Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ein Spiel gegen einen Abwehrspieler sehr schwierig sein kann und einige Nerven beansprucht. Woran liegt das? Einerseits kann das an mangelnden Trainingsmöglichkeiten gegen Abwehrspieler im Tischtennisverein liegen.
Viele kleinere Vereine haben nur sehr wenige oder gar keine Abwehrspieler, gegen die man das Spiel gegen Abwehr üben könnte.
Daher sind besonders Anfänger häufig überfordert, wenn sie in einem Wettkampfspiel auf einen Verteidiger stoßen. Zudem spielt jeder Abwehrspieler, je nach Schläger und Spielweise, anders. Manche Spieler spielen auf einer Schlägerseite einen Noppenbelag, Anti-Belag oder einen griffen Noppen-Innen-Abwehrbelag.
Auf der anderen Seite befindet sich dann oft ein Angriffsbelag, mit dem sie auch teilweise sehr starke Angriffsschläge ausführen.
Es gibt nicht somit keine Anleitung, mit der man auf jeden Fall gegen Abwehrspieler gewinnen wird, aber dennoch gibt es einige taktische Möglichkeiten, die ein Angriffsspieler gegen einen Verteidiger einsetzen kann.
In diesem Beitrag gebe ich dir 10 Tipps, wie du gegen Abwehrspieler Punkte gewinnen kannst:
1. Platzierung auf den Körper
Generell ist es immer nützlich, den Ball auf den Ellenbogen bzw. Körper des Gegners zu platzieren. Ein defensiver Spieler mag es insbesondere nicht, wenn der Ball direkt auf seinen Körper zukommt.
Je schneller der Ball dabei kommt, desto besser. So hat der Gegner sowohl aufgrund der Platzierung als auch des Tempos des Balles wenig Zeit, um sich gut zu dem Ball zu stellen und einen gefährlichen Abwehrschlag zu spielen.
2. Lange, schnelle Aufschläge auf den Körper
Bei Aufschlägen solltest du den Gegner immer genau beobachten. Achte besonders darauf, wie weit er vom Tisch entfernt steht und mit welcher Seite seines Schlägers er den Ball zurückspielt.
Die meisten Abwehrspieler haben auf der einen Schlägerseite einen Abwehrbelag und auf der anderen einen Angriffsbelag.
Besonders, wenn du merkst, dass der Gegner jeden Aufschlag nur mit seinem Abwehrschlag annimmt und nah am Tisch steht, solltest du lange schnittlose Aufschläge auf seinen Körper spielen. Dies ist besonders nützlich, wenn der Gegner die Aufschläge mit langen Noppenbelägen annimmt.
Denn je weniger Schnitt du in die Aufschläge gibst, desto weniger kommt auch zurück. Möglicherweise macht der Gegner direkt bei der Annahme einen Fehler oder du kannst den anschließenden Ball leicht angreifen.
Beobachtest du, dass der Gegner zu weit vom Tisch weg steht, kannst du auch einen kurzen Aufschlag spielen. Aber Achtung: Wenn du merkst, dass sich der Abwehrspieler auf einen Aufschlag gut eingestellt hat und ihn sicher und gefährlich zurückspielen kann, versuche deine Aufschläge zu variieren.
3. Variable Platzierungen
Abwehrspieler benötigen in der Regel eine sehr gute Beinarbeit. Eine Möglichkeit, gegen Abwehrspieler Punkte zu sammeln, ist sie zu sehr viel Beinarbeit zu zwingen. Je mehr sich der Gegner bewegen muss, desto schwerer wird es für ihn zu punkten.
Wie kannst du das machen? Wenn du immer wieder Topspins auf die gleiche Stelle, mit dem gleichen Spin und demselben Tempo, kann sich der Abwehrspieler gut darauf einstellen und muss sich wenig bewegen.
Stattdessen solltest du ein möglichst variables Spiel aufziehen. Beispielsweise kannst du zunächst einen langen, schnellen Topspin, gefolgt von einem kurzen Stoppball und anschließend wieder einem langen Ball spielen.
Auch solltest du die seitliche Platzierung variabel gestalten. So muss sich der Abwehrspieler nicht nur vor und zurück, sondern auch seitlich bewegen und wird so physisch auf Trab gehalten. Zusätzlich muss er sich dann stark konzentrieren und wird auch mal Fehler machen.
4. Parallele Bälle
Parallele Bälle und insbesondere parallele Topspins werden von vielen Spielern oft viel zu selten trainiert. Daher spielen in einem Match die meisten Spieler vor allem diagonale Topspins.
Die defensiven Spieler haben sich deshalb daran gewöhnt, diagonale Bälle anzunehmen und zu spielen, da dies am häufigsten vorkommt. Darum ist es oft sehr schwer, mit diagonalen Topspins gegen Abwehrspieler zu punkten.
Spiele stattdessen auch mal parallele Bälle. Beispielsweise kannst du abwechselnd parallele Topspins und Schupfbälle spielen.
5. Verschiedene Topspins
Ohne selbst anzugreifen wirst du es gegen einen Abwehrspieler manchmal ziemlich schwer haben. Du solltest selber angreifen. Wenn du allerdings deine Topspins immer mit der gleichen Technik und Platzierung spielst, wird sich der Abwehrspieler leicht darauf einstellen können.
Versuche daher das Tempo, den Spin und die Platzierung deiner Topspins zu variieren, um den Gegner zu verwirren und zu Fehlern zu zwingen.
6. Schuss
Der Schuss ist ein weiterer Schlag, mit dem du gegen Abwehrspieler Punkte erzielen kannst. Gegen einen guten Abwehrspieler wirst du nicht viele Chancen haben, den Ball zu schießen.
Wenn du es aber schaffst, den Gegner mit variablen Bällen auszuspielen, wird der Gegner auch mal hohe oder leere Bälle zurückbringen. In diesen Situationen ist es dann wichtig, dass du Ruhe bewahrst und den Ball sicher versenkst.
7. Schupfbälle/Stoppbälle nach Abwehrbällen des Gegners
Ein großes Problem, dass viele Spieler gegen Abwehrspieler haben, ist der enorme Unterschnitt in den Abwehrschlägen.
Viele Angreifer haben es schwer, auf einen Abwehrball des Gegners mit einem weiteren Topspin zu reagieren. Für diese ist es oft besser nach einem Abwehrball einen langen Schupfball oder einen kurzen Stoppball zu spielen.
Insbesondere gegen lange Noppen ist der lange Schupfball sehr nützlich. Der anschließende Ball des Gegners kommt in der Regel mit leichtem Überschnitt und optimalerweise auch hoch zurück, sodass du diesen leicht angreifen kannst.
Ein kurzer Stoppball ist hilfreich, um den Gegner wieder nach vorne an den Tisch zu holen und so zur Beinarbeit zu zwingen.
Möglich wäre somit ein variables Spiel in dieser Sequenz: Topspin – Schupf/Ablegen – Topspin – Schupf/Ablegen …
8. Passiv spielen und blocken
Ein defensiver Spieler spielt in der Regel sehr gerne gegen offensiv agierende Spieler und wartet darauf, dass diese bei ihren Angriffsbällen Fehler machen. Wenn du merkst, dass du auch mit einem variablen Angriffsspiel nicht weiterkommst, solltest du deine Taktik umstellen.
Du kannst versuchen passiver zu spielen und den Abwehrspieler zu eigenen Angriffen oder einem Schupfduell zu zwingen.
Diese Taktik ist besonders gut, wenn du merkst, dass dein Gegner in der Offensive schwach ist. Möglicherweise macht er dabei selbst Fehler oder spielt einen Ball mit wenig Schnitt und schlechter Platzierung zurück.
Diese Gelegenheit kannst du dann nutzen, um selbst wieder einen kontrollierten Angriff auszuführen.
9. Geduld haben
Der häufigste Fehler gegen Abwehrspieler ist die fehlende Geduld. Viele versuchen gegen Verteidiger mit schnellen harten Topspins zum Erfolg zu kommen und machen dabei sehr viele Fehler. Wenn du dabei keine Fehler machst und viele Punkte erzielst, ist diese Taktik für natürlich genau die richtige.
Meistens ist es aber eine bessere Idee, zunächst leichte variable Schläge auszuführen und mit Geduld auf den richtigen Moment zu warten, um einen Endschlag auszuführen.
10. Gegen Abwehrspieler trainieren
Es gibt deutlich weniger Abwehrspieler als Angriffsspieler im Tischtennis. Der wahrscheinlich größte Vorteil von Verteidigern ist daher, dass sie selbst gegen sehr viele Angreifer trainieren können.
Gleichzeitig sind es die meisten Angreifer aufgrund mangelnder Trainingsmöglichkeiten nicht gewohnt, gegen Abwehrspieler zu spielen. Solltest du also Abwehrspieler in deinem Umfeld kennen, versuche unbedingt gegen sie zu trainieren.
Fazit
Gegen einen Abwehrspieler zu spielen, ist für die meisten Spieler alles andere als einfach. Ich hoffe aber, dass diese 10 Punkte dir geholfen haben und dir bei deinem nächsten Wettkampfspiel gegen Verteidiger einen Vorteil verschaffen!
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