was Tischtennis wirklich ausmacht. Das können unregelmäßige Trainingsübungen sein oder es können viele Matches sein.

Die meisten Amateurspieler haben nur eine begrenzte Zeit zum Trainieren. In der Regel sind das ca. zwei Stunden pro Woche, manche können aber auch etwas mehr trainieren. Vergeude diese Zeit nicht mit endlosem Einspielen und zu vielen regelmäßigen Übungen (es sei denn, du bist noch dabei, die Grundtechniken zu lernen).

Spiele stattdessen ein paar Matches. Ich spiele sehr gerne Trainingsmatches – vermutlich zu viel, als es eigentlich gut wäre. Dennoch habe ich das Gefühl, dass mich die Trainingsspiele in meiner Tischtennis-Entwicklung weitergebracht haben.

Johannes spielt seit über 15 Jahren Tischtennis, zuerst draußen auf der Steinplatte und seitdem er 12 Jahre alt ist im Verein SC Siemensstadt in Berlin. Mittlerweile ist er dort nicht nur Spieler, sondern seit einigen Jahren auch Trainer und Jugendwart und konnte in diesen Funktionen wertvolle Erfahrungen sammeln, welche er über TT-Test mit euch teilen möchte.

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