Tischtennis ist ein faszinierender Sport. Viele der professionellen Tischtennisspieler oder Kaderspieler oder einfach Leute, die gut Tischtennis spielen antworten auf die Frage, was sie an Tischtennis so fasziniert folgendes: „Es ist einfach jeder Ball anders. Es passiert nie das gleiche – man muss immer neu eingestellt sein.“
Auch für mich ist das Teil dieses wunderbaren Sports.
Aber wo haben alle diese Spieler angefangen? Sie wurden wohl kaum am Tisch geboren. Auch alle Profis werden mit sehr vielen Ballspielchen und Ballgewöhnung angefangen haben.
Warum das für Anfänger unglaublich wichtig ist und was man da so machen kann, soll heute unser Thema sein.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Bedeutung von Ballgewöhnung
Warum also sollten wir mit Anfängern Ballgewöhnung machen, wo doch der Sport Tischtennis so viel Spaß macht?
Nun ja, Teil dieser Faszination ist der unendliche Abwechslungsreichtum vom Tischtennis.
Dieser Abwechslungsreichtum wird erzeugt durch vier Variablen: PTFR – Platzierung, Tempo, Flugkurve und Rotation.
Und das ist noch gar nicht alles. Tischtennis hat noch ein paar andere Sachen, die die Sportart ausmachen:
Du musst den Ball mit einem Schläger treffen. Der Ball ist gerade im Vergleich mit anderen Sportarten sehr klein und auch die Fläche, auf die man den Ball spielen muss ist nicht sehr groß.
Dazu fliegt der Ball. Und wir spielen auf einer höher liegenden Ebene.
Wenn wir jetzt all diese Faktoren zusammenlegen, muss das für eine Kind, das neu in die Tischtennishalle kommt schlichtweg überfordernd sein.
Stell dir vor, du bis 6 Jahre alt. Der Tisch liegt ungefähr auf gleicher Höhe mit deinem Hals. Dir wird ein Schläger in die Hand gegeben – du darfst den Ball also nicht mal mit einem Körperteil, wie der Hand oder dem Fuß spielen und der Schläger ist zu allem Überfluss auch noch so klein. Dann fliegt der Ball auch noch. Da steht ein Netz im Weg und ich muss dahinter eine so kleine Fläche treffen. Und zu allem Überfluss dreht sich der Ball auch noch, du verstehst also nicht mal richtig, warum der Ball jetzt überhaupt von deinem Schläger in diese Richtung abgesprungen ist.
Das war jetzt sehr sehr viel auf einmal.
Kinder schaffen das einfach nicht. Wir müssen diese Ballgewöhnungsübungen also einfach deswegen machen, weil wir Kinder auf den Tisch bzw. auf den Sport Tischtennis an sich vorbereiten müssen.
Der Spaß ist sonst einfach unglaublich schnell weg, weil halt nix klappt – Tischtennis ist gerade für kleine Kinder einfach zu schwierig.
Die Idee hinter den Spielen/Übungen
Der Plan sollte also sein, einige dieser ganzen Variablen zu entfernen.
Wir müssen ein Spiel erzeugen, in dem Kinder Ballverhalten und Körperkontrolle lernen können, ohne gänzlich überfordert zu sein.
Dafür müssen wir das alles einfacher machen. Z.B. können wir anstatt eines fliegenden Balles einen rollenden Ball einführen. Damit haben wir sowohl dieses komische Fliegen als auch die Rotationsmöglichkeiten eliminiert.
Oder wir entfernen einfach mal den Tisch. Wir können nur mit unserem Schläger spielen oder legen mal ein anderes Ziel fest, das einfacher zu treffen ist.
Grundsätzlich sind dabei der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Es sollte ein Ball dabei sein, der gerollt, geschossen, gestoßen oder geworfen wird. Der Rest ist dann eigentlich schnuppe.
Beispiele
- Baut das Netz ab und lasst die Kinder die Bälle über den Tisch rollen. Ggf. sogar noch mit der Hand, statt mit dem Schläger.
- Fangt ganz von vorne an und legt den Kindern einen Ball auf den Schläger, der nicht herunterfallen darf. Hier kann man z.B. Eierlaufen spielen.
- Spielt jegliche Art von Ballspiel zum Aufwärmen. Zehnerball, Zombieball, Fußball, Brettball, Schuhhockey, Bummsball und was weiß ich was es da alles gibt.
- Macht ein Levelbetrieb mit kleinen Aufgaben, die immer ein bisschen schwieriger werden. Zuerst denn Ball nur kurz auf dem Schläger liegen lassen. Dann zwei mal tippen. Dann vielleicht mit einmal VH einmal RH. Und so weiter und so weiter.
- Arbeitet mit größeren Bällen. Auch auf dem Tisch.
- Gebt den Kindern ein Ziel, in das der Ball aus der Hand geschlagen hineingespielt werden muss.
- Baut einen Parcours auf, in dem die Kinder sich an Rotation herantasten können. Ein Beispiel dafür findet ihr in dem Artikel Die besten Tischtennis Übungen für alles! unter dem Punkt Ball- und Schnittverständnis.
- Arbeitet mit einem Ball, der sich nicht bewegt, z.B. mit einem Spinball.
- Werft einfach ein paar Bälle hin und her. Verpackt das als kleines Spiel. Ein Partner wirft einen Ball zum anderen Partner. Der muss vielleicht immer einen bestimmten Schritt machen oder steht dabei auf einer Bank oder oder.
- Macht das Tischtennisspiel langsamer. Z.B. durch mehr als einen Tischkontakt oder durch ein Hindernis auf dem Tisch, auf das der Ball zuerst gespielt werden muss.
Fazit
Wenn Kinder bei euch im Training sind – macht kleine Ballspiele mit ihnen. Tischtennis ist gerade für Kinder einfach zu schwierig, um es direkt durch Tischtennis zu lernen.
Wir müssen den Sport aufbrechen und in einzelnen Schritten an ihn heranführen, damit die Kinder, wenn sie denn Tischtennis spielen, nicht den Spaß daran verlieren, weil nichts funktioniert.
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und spielt Ballspielchen.
Ähnliche Beiträge
Jede Übung beginnt mit einem Aufschlag (TdW#64)
Topspin löst nicht alle Probleme (TdW#62)
Trainiert mit Tempo- und Schnittwechseln (TdW#60)
Vergiss nicht auch mal Tischtennis zu trainieren (TdW#57)