Die 10 besten Tischtennis Wettkampfübungen & Wettkampfspiele

Tischtennis, ein Sport, der Geschicklichkeit, Präzision und Schnelligkeit erfordert, verlangt von den Spielern nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch eine starke mentale Vorbereitung. Während regelmäßiges Training die Grundlagen festigt, ist das Wettkampftraining ein entscheidender Aspekt, um Spieler auf reale Wettkampfsituationen vorzubereiten.

Wettkampfübungen im Tischtennis simulieren die Drucksituationen, denen Spieler während eines echten Matches ausgesetzt sind, und helfen ihnen, ihre Reaktionen, Entscheidungen und Strategien unter diesen Bedingungen zu verfeinern.

In diesem Artikel werde ich die Bedeutung des Wettkampftrainings im Tischtennis hervorheben und die zehn besten Übungen vorstellen, die dazu beitragen, Spieler auf den Höhepunkt ihrer Wettkampfleistung zu bringen.

Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.

10. Kaisertisch

Vier Tische mit Männchen als Erklärung für Kaisertisch.

DER Klassiker. Super ausgelutscht und deswegen nur auf der Zehn.

Einfach gesagt gibt es einen „Kaisertisch“, zu dem man sich durch Siege hinarbeiten muss. Gewinnt man sein Spiel, geht man einen Tisch in Richtung des Kaisertisches, verliert man sein Spiel geht man einen Tisch vom Kaisertisch.

Dieses Spiel kann man millionenfach variieren.

Runden auf Zeit, Runden auf Punkte, mit Spielvorgaben, ohne Spielvorgaben. Zum Abschluss einer Trainingseinheit oder immer zwischen Übungen, um die nächsten Paarungen festzulegen. So gibt es keine Beschwerden der Athleten, dass man immer mit schlechteren trainieren muss, dann man bestimmt so selber mit Siegen und Niederlagen, wer der nächste Trainingspartner sein wird.

Hier ein paar Beispiele für Spielvorgaben: Spiel mit der schwachen Hand, Spiel nur bis zum 5. Ball pro Ballwechsel, ein bestimmter Schlag gibt doppelte Punkte usw. usw.

9. 7er-Ablösespiel

4 Tische mit Männchen als Erklärung für 7-Ablöse

Vermutlich der andere Klassiker.

Das 7-Punkte-Ablösespiel eignet sich vor allen Dingen bei einer vollen Halle mit vllt. sogar mehr Athleten als Spielplätzen.

Es gibt eine Wartebank. An den Tischen wird mit abwechselnden Aufschlägen bis sieben gespielt (bei sieben ist auch Schluss, es gibt keine Verlängerung – 7:6 ist Ende). Der Sieger geht zum Spielleiter und bekommt einen Punkt. Der Verlierer bleibt am Tisch stehen und BEHÄLT seine Punkte, die er bis dahin gegen andere Spieler schon gemacht hat. Der erste Spieler auf der Wartebank nimmt den freien Platz ein und startet mit dem Aufschlag. Mit Pech steht es dann schon 0:6.

Dieses Spiel ist auch für Gruppen mit größeren Niveauunterschieden besser geeignet, weil auch die schwächeren Spieler sich hin und wieder einen Punkt krallen und nach ein paar Niederlagen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mal als Sieger vom Tisch gehen können.

Alle möglichen spielerischen Variationen sind hier genau so möglich. Plus kann man das 7-Punkte-Ablösespiel mit Teams spielen. Dann werden halt statt individuellen Punkten, Punkte fürs Team geholt. Und man kann auch nur Spieler aus dem eigenen Team am Tisch ersetzen.

Durch dieses bisschen mehr Variationsmöglichkeiten landet das 7er-Ablösespiel auf der 9.

8. „6:9“

Hier ist der Punktestand gemeint.

Es wird wirklich eine mentale Drucksituation trainiert. Der „Trainierende“, als der mit den sechs Punkten, startet mit dem zweiten Aufschlag und muss damit eigentlich auf 7:9 stellen, um noch Siegchancen zu haben.

Wie man das Spiel organisiert, ist natürlich einem selbst überlassen.

Ich persönlich würde hier auch mit Teams arbeiten, um den Mannschaftsgeist noch mit ranzuholen. Es werden zwei Runden gespielt, in denen jeweils eine Mannschaft immer mit 6:9 pro Spiel startet. Und dann ist die Frage, welches Team am Ende insgesamt mehr Sätze gewonnen hat.

„6:9“ landet bei uns auf der 8.

7. Tauziehen

Es wird eine gerade Zahl festgelegt. Z.B. 10. Bei der Hälfte geht es los. Der Punktestand lautet also „5“. Gewinnt Spieler A den ersten Punkt, lautet der Punktestand „6“. Gewinnt Spieler B den ersten Punkt lautet der Punktestand „4“. Und genau so geht es weiter.

Spieler A hat gewonnen, wenn der Punktestand „10“ lautet. Spieler B hat gewonnen, wenn der Punktestand „0“ lautet. Oder man spielt auf Zeit.

Auch hier kann man wieder mit Teams spielen. Oder man daraus aus ein Turnier.

Auch hier ist man in der Organisation fast grenzenlos. Und es sind auch wieder alle spielerischen Variationen möglich.

Aus diesen Gründen – und wegen des ungewöhnlichen Spielcharakters – landet Tauziehen auf der 7.

6. Rakete

Ein Tisch mit Männchen als Erklärung für Rakete

Rakete ist ein eher wenig variables Spiel.

Man braucht nur einen Tisch. Es werden zwei Teams gebildet, die sich einige Meter vom Tisch entfernt aufstellen.

Auf ein Signal des Trainers laufen die beiden ersten Spieler der Teams so schnell sie können zum Tisch. Wer zuerst ankommt, erhält das Aufschlagrecht.

Es wird ein Ballwechsel ausgespielt. Es gibt einen Punkt für ein Team. Und das Prinzip geht von vorne los.

Rakete hat gegenüber den anderen Wettkampfformen noch den Vorteil, dass man noch den Laufweg zum Tisch für Training nutzen kann. Z.B. indem mit Sidesteps zum Tisch gelaufen werden muss.

Deswegen Platz 6 für Rakete.

5. Bankräuber

Drei Tische mit Männchen als Erklärung für Bankräuber

Bankräuber ist das wohl komplizierteste Spiel in dieser Liste. Es bietet aber genau so das größte Potential für Spaß und Wettkampferfahrung, wenn es erstmal verstanden ist.

Bankräuber kann mit sieben oder acht Personen gespielt werden.

Es wird ein Bankräuber und ein Bankdirektor bestimmt. Diese beiden stellen sich an die beiden äußeren der drei Tische und sind fest installierte Institutionen.

Der Bankräuber und Bankdirektor haben jeweils einen Gegner. Am mittleren Tisch sind die anderen 3 bzw. 4 Personen.

Jeder startet mit 10 Münzen (bis auf Bankdirektor und Bankräuber, zumindest in der einfachen Variante). Spielt man gegen den Bankdirektor, gewinnt man für jeden gewonnen Ballwechsel eine Münze und kann KEINE Münzen verlieren.

Spielt man gegen den Bankräuber verliert man für jeden verlorenen Ballwechsel eine Münze und kann KEINE Münzen gewinnen.

Wer zum Bankdirektor und zum Bankräuber geht, wird in der Mitte entschieden.

Es wird Rundlauf gespielt. Wer hier zuerst rausfliegt, muss den Spieler beim Bankräuber sofort ablösen und gegen den Bankräuber spielen. Derjenige, der abgelöst wurde muss kurz warten, bis die Runde Rundlauf zu Ende ausgespielt ist.

Der Sieger der Rundlaufrunde löst den Spieler beim Bankdirektor sofort ab.

Es wird eine neue Runde Rundlauf gestartet.

Auch hier kann man natürlich ein bisschen mit spielerischen Aufgaben arbeiten.

Eine Variation von Bankräuber, die ich neulich gespielt habe: Alle paar Minuten habe ich das Spiel angehalten und den Spieler mit den meisten Münzen zum Bankdirektor und den Spieler mit den wenigsten Münzen zum Bankräuber bestimmt.

Der Bankdirektor kann nur Münzen verlieren und der Bankräuber kann nur Münzen gewinnen. Auf diese Art und Weise wird das Spiel spannender gehalten, weil es viel schwieriger ist, sich abzusetzen.

Bankräuber landet aufgrund der sehr spielerischen und kindgerechten Charakters und den trotzdem gegebenen Wettkampfbedingungen auf Platz 5.

4. King of the Table (oder das Joker-Spiel)

Drei Tische mit Männchen als Erklärung für King of the Table bzw. das Joker Spiel

Das Prinzip von King of the Court ist in viele Sportarten bekannt (im Beachvolleyball gibt es darin sogar eine Weltmeisterschaft): Es gibt eine Kingside, auf der Punkte gemacht werden können. Um auf die Kingside zu kommen, muss man auf der anderen Seite einen Ballwechsel gewinnen. Dieser Ballwechsel bringt noch keinen Punkt.

Übersetzen wir das auf Tischtennis. Es gibt ein paar Tische. Alle haben eine Kingside, präferiert alle die gleiche. Wer da steht kann Punkte machen. Die Kingside hat immer Aufschlag. Gewinnt man als Herausforderer gegen den Spieler auf der Kingside des Tisches, löst man diesen ab. Verliert man einen Ballwechsel, kann man sich bei einem beliebigen Tisch wieder anstellen.

Es kann auf Zeit gespielt werden, es kann bis zu einer bestimmten Punktzahl gespielt werden oder es wird nur eine bestimmte Anzahl an Punkten insgesamt ausgegeben (z.B. in Form von Karten).

Aufgrund der Bedeutung von „diesen Ballwechsel muss ich jetzt gewinnen“ landet King of the Table auf Platz 4.

3. „0:0“

Und jetzt wird es simpel. Wenn man Spiele und Wettkampf trainieren möchte, dann soll man gefälligst Spiele spielen.

Haltet den Ball untern Tisch, sagt 0:0 und spielt ein Spielchen.

Gerne auch hier mit übergeordneten Organisationsformen. Der Davis Cup ist z.B. sehr beliebt: Es werden Teams à zwei Leuten gebildet. Dann spielt ein Team gegen ein anderes Team. Es werden 5 Spiele gemacht: Zuerst 2 Einzel, dann das eine Doppel und abschließend die anderen beiden Einzel.

Am besten ist es natürlich, wenn eine Belohnung für den Sieg in Aussicht steht. Damit sind wir aber schon beim nächsten Punkt.

Spiele im Training landen auf Platz 3.

2. Turnier im Training

Ähnlich wie bei Punkt 3 geht es hier darum, dass im Training eine so spielnahe Situation wie möglich erzeugt wird.

Ein Beispiel: Bei mir im Verein wird einmal im Monat ein großes Turnier ausgerichtet, die WIN-Games.

Bei jeden Win Games werden Punkte gesammelt. Es werden 3€ Startgeld bezahlt und am Ende eines Quartals gibt es für die Bestplatzierten über die letzten Turnieren einen Preis.

Anderes Beispiel: Auch in unserem Verein haben wir eine Forderungsrangliste eingeführt. Die teilnehmenden Spieler wurden zu Beginn nach LivePZ in ein Pyramidensystem eingeordnet.

Wer möchte, kann jederzeit einen Spieler herausfordern, der entweder links von einem in der gleichen Pyramidenreihe steht oder rechts von einem in der nächst höheren Pyramidenreihe. Gewinnt der Herausforderer, nimmt er den Platz des besser platzierten Spielers ein und dieser rutscht einen Platz zurück. Verliert der Herausforderer, ändert sich an der Rangfolge nichts.

Auch mit solchen Turnieren schaffen wir eine Situation, die dem „echten“ Wettkampf relativ ähnlich sind.

Somit landen Turniere innerhalb des Trainings auf Platz 2.

1. Wettkampf

Und so stumpf es doch ist: Wenn ihr im Wettkampf besser werden wollt, dann müsst ihr Wettkampferfahrung sammeln.

Nimm an so vielen Turnieren und Mannschaftswettkämpfen teil wie möglich. Ein besseres Training für Wettkampf als den Wettkampf selbst gibt es nicht.

Deswegen landet „Wettkampf“ in der Liste der besten Wettkampfübungen auf dem ersten Platz.

Mein Geheimtipp

Wenn du Aufschlagpunkte schulen möchtest, dann spiele nach alten Volleyballregeln: Es kann nur bei eigenem Aufschlag ein Punkt erzielt werden und ein gewonnener Punkt gibt das Aufschlagrecht.

Das Prinzip ist einfach zu verstehen und funktioniert sehr gut. Am Ende gewinnt hier in der Regel derjenige, der das bessere Aufschlagspiel hat und sich mit den Aufschlägen Vorteile im Ballwechsel erarbeiten kann.

Wettkampftraining: Ratgeber

Wann wird Wettkampf trainiert?

In Bezug auf Jahrespläne ist Wettkampftraining dort anzusiedeln, wo die Wettkämpfe wieder an die Tür klopfen. 2-3 Wochen vor den ersten Punktspielen, sollte das Wettkampftraining aktiv aufgenommen werden und je nach Athletengruppe auch im Fokus stehen.

In Sommer- und Winterpause hat Wettkampftraining eher wenig verloren.

In Bezug auf eine Trainingseinheit kannst du IMMER Wettkampf trainieren. Das geht schon im Aufwärmen los, wenn du ein z.B. Staffelspiel spielst. Auch im Einspielen kann man schon kleine Wettkampfcharakteristika einbauen. Oder man spielt nach jeder Übung einen kleinen Satz, mit dem die neuen Paarungen festgelegt werden (siehe 10. Kaisertisch).

Wie wichtig ist Wettkampftraining?

Wettkampftraining ist sehr wichtig. In unserem Sport ist derjenige erfolgreich, der den letzten Punkt macht (dazu unser Artikel Wie gewinne ich ein Tischtennisspiel) und nicht derjenige, der die schönsten Bewegungen macht.

Ohne eine lehrbuchmäßige Technik kann man durchaus Erfolg haben, aber egal wie schön der Vorhand-Topspin ist, wenn dich bei 0:0 deine Beine nicht mehr tragen können, kommst du nirgendwo hin.

Mit wem mache ich Wettkampftraining?

Diese Frage richtet sich an die Trainer unter euch und ist sehr einfach zu beantworten: Mit allen. Egal welches Alter und welches Niveau. Gerade Jungen lieben es, sich zu messen, die müssen sowieso schon Wettkämpfe im Training spielen. Und es gibt für jede Altersklasse Mannschaften und Turniere. Und auf diese Spiele müssen alle deine Athleten vorbereitet werden.

P.S. Natürlich solltest du erstmal deinen Fokus darauf legen, dass deine Kinder den Ball auf die andere Seite spielen können. Aber sobald das der Fall ist, musst du auch Wettkampf im Training trainieren.

Fazit

Im Wettkampftraining sind dir wenig Grenzen gesetzt. Das Wichtigste und Schwierigste ist gleichzeitig, eine Atmosphäre zu erzeugen, die einem echten Wettkampf so ähnlich wie möglich ist.

Einige Möglichkeiten dafür hast du jetzt, also viel Spaß dabei, die Wettkampfformen im Training auszuprobieren.

In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und trainiert Wettkampf.

Yanick ist ausgebildeter Tischtennistrainer und aktiver Sportstudent. Er kann auf eine Dekade Erfahrung im Tischtennissport als Athlet zurückgreifen und auch als Trainer ist er seit bald fünf Jahren aktiv. Diese Kombination aus langjähriger Erfahrung als Athlet und Trainer, mehreren Trainerlehrgängen und den sportwissenschaftlichen Hintergründen ermöglichen es ihm, bestmögliche Einblicke und in den Sport Tischtennis zu gewährleisten.

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