Risiko und oder Mut gehören zu den ausschlaggebenden mentalen Einstellung im Tischtennis.
Sich zu trauen, eben den Ball zu spielen, der den Fehler vom Gegner erzeugt, auch wenn man dafür aus der eigenen Komfortzone raus muss ist ein wichtiger Bestandteil in vielen Siegen.
Sobald du zu zweit am Tisch stehst – also Doppel gespielt wird – sieht das Ganze aber etwas anders aus.
Warum Risiko in Doppeln eher ungeeignet ist, wann es vielleicht doch zum Einsatz kommt und was in Doppeln stattdessen wichtig ist wird Thema des heutigen Tipps der Woche sein.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Risiko/Mut
Warum es in Einzeln so wichtig ist, dass du bisweilen die schwierigere Variante eines Schlages wählst (parallel statt diagonal, aggressiver Schupf statt einfacher Schupf o.Ä.) habe ich im letzten Tipp der Woche schon behandelt.
Es sind eben diese kleinen Risiken und der Mut, aktiv zu bleiben, der dich in eine Position bringt, den Ballwechsel für dich zu entscheiden.
Im Doppel hat das Ganze eher negative Folgen.
Vorbereitung
Im Einzel bist du es, der deine Bälle vorbereitet. Es sind deine Aufschläge, deine Rückschläge, dein dritter Ball und so weiter.
Im Doppel ist das nicht so. Dein Partner bereitet deinen Ball vor – und du bereitest den Ball für deinen Partner vor.
Dementsprechend weißt du einfach nie ganz genau, was da auch die zu kommt.
Vielleicht hat dein Doppelpartner einen kleinen Kick Seitschnitt mitgegeben, der jetzt auch zurückkommt. Du bist unvorbereitet, willst aber trotzdem früh an den Ball und einen Endschlag spielen. Da der Ball leicht seitlich abspringt haust du aber einfach daran vorbei.
Situationen kennenlernen
Im Einzel hast du die Hälfte aller Ballwechsel Aufschlag und spielst den Ball immer auf die selber Person und bekommst den Ball auch immer von der selben Person zurück.
Im Doppel hast du 1/4 aller Bälle Aufschlag. Rückschlag spielen tust du nur halb so oft, wie im Einzel und das auch noch auf zwei verschiedene Aufschläger.
Das resultiert in viel weniger Möglichkeiten, das richtige Timing, den richtigen Schlägerwinkel und so weiter herausfinden zu können, die ein risikoreicher Schlag braucht.
Im Doppel dazulernen ist viel viel schwieriger, als im Einzel, weil die Situation, die du kennenlernst nur halb so häufig und noch dazu nur jeden zweiten Satz vorkommt. In der Regel wird das nicht reichen
Du hast einen Partner
Auch dein Partner ist in der Lage einen guten Topspin zu spielen.
Du musst nicht die Bombe ziehen, um den Punkt zu machen, auch dein Partner kann auf eine Eröffnung von dir nachgehen. Das ist bisweilen eine Vertrauenssache im Doppel.
Und auf der anderen Seite sind Endschläge genau die Bälle, bei denen du danach über dem Tisch hängst.
Wenn dein Gegner den Ball jetzt doch zurückspielt, dann kriegst du den entweder direkt ab oder du bist deinem Partner einfach voll im Weg.
Doch mal Risiko
Es gibt Situationen, in denen dein Partner in einem Spielzug „gefangen“ ist und auf jeden Ball der Gegner einen direkten Fehler macht.
Abgesehen davon, dass du ihm da bei der Lösungssuche natürlich helfen kannst, lohnt es sich auch für dich darüber nachzudenken, welchen Schlag DU spielen kannst, um deinen Partner aus seiner Bredouille zu befreien.
Die andere Möglichkeit ist natürlich dann, wenn deine Gegner ganz grundsätzlich hoch favorisiert sind. Wenn man selber als „Underdog“ in das Spiel geht, dann ist es selten die Sicherheit, die das Spiel gewinnt, sondern viel mehr ein Flow in den du dich spielst, in dem du zufällig auch mal Bälle spielst, die du eigentlich gar nicht richtig kannst.
Augen und Sicherheit
Das sind vermutlich die beiden konstanten Rezepte, ein guter Doppelspieler zu sein.
Wo will der Gegner den Ball nicht haben und wie kann ich ihn dort hin spielen, ohne einen Fehler zu machen?
Das ist eine ganz gute Frage, die man sich im Doppel stellen kann.
Natürlich ist die Antwort auf diese Frage auch häufig die schwierigere Parallele, aber wenn du dich ordentlich hinstellst, dann reicht im Doppel in der Regel eine sichere, langsame Eröffnung in die Parallele, die nun ein besonders großes Risiko darstellt.
Und sonst ist es im Doppel in den meisten Fällen: Der kurze Aufschlag, statt der Kicker; der kontrollierte Topspin, statt der Endschlag; der kurze Rückschlag, statt die Sense usw. usw.
Fazit
Einzel wird mit Risiko und Mut gewonnen, weil du damit deinen Gegner aus seiner Komfortzone holst, selber aktiv bleibst und dich damit in gute Positionen bringst.
Doppel wird mit Risiko und Mut eher verloren, weil du Situationen nicht kennenlernen kannst, dadurch mehr Fehler machst und deinem Partner am Ende vielleicht sogar im Weg stehst.
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und spielt Doppel ohne Risiko!
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