Ein effektiver Jahresplan ist für Tischtennisspieler von entscheidender Bedeutung, um ihre Ziele zu erreichen, ihre Fähigkeiten zu verbessern und ihre Leistung kontinuierlich zu steigern.
Die Erstellung eines durchdachten und gut strukturierten Jahresplans für das Training ist dabei unerlässlich. Ein solcher Plan bildet das Rückgrat für eine gezielte Trainingsplanung, die die Spieler auf wichtige Turniere vorbereitet, ihre Stärken stärkt und ihre Schwächen ausgleicht.
In diesem Artikel werden wir einen detaillierten Einblick in die Entwicklung eines Jahresplans für das Tischtennistraining geben, angefangen von der Festlegung von Zielen über die Planung von Trainingszyklen bis hin zur Berücksichtigung von Ruhephasen und Wettkampfvorbereitungen.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Unser Jahresplan
Das ist der Jahresplan, den wir innerhalb des Trainerteams in meinem Verein (und dem von Johannes) erstellt haben.
An Hand dieses Plans möchte ich die Dos und Dont’s eines Jahresplans durchgehen, was drin sein muss, zu welchem Zeitpunkt und wie häufig.
Zunächst aber:
Warum ein Jahresplan
Ein Jahresplan hat grundsätzlich eigentlich nur Vorteile.
Der erste ganz offensichtliche Vorteil eines jeden Plans: es gerät nichts durcheinander. Durch den Plan sind die Themen halt… geplant.
Man kann von vorne herein Themen in eine sinnvolle Reihenfolge bringen.
Du kannst Ausblicke geben. Transparenz und Tradition sind wichtig für Kinder. Es ist also auch von Bedeutung, wenn du am Ende eines jeden Trainings sagen kannst, worum es im nächsten Training geht.
Du sparst Zeit. Das mag ein Problem sein, mit dem nur ich mich rumgeschlagen habe, aber ein unverhältnismäßig großer Teil meiner Trainingsplanung war immer, mich überhaupt für ein Thema zu entscheiden.
Analyse Jahresplan
Ganz per se erstmal: Was ist wichtig im Tischtennis? Wann sind die Wettkämpfe? Was braucht meine Trainingsgruppe am Dringensten?
Das sind die drei Fragen, die du dir in erster Linie stellen solltest, darauf komme ich später nochmal zurück.
Fangen wir im Jahresplan ganz vorne an – der Reeinstieg.
Ergibt schon Sinn. Die meisten Kinder kommen aus den Sommerferien zurück. Viele hatten seit Wochen keinen Schläger mehr in der Hand. In dieser Situation eine Woche dafür zu nutzen, den Kindern wieder an Tischtennis heranzuführen ergibt schon Sinn.
Ist eure Trainingsbeteiligung in den Ferien phänomenal gewesen; erübrigt sich der Reeinstieg natürlich.
Bei uns ging es dann mit Beinarbeit und Fitness weiter. Auch dieses Thema ergibt an dieser Stelle nur dann wirklich Sinn, wenn die Sommerpause lang war und die Kondition eurer Athleten etwas gelitten hat.
Anfang Oktober ging bei uns die Saison los. Ca. drei Wochen vorher haben wir mit der ersten Runde Wettkampftraining angefangen und unsere Kinder auf mentale Drucksituationen vorbereitet. Hier ist es potentiell euch überlassen, diese Wettkampfphase deutlich zu verlängern. Vergesst dabei aber nicht, dass „einfach nur spielen“ nicht unbedingt sinnvolles Training ist.
Ihr braucht immer eine spezifische Wettkampfsituation, wie Rückstände oder Verlängerungen, oder ihr legt einen technischen Fokus und trainiert Technik unter Wettkampfbedingungen.
Der Punkt Auf- und Rückschlag an sich gefällt mir rückblickend nicht. Aufschlag und Rückschlag sind schlichtweg zu wichtig, um sie als Thema zu haben, aber sonst eigentlich nur nebenbei zu behandeln. In jeder Einheit sollten Auf- und Rückschläge im Plan stehen – egal in welcher Form.
Das Thema Banane gefällt mir schon besser. Die Banane ist eine moderne Technik, die man im Tischtennis heutzutage eigentlich beherrschen muss.
Das Ganze mit Wettkampftraining zum Start der Saison ist eine gute Kombination, die Banane in das feste Repertoire der Kinder zu kriegen.
An die Banane anschließend Rückhand-Topspin zu machen ergibt ebenfalls Sinn. Von Rückhand über dem Tisch geht es weiter mit Rückhand hinter dem Tisch. Der Teil des goldenen Dreiecks ist hier eher auf unsere jüngeren Athleten bezogen, wobei auch Ältere hin und wieder eine Auffrischung gut gebrauchen können.
Zur Winterpause sind wir dann zum wichtigsten Schlag im Tischtennis übergegangen (Aufschlag ausgenommen) – dem Vorhand Topspin.
In der Reihenfolge auch sinnvoll gewählt, weil wir den Topspin an den Topspin gereiht haben.
Das ging dann in jeglicher Variation fast zwei Monate lang. Mit Wettkampf, ohne Wettkampf, Eröffnung, Wechselpunkt und was uns sonst noch eingefallen ist.
Warum im Winter? Winterpause. Keine Wettkämpfe für einige Zeit, also ein guter Zeitpunkt, um einen etwas technischeren Fokus zu setzen.
Zur Rückrunde gab es wieder Wettkampftraining ohne Ende. Und rückblickend finde ich, dass wir hier einen großen Fehler gemacht haben. Mit dieser Taktung bereiten wir unsere Kinder optimal auf das letzte Spiel der Saison vor, aber für alle Spiele davor, kommt dieses Wettkampftraining eigentlich zu spät. Wir hätten den Wettkampffokus einen Monat früher setzen müssen, dafür ab Mitte März wieder mehr Technik trainieren sollen.
Und am Ende ist das auch die größte Schwäche dieses Jahresplans. Zum Ende der Saison ganze zwei Monate Wettkampf zu trainieren, ergibt einfach keinen Sinn und ich weiß nicht, was uns da geritten hat.
Sobald es in die Sommerpause geht, ist es Zeit für Technik pur. Keine Wettkämpfe in Sicht und es ist genug Zeit, Techniken fast von Grund auf neu aufzubauen und zu verbessern, ohne, dass wichtige Spiele verloren gehen.
A-Lizenz Trainer und ehemaliger Landestrainer von Berlin, Alexander Zacholowsky hat zu mir mal so etwas gesagt wie: „Talente werden im Sommer geschmiedet“. Ungefähr so. Aber die Nachricht ist klar: Das Training in der Sommerpause hat im Vergleich mit anderen Abschnitten im Jahr die größte Bedeutung für die Entwicklung eines Athleten.
Die drei Fragen
Um abschließend nochmal darauf zurückzukommen, wie ihr euren eigenen Jahresplan meißeln könnt, kommen wir noch einmal auf die drei initialen Fragen vom Anfang zurück.
Was ist wichtig im Tischtennis?
Hier geht es darum, dass du eine Gewichtung findest. Welche Schläge sind im Tischtennis die wichtigsten? Aufschlag. Vorhand-Topspin. Ggf. Banane, je nach Niveau. Topspin generell.
Solche Antworten solltet ihr finden. Diese Frage ist auch der Grund, warum ihr in unserem Plan kein separaten Punkt Schupfen findet. Es ist schlichtweg zu unwichtig. Ein langer Ball wird mit einem Topspin beantwortet, ein halblanger im Idealfall auch. Deswegegen wird Topspin beigebracht.
Wann sind die Wettkämpfe?
Achtet auf eure Periodisierung. Spezifisches Wettkampftraining muss im Plan so angelegt werden, dass die Kinder bereit für die Spiele sind, wenn die kommen.
Anders ergibt Wettkampftraining keinen Sinn.
Vergesst dabei aber nicht, dass ihr auch im Techniktraining den technischen Fokus unter Wettkampfbedingungen trainieren müsst. Dabei kann ich aber auf unseren Artikel zur Trainingsplanung verweisen.
Was braucht meine Trainingsgruppe am dringendsten?
Simpel. Wenn eure Gruppe im Grunde vollständig absolute Experten des Rückhand-Topspins sind, dann hat das Thema im Jahresplan eine sehr kleine Rolle zu spielen und dient mehr als „vergesst das nicht“.
Fazit
Beim Erstellen eines Jahresplanes gibt es also einige Dinge, auf die du achten muss. Und vollständig zufrieden wird man – gerade rückblickend – vermutlich nie sein.
Versuche einfach, die bestmögliche Mischung aus Athletenfähigkeiten, Wettkampfperiodisierung und Prioritätensetzung zu finden. Den Rest muss jeder durch Erfahrung herausfinden.
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und erstellt euren Jahresplan!
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