Koordinative Fähigkeiten im Tischtennis – Erklärung & Tipps

Die koordinativen Fähigkeiten sind neben den konditionellen Fähigkeiten, der technischen Perfektion, der Taktik und auch der Psyche ein wesentlicher Faktor, der über die Leistung eines Tischtennisspielers entscheidet.

Tischtennis Anfänger, insbesondere Kinder, die bereits aus anderen Sportarten grundlegende allgemeine koordinative Fähigkeiten erlangt haben, lernen auch Tischtennis schneller.

Koordination wird als das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Bereichen des zentralen Nervensystems, des Skelettsystems und der Muskulatur innerhalb eines bestimmten Bewegungsablaufs bezeichnet.

Insgesamt gibt es 7 verschiedenen koordinative Fähigkeiten: Differenzierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit und Rhythmisierungsfähigkeit.

Manche davon sind mehr und manche weniger wichtig für Tischtennis, aber von Bedeutung sind sie alle und ein Koordinationstraining ist sehr wichtig, um im Tischtennis schnell besser zu werden.

In diesem Beitrag stellen wir dir die 7 verschiedenen koordinativen Fähigkeiten vor und zeigen dir einige Möglichkeiten, wie du sie trainieren kannst.

Bedeutung der koordinativen Fähigkeiten im Tischtennis

Tischtennis ist ein sehr schnelles Spiel, und wenn man es schafft, den Gegner ständig unter Druck zu setzen, hat man einen großen Vorteil. Um ein guter Tischtennisspieler zu sein, sollte man in der Lage sein, sich schnell auf neue Situationen einstellen zu können.

Eine weitere Bedeutung der koordinativen Fähigkeiten für einen Tischtennisspieler ergibt sich daraus, dass die Beinarbeit mit den Schlagbewegungen kombiniert werden muss und die einzelnen Schlagtechniken mit der erforderlichen Geschwindigkeit und Genauigkeit in verschiedenen Situationen angewendet werden sollen.

Die Bedeutung der koordinativen Fähigkeiten im Tischtennis zeigt sich auch darin, dass sie dem Spieler hilft, dem Gegner durch genaue Beobachtung immer einen Schritt voraus zu sein was dem Spieler zu einer guten taktischen Leistung während des Spiels verhilft.

In diesen vorangegangen Sätzen sind einige der 7 koordinativen Fähigkeiten „versteckt“. Nämlich die Umstellungsfähigkeit, die Reaktionsfähigkeit, die Differenzierungsfähigkeit, die Kopplungsfähigkeit und die Orientierungsfähigkeit.

Doch auch die anderen koordinativen Fähigkeiten sind im Tischtennis wichtig und deshalb stellen wir die im Folgenden jede einzelne Fähigkeit vor.

Die 7 koordinativen Fähigkeiten

1. Reaktionsfähigkeit

Was Reaktionsfähigkeit ist, ist denke ich relativ einleuchtend. Reaktionsfähigkeit ist die Fähigkeit, auf ein Signal sofort, schnell und effektiv reagieren zu können. Die Signale können beispielsweise akustischer oder optischer Form sein.

Beim Tischtennis ist es sehr wichtig, schnell auf einen Schlag des Gegners reagieren zu können, auch wenn der Ball unter Umständen mit überraschender Platzierung, Tempo, Flugbahn oder Spin gespielt wird.

Auch kann es zu unerwarteten Ereignissen wie Netz- oder Kantenbällen kommen, die ein schnelles Reagieren erfordern.

Die Reaktionsfähigkeit können junge Tischtennisspieler trainieren, indem sie in Gruppen verschieden Fangspiele spielen.

Auch mit einem Partner kannst du sehr gut verschiedene Reaktions-Übungen ausführen. Einige davon sind in dem folgenden Video erläutert. Dein Trainingspartner stellt sich vor dich und hält einen oder beide Arme ausgestreckt vor sich.

In einem oder beiden Händen befindet sich ein Tischtennisball. Irgendwann lässt er den oder die Bälle fallen und du musst dann reaktionsschnell die Bälle auffangen, bevor sie den Boden erreichen.

Wenn ihr gerade eine Tischtennisplatte zur Verfügung habt, gibt es auch eine weitere ideale Übung: Du kannst dich mit dem Rücken zur Tischtennisplatte in die Bereitschaftsposition stellen.

Irgendwann spielt dein Partner den Tischtennisball und wenn du das hörst, drehst du dich schnell um und versuchst den Ball mit einer möglichst sauberen Schlagtechnik zu spielen.

Hierbei trainierst du (wie bei vielen anderen Übungen auch) übrigens nicht nur die Reaktionsfähigkeit, sondern auch andere koordinative Fähigkeiten wie die Orientierungsfähigkeit.

2. Rhythmisierungsfähigkeit

Die Rhythmisierungsfähigkeit ist die Fähigkeit, den Rhythmus einer Bewegung beobachten oder wahrnehmen und eine Bewegung in einem bestimmten Rhythmus ausführen zu können.

Im Tischtennis gibt es jedoch nicht den einen Rhythmus, der dich durch das gesamte Spiel führt. Vielmehr ist die Rhythmisierungsfähigkeit im Tischtennis die Fähigkeit, seinen Schlagrhythmus an unterschiedliche Gegebenheiten anpassen zu können und gezielte und bewusste Tempowechsel vorzunehmen, um den Gegner aus dem Konzept zu bringen.

Eine allgemeine Übung zur Verbesserung der Rhythmisierungsfähigkeit ist das Seilspringen. Hier kannst du auch nach verschiedenen Rhythmen springen und Variationen ausprobieren.

Auch die Koordinationsleiter ist ideal geeignet, um die Rhythmisierungsfähigkeit zu trainieren.

Auch bei der Erwärmung kann man verschiedene Rhythmen einbauen. Beispielsweise beim Einlaufen nach 3 Schritten jeweils den Boden mit einer Hand berühren.

3. Orientierungsfähigkeit

Die Orientierungsfähigkeit ist die Fähigkeit einer Person, die Umgebung und die Zeit wahrzunehmen und sich an die Bedingungen anpassen zu können.

Im Tischtennis solltest du beispielsweise in der Lage sein, deine Stellung zur Tischtennisplatte, die Stellung deines Doppelpartners und auch die Stellung deines Gegners wahrnehmen zu können.

Auch die Position des Tischtennisballes und seine Eigenschaften wie Flugrichtung, Flugkurve, Tempo und Spin sind wichtige Signale, die du wahrnehmen und verarbeiten solltest.

Die Orientierungsfähigkeit hängt (nicht nur im Tischtennis) auch mit deiner Spielerfahrung ab. Je länger du schon Tischtennis spielst, desto mehr wirst du ein Gefühl dafür entwickeln, wie deine aktuelle Stellung zur Tischtennisplatte und zum Ball ist sowie die Stellung deines Partners oder Gegners.

Eine gute Orientierungsfähigkeit kann im Tischtennis ein großer Vorteil sein. Denn wenn du siehst, dass dein Gegner beispielsweise ein bisschen zu weit weg vom Tisch steht, kannst du einen kurzen Ball spielen, an den er eventuell nicht mehr rankommt. Oder wenn er zu weit in einer Ecke steht, kannst du den Ball in die andere Ecke platzieren.

Trainieren kannst du die Orientierungsfähigkeit unter anderem dadurch, dass du einen Parcours durchläufst, während du einen Tischtennisball auf deinem Schläger balancierst. Hierbei musst du sowohl auf den Weg als auch auf den ball auf deinem Schläger achten, was die Orientierungsfähigkeit schult.

Eine weitere gute Trainingsmöglichkeit der Orientierungsfähigkeit ist, dass du einen Ball an eine Wand wirst, dich anschließend schnell einmal im Kreis drehst und danach versuchst den Ball wieder aufzufangen.

Auch die oben genannte Übung zum Trainieren der Reaktionsfähigkeit, bei der du mit dem Rücken zurr Tischtennisplatte stehst, ist gleichzeitig eine ideale Übung für die Schulung der Orientierungsfähigkeit.

4. Differenzierungsfähigkeit

Die Differenzierungsfähigkeit ist die Fähigkeit, die Position des Körpers und seiner Teile in Zeit und Raum in Bezug auf die Schwerkraft und das Objekt zu bestimmen. Diese Fähigkeit ermöglicht ein hohes Maß an Bewegungsgenauigkeit und die richtige Dosierung der eingesetzten Kraft einzelner Gliedmaßen.

Die Differenzierungsfähigkeit ist eine der wichtigsten koordinativen Fähigkeiten im Tischtennis, wenn nicht sogar die wichtigste. Ob du ein gutes „Ballgefühl“ im Tischtennis hast, hängt im Wesentlichen von deiner Differenzierungsfähigkeit ab.

Differenzierungsfähigkeit im Tischtennis ist die Fähigkeit, die Schläge von der Kraft her richtig dosieren zu können und den Bällen unterschiedlich zu platzieren und mit verschiedenen Rotationen und Flughöhen zu spielen.

Diese Fähigkeit sollte insbesondere von Anfängern und idealerweise auch schon im frühen Schulkindalter trainiert werden. Möglichkeiten dazu gibt es in Massen.

Zum Beispiel kannst du versuchen, mit unterschiedlich großen und schweren Bällen verschiedene Ziele zu treffen. Auch mit Tischtennisschläger und -ball kannst du auf der Tischtennisplatte versuchen, bestimmte Ziele wie Becher oder Markierungen zu treffen.

Indem du über dem Tischtennisnetz eine Stange anbringst, kannst du den Ball abwechselnd über und unter der Stange hindurchspielen und so die Differenzierung zwischen einer flachen und hohen Flugkurve lernen.

Zur Erlernung der Unterscheidung zwischen einem schnellen und langsamen Schlag kannst du beispielsweise 2 Tischtennisbälle in die Hand nehmen und zunächst einen Ball langsam spielen und den nächsten anschließend so spielen, dass er den ersten Ball überholt, bevor dieser die Grundlinie der Tischtennisplatte erreicht hat.

5. Gleichgewichtsfähigkeit

Unter Gleichgewichtsfähigkeit versteht man die Fähigkeit, in verschiedenen Situationen das Gleichgewicht zu halten. Insbesondere das dynamische Gleichgewicht ist beim Tischtennis sehr wichtig.

Dynamisches Gleichgewicht ist die Fähigkeit, das Gleichgewicht und die Kontrolle über den Körper zu behalten, während man sich bewegt.

In einem Tischtennisspiel muss man in der Lage sein, das Gleichgewicht zu halten, während man sich zum Ball bewegt, denn nur so kann man einen guten Schlag ausführen und sich zum nächsten Ball bewegen.

Aber auch ein grundlegendes statisches Gleichgewicht sollte ein Tischtennisspieler besitzen. Unter dem statischen Gleichgewicht bezeichnet man die Fähigkeit, die Balance im Ruhezustand zu halten, auch wenn man beispielsweise nur auf einem Bein steht.

Wie alle körperlichen Fähigkeiten kann auch das Gleichgewicht trainiert und verbessert werden.

Es gibt viele Aktivitäten und Übungen außerhalb des Tischtennissports, mit denen du dein dynamisches und auch statisches Gleichgewicht verbessern kannst.

Dazu gehört beispielsweise das Balancieren auf einer Bank, das Halten des Gleichgewichts auf einem Medizinball oder einem zusammengefalteten Handtuch, das Springen auf einem Bein und die sogenannte Standwaage.

Auch Tanzen ist übrigens eine ideale Möglichkeit, um dein Gleichgewicht zu trainieren.

6. Kopplungsfähigkeit

Kopplungsfähigkeit ist die Fähigkeit eines Spielers, Bewegungen von einzelnen Körperteilen zu einer einzigen koordinierten Bewegung zusammenzuführen. Beim Tischtennis ist die Kopplungsfähigkeit einer der wichtigsten koordinativen Fähigkeiten.

Denn an einem Tischtennisschlag sind nicht nur ein Körperteil, sondern sehr viele beteiligt. Nur das Zusammenspiel von Beinarbeit, Oberkörperbewegung, Armbewegung und Handgelenk führen zu einer korrekten und effektiven Schlagbewegung.

Eine einfache Möglichkeit, die Kopplungsfähigkeit ohne jegliches Hilfsmittel zu trainieren, ist der Hampelmann. Du kannst Hampelmänner in verschiedenen Varianten ausführen. Ich kann dir versichern: Einige davon werden dich zumindest am Anfang vor große Herausforderungen stellen.

Es gibt auch Möglichkeiten, die Kopplungsfähigkeit mit Tischtennisschläger und -ball zu trainieren. Du kannst beispielsweise den Tischtennisball auf dem Schläger tippen und mit dem anderen Arm und/oder einem Bein gleichzeitig kreisende Bewegungen ausführen.

Dasselbe kannst du auch tun, währen du an der Tischtennisplatte mit einem Partner Schlagtechniken wie beispielsweise Konterschläge ausführst.

7. Umstellungsfähigkeit

Unter Umstellungsfähigkeit wird die Fähigkeit verstanden, Bewegungen bei erwarteten oder unerwarteten Situationsänderungen effektiv anpassen oder ändern zu können.

Tischtennis ist ein sehr schneller Sport und ständig treten neue Situationen auf, die es erfordern, schnell zu reagieren und seine Bewegungen auf die neue Situation anzupassen. Die Umstellungsfähigkeit hängt somit eng mit der Reaktionsfähigkeit zusammen.

Die tischtennisspezifische Umstellungsfähigkeit separat zu trainieren, ist nicht so einfach. Je öfter man gegen unterschiedliche Gegner spielt, desto besser wird aber auch die Umstellungsfähigkeit.

Denn mit größerer Spielerfahrung steigt auch die Fähigkeit des Gehirns, bestimmte Situationen schnell zu erfassen und dem Körper die richtigen „Befehle“ zu geben.

Durch unregelmäßige Tischtennis-Übungen, beispielsweise am Balleimer oder mit einem Partner, kannst du aber auch deine Umstellungsfähigkeit trainieren. Der Zuspieler am Balleimer kann beispielsweise Tempo, Spin und Platzierung der Bälle ständig ändern, wodurch du dich auf die neuen Gegebenheiten einstellen musst.

Die allgemeine Umstellungsfähigkeit kann aber auch sehr gut durch verschiedene Fang- und Ballspiele trainiert werden. Hier eignet sich beispielsweise das Spiel „Kreuzfangen“ sehr gut.

Bei diesem Spiel bewegen sich die Spieler in einem festgelegten Spielfeld. Ein Fänger muss zunächst einen vorher festgelegten Spieler versuchen zu fangen. Dieser Spieler kann sich aber retten, indem er einen anderen Spieler berührt.

Der berührte Spieler wird dadurch zum neuen Fänger und muss versuchen, den alten Fänger zu fangen. Dieser kann sich jedoch wieder retten, indem er einen anderen Spieler berührt.

Durch dieses Spiel wird nicht nur die Umstellungsfähigkeit, sondern auch die Reaktionsfähigkeit und das Orientierungsvermögen geschult.

Wann sollte ich koordinative Fähigkeiten trainieren?

Koordinative Fähigkeiten sollten bereits im frühen Grundschulalter trainiert werden. Viele koordinative allgemeinen Grundlagen können bereits durch allgemeine Übungen wie Springen, Klettern, Balancieren, Werfen und Fangen und verschiedene Ballspiele entwickelt werden.

Auch die tischtennisspezifische Koordination mit Tischtennisschläger und -ball sollte so früh wie möglich (sobald die Kinder mit dem Tischtennis beginnen) geschult werden. Anregungen dazu findest du auch in diesem Beitrag.

Doch auch wenn du erst im fortgeschritteneren Alter mit Tischtennis beginnst, heißt das nicht, dass du deine Koordination nicht mehr trainieren solltest.

Die allgemeinen koordinativen Fähigkeiten wirst du vermutlich schon ganz gut beherrschen, aber auch als älterer Anfänger ist es sehr wichtig, die tischtennisspezifische Koordination zu schulen.

Wie kann ich die koordinativen Fähigkeiten trainieren?

In diesem Beitrag haben wir dir einige Möglichkeiten vorgestellte, wie du jede einzelne der 7 koordinativen Fähigkeiten trainieren kannst. Einige der Trainingsoptionen setzen Hilfsmittel voraus.

Dazu gehören zum Beispiel verschiedene Bälle, Luftballons, Hütchen, Bänke und natürlich ein Tischtennisschläger. Ein sehr nützliches Hilfsmittel, um viele verschiedene koordinative Fähigkeiten gleichzeitig zu trainieren, ist die Koordinationsleiter.

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Auch Jonglieren ist eine ideale Möglichkeit, die Koordination zu trainieren.

Versuche, das Koordinationstraining schrittweise zu steigern. Insbesondere Kinder sollten zu Beginn nicht überfordert werden, sondern schrittweise und am besten spielerisch an das Koordinationstraining herangeführt werden.

Fazit

Die koordinativen Fähigkeiten sind sehr wichtige Fähigkeiten im Tischtennis. Tischtennis-Anfänger sollten möglichst schnell die koordinativen Fähigkeiten trainieren.

Alle 7 koordinativen Fähigkeiten sind wichtig, aber am wichtigsten sind die Kopplungsfähigkeit, die Differenzierungsfähigkeit, die Orientierungsfähigkeit und die Reaktionsfähigkeit.

In diesem Beitrag haben wir dir viele Möglichkeiten vorgestellt, wie du die koordinativen Fähigkeiten trainieren kannst.

Insbesondere für das Kinder- und Jugendtraining eignen sich dafür ideal verschiedene Ball- und Fangspiele. Durch diese Spiele können auf spielerische Art und Weise verschiedene koordinative Fähigkeiten gleichzeitig geschult werden.

Johannes spielt seit über 15 Jahren Tischtennis, zuerst draußen auf der Steinplatte und seitdem er 12 Jahre alt ist im Verein SC Siemensstadt in Berlin. Mittlerweile ist er dort nicht nur Spieler, sondern seit einigen Jahren auch Trainer und Jugendwart und konnte in diesen Funktionen wertvolle Erfahrungen sammeln, welche er über TT-Test mit euch teilen möchte.

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