Im Tischtennis gibt es etliche Möglichkeiten, den Ball zu spielen. Mit Rotation nach vorne, nach hinten, seitlich oder ohne Rotation. Schnell, langsam, lang, kurz und und und.
Eine dieser Möglichkeiten ist der Schupf – ein Schlag, bei dem wir mit dem Schläger unter den Ball gehen und Rückwärtsrotation erzeugen.
Bewegen wir uns auf relativ hohem Niveau, wird man diesen Schupf nur noch sehr selten finden. Hier wird eigentlich immer sofort ein Schlag mit Vorwärtsrotation, wie ein Flip oder ein Topspin gespielt.
Sollten wir selber den Schupf also überhaupt trainieren? Und sollte man Kindern den Schupf beibringen? Oder ganz grundsätzlich – Wann und warum schupfen wir überhaupt?
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Wann schupfen wir?
Der Schupf ist, wenn nicht gerade Abwehr gespielt wird, eine Reaktion auf einen Ball, der bereits mit Rückwärtsrotation vom Gegner gespielt wurde. Sprich entweder einem Aufschlag oder ebenfalls einem Schupf.
Genau die gleichen Bälle – Unterschnittbälle – eröffnen wir auch, mit Flip oder Topspin.
Warum sollten wir also überhaupt zu einem Schupf ansetzen, wenn wir doch genau den Ball, den wir schupfen zwei Sekunden später ziehen?
Warum schupfen wir?
Hier gibt es an sich zwei Möglichkeiten. Entweder schupfen wir als Reaktion.
Sprich, der ankommende Ball ist zu schwierig, als dass wir ihn eröffnen könnten. Z.B. sehr viel Unterschnitt kurz, sodass der Flip nur im Netz landen würde oder ein schnell Schupf in tiefe Rückhand, den wir auch nur noch zurück schupfen können.
Oder wir Schupfen als Aktion.
Sprich, wir legen einen Ball kurz ab, damit der Gegner nicht eröffnen kann. Oder wir schupfen schnell und aggressiv auf die letzten 10cm des Tisches in Position des Ellenbogens. Damit wollen wir einen direkten Eröffnungsfehler oder zumindest eine Eröffnung mit eher wenig Qualität erzeugen.
Also – sollten wir schupfen?
Ein bisschen geht das Ganze hier über in den Artikel Den richtigen Ball im Tischtennis spielen (TdW#42).
Wenn der Schupf der richtige Ball ist, dann sollte der Schupf gespielt werden.
Das kann sowohl sein, weil der Gegner mit Schupfbällen die meisten Probleme hat oder weil der Schupfball dich in diesem Moment am besten in dein Spiel bringt.
Wobei ich die Krise kriege, ist wenn der Ball pauschal geschupft wird. Dadurch entstehen diese Schupfduelle, in denen niemand den Topspin spielen möchte, weil ein Ball, der mit Unterschnitt kommt halt geschupft wird.
Das ist auch der Grund, warum meine Athleten keinen Schupf lernen, bevor ich in taktische Mittel wie kurz-kurz oder den langen aggressiven Schupfbällen reingehe.
Ich möchte diesen, förmlich schon Reflex verhindern, dass Bälle geschupft werden. Der Topspin oder Flip sollte der Reflex sein und dann kann man von dort aus hin zu taktischem Schupfen arbeiten.
Gleiches würde ich auch jedem Erwachsenen ans Herz legen.
Ihr müsst mit einer Idee schupfen und nicht aus Reflex.
Fazit
Auch der Schupf hat wie der Topspin endlose Anwendungsmöglichkeiten. Wir müssen jene wählen, die in der Situation die beste ist. Sei es kurz-kurz oder lang und aggressiv.
Unbedingt zu vermeiden, sind passive, reaktive Schupfbälle, die genau so gut hätten eröffnet werden wollen – denkt dran: Wer angreift gewinnt!
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und schupft mit Idee!
Ähnliche Beiträge
Die „Universaltaktik“ gegen Materialspieler (TdW#69)
Risiko gewinnt Einzel, aber verliert Doppel (TdW#68)
Risiko/Mut und Schlaghärte sind verschiedene Dinge (TdW#67)
Rotation löst nicht alle Probleme im Tischtennis (TdW#66)