Fehler im Tischtennisspiel – Wie gehe ich damit um? (TdW#17)

Der Tischtennissport, oft als „schnellster Rückschlagsport der Welt“ bezeichnet, ist nicht nur ein Test von Geschicklichkeit, Reflexen und Ausdauer, sondern auch von mentaler Stärke und Anpassungsfähigkeit. Während technische Fähigkeiten und Training unerlässlich sind, ist der Umgang mit Fehlern im Spiel mindestens genauso wichtig.

Fehler sind unvermeidlich, egal ob man ein Anfänger oder ein Profi ist. Doch wie man auf diese Fehler reagiert, kann den Unterschied zwischen einem Sieg und einer Niederlage ausmachen. In diesem Artikel werden wir uns damit beschäftigen, wie man Fehler im Tischtennisspiel effektiv bewältigt, aus ihnen lernt und sie als Sprungbrett für zukünftige Erfolge nutzt.

Im Fokus stehen dabei heute der sofortige Umgang mit Fehlern in einem Spiel. Über längerfristigen Umgang und den Aufbau späterer Trainingseinheiten, auf Fehler im Spiel wird es noch einen weiteren Artikel geben.

Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.

Meine drei Fehlerarten

Unforced Errors

Ein „unforced error“ (aus dem Englischen, heißt zu etwas wie „unerzwungener Fehler“) ist die Art von Fehler, die passieren, ohne das dein Gegner viel damit zu tun hatte.

Der einzige „wahre“ unforced error, den wir im Tischtennis haben, ist der Aufschlagfehler. Aber auch andere einfache Fehler, wie z.B. ein Schupffehler (obwohl du die Rotation richtig eingeschätzt hast) oder ein Eröffnungsfehler, obwohl du eigentlich keine signifikanten technischen Fehler machst, fallen hier unter die Kategorie „unforced error“.

Forced Errors

Jetzt hat der Gegner Einfluss genommen. Auch hier wieder mit der Überstzung „erzwungener Fehler“ ist das Ganze relativ selbsterklärend.

Das sind Fehler, die du machst, weil dein Gegner einen bestimmten Ball gespielt hat. Z.B. könnte dein Gegner einen guten Block auf deinen Ellenbogen gespielt haben, der gut genug war, um dich zu einem Fehler zu zwingen.

Gute Bälle des Gegners

Ja, auch das existiert und auch das fällt unter die Spalte eigener Fehler. Wenn du einen Schuss um die Ohren kriegst oder wenn du dir ein Taxi frisst (einen Ball, an den du einfach nicht mehr herankommst), können solche Fehler sein.

Unterscheidung

Das hier ist der vermutlich schwierigste Teil der Fehlerbewältigung. Du musst herausfinden, welcher Fehler in welche Spalte fällt.

Besonders Unforced Errors und Forced Errors sind zum Teil fast unmöglich zu unterscheiden.

Widmen wir uns hier nochmal der Eröffnung, also dem ersten Angriff innerhalb eines Ballwechsels.

Ein Eröffnungsfehler deinerseits kann ein einfacher unforced error sein, weil du dich zu blöd anstellst, beim Vorhand-Topspin den rechten Fuß hinten zu haben.

Es kann aber natürlich auch sein, dass dein Gegner davor einen kurzen Ball gespielt hat, zu dem du dich sehr weit nach vorne bewegen musstest. Danach ein langer Schupf auf die Mitte, den du nicht zurückspielen kannst, weil du dich nicht schnell genug wieder vom Tisch lösen konntest, ist dann eher ein forced error. Und in diesem Fall ist es noch dazu gut gespielt von deinem Gegner.

Genau so kann es sein, dass dir Topspins in der gleichen Situation mal ins Netz und mal ins Aus gehen. Auch hier kann es einfach daran liegen, dass du unkonstant Topspin ziehst. Es kann aber eben auch sein, dass dein Gegner seinen Spin sehr schlau variiert, um dich aus dem Rhythmus zu bringen. Also haben wir auch hier wieder in der gleichen Situation beide Möglichkeiten: Forced error und unforced error.

Umgang mit den Fehlern

Unforced error

Wenn du dir sicher bist, einen unforced error als solchen identifiziert zu haben, dann ist der Umgang damit recht simpel: Abhaken, weitermachen.

Fehler passieren und sich daran aufzureiben, hat überhaupt keinen Sinn.

Wenn es hilft, dann kannst du auf Fehlersuche gehen. Das deckt sich aber schon mit dem nächsten Punkt.

Forced error

Wenn du deine normalen Bälle zum dritten Mal nicht gemacht hast dann wird es Zeit, diese Fehler in die Spalte der forced errors zu schmeißen.

Und ab diesem Punkt hat der Umgang mit deinen Fehlern kaum noch etwas psychisches. Es geht nur ums Spielerische: Du musst auf die Suche nach zwei Dingen gehen.

  1. Nummer 1: Was macht dein Gegner, dass den Ball aus deiner Komfortzone herausnimmt?
  2. Nummer 2: Was musst du in deiner Technik ändern, um den Ball der da ankommt sinnvoll auf den Tisch zu spielen.

Beispiel: Ich kenne einen Spieler, der in sehr vielen seiner Blocks noch eine kleine Endbewegung macht, mit der er dem Ball noch eine kleine Rotation in irgendeine Richtung mitgibt. Ich habe also über zwei Sätze meine Topspin verfehlt oder den Ball gar nicht erst getroffen, weil da einfach immer ein bisschen Spin drin war, den ich nicht bemerkt habe.

Fehlersuche war hier also: Den Schläger meines Gegners angucken, um herauszufinden, wann er „rumwackelt“ und wann nicht. Und in Folge dessen: die Bälle, bei denen er rumgewackelt hat, ein wenig länger angucken und einen sichereren Topspin spielen.

Bei dieser Fehlersuche wirst du kaum noch Zeit haben, dich über den initialen Fehler zu ärgern.

Gute Bälle des Gegners

Hier muss ich auch nochmal unterscheiden. Es gibt nämlich Bälle, die hat dein Gegner einfach gut gespielt. Punkt. Und dann kannst du da auch wenig gegen machen.

Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit, dass du im vorangegangenen Ballkontakt einen Fehler gemacht hast, der zwar noch nicht direkt den Punktverlust bedeutet hat, aber zumindest einen sehr ungefährlichen Ball erzeugt hat, welcher eine Einladung für deinen Gegner darstellte, um den Ballwechsel zu beenden.

Und hier kannst du sehr wohl was tun.

Es geht ein wenig in die Richtung von einem anderen Artikel von uns: Wie gewinne ich ein Tischtennisspiel?

Du musst den Ball beim nächsten Mal einfach anders spielen. Du musst ihn so spielen, dass dein Gegner selber einen anderen Ball spielen muss. Hier sind wir wieder bei „Hochgeschwindigkeitsschach“. Und du musst einfach derjenige sein, der weniger eigene Fehler macht und mehr gegnerische Fehler bestraft. Und dafür ist diese Fehlersuche einfach essenziell.

Fazit

Der vermutlich beste Umgang mit Fehlern im Tischtennis ist die Suche nach ihrem Grund. In jeder Situation kann technisch oder in deiner Balleinschätzung etwas schief gelaufen sein.

Und praktischerweise lenkt diese Fehlersuche dich weit genug ab, sodass dir ein sinnloses Aufregen über den eigentlichen Fehler gar nicht in den Sinn kommt.

In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und findet eure Fehler!

Yanick ist ausgebildeter Tischtennistrainer und aktiver Sportstudent. Er kann auf eine Dekade Erfahrung im Tischtennissport als Athlet zurückgreifen und auch als Trainer ist er seit bald fünf Jahren aktiv. Diese Kombination aus langjähriger Erfahrung als Athlet und Trainer, mehreren Trainerlehrgängen und den sportwissenschaftlichen Hintergründen ermöglichen es ihm, bestmögliche Einblicke und in den Sport Tischtennis zu gewährleisten.

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