Der Topspin ist vermutlich bisweilen der wichtigste Schlag im Tischtennis (ausgenommen des Aufschlags).
Nach dieser Logik ist es auch der Topspin, der trainiert werden muss.
Und wenn wir uns die meisten bekannten Übungen angucken, dann sind das alles Topspin-Übungen: Rückhand-Mitte-Rückhand-Vorhand; Falkenberg; Rückhand-frei; Mitte-Ecke usw. usw.
Der bessere Offensivspieler ist aber nicht automatisch der besserer Tischtennisspieler. So wichtig die Offensive ist, so wenig sollte man die Defensive vernachlässigen.
Warum es so wichtig ist, sich im Tischtennis breit aufzustellen solle Thema des heutigen Tipp der Woche sein.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Angriff vereiteln
Den Gegner gar nicht erst in den Angriff zu lassen geht grundsätzlich auf zwei Wege.
Erstens ist es „einfach“ zuerst anzugreifen. Jeden kurzen Ball flippen, jeden langen Ball ziehen, wenn du jede Eröffnung an dich reist, dann hat dein Gegner grundsätzlich nur noch die Möglichkeit eines Gegentopspins, um selber in den Angriff zu kommen.
Die andere Möglichkeit ist es, so gut zu schupfen, dass dein Gegner keinen Ball bekommt, den er angreifen möchte.
Wirklich gut kurz legen können oder einen sehr guten aggressiven Schupf zu haben, den man auch noch sehr nah an die Grundlinie spielt, lohnt sich also durchaus.
Warum es grundsätzlich gut ist, sich solche Schläge anzueignen, habe ich auch in dem Artikel Trainiert mit Tempo- und Schnittwechseln (TdW#60) zur Sprache gebracht – einfach um deinem Gegner immer unterschiedliche Bilder zu geben.
Gegen Angriff spielen
Jetzt gibt es aber Situationen, in denen eine Eröffnung deines Gegner nicht zu verhindern ist.
Z.B. wenn du aufschlägst und dein Gegner ein guter Flip-Spieler ist. Dadurch, dass er den ersten Ball hat, den man generell eröffnen kann, hast du keine Möglichkeit, den Angriff zu vereiteln.
In solchen Situationen ist es also von elementarer Bedeutung, auch mal den passiven Teil eines Ballwechsel trainiert zu haben.
In der Regel ist das der Block.
Und hier ist es dann unfassbar wichtig, diese meist passiven Teile eines Ballwechsel auch mal aktiv, also bewusst, trainiert zu haben.
Hier reicht es nicht aus, in einer Topspin-Übung deines Trainingspartners mal geblockt zu haben. Meistens zieht der Topper ja immer auf die gleiche Stelle.
Wir verbinden den Block also mit einer bewegungslosen Erwartung, die es in einer Spielsituation so einfach nicht gibt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Schupf. In einer Eröffnungsübung deines Partner hin und wieder mal einen Ball zu schupfen ist schlichtweg nicht genug.
Sowohl im Block, also auch im Schupf gibt es viel mehr zu trainieren, als den Ball auf den Tisch zu spielen.
Im Block können wir Tempo variieren – mehr Tempo mitgeben oder welches rausnehmen -, wir können die Platzierung variieren und wir können sogar einen leicht Kick, also Topspin mitgeben.
Und dann natürlich jede Kombination daraus (auch mal ganz abgesehen von schwierigeren Variationen wie der Chopblock).
Im Schupf können wir genau so Tempo variieren. Wir können aggressiv mit viel Schnitt anschupfen oder wir schieben nur einen leeren Ball schnell in Richtung Grundlinie. Oder wir legen kurz ab. Wir können den Ball hochheben. Und auch hier geht das alles diagonal, parallel oder auf den Ellenbogen.
Übungen
Damit ihr den Überblick nicht verliert, habe ich hier ein paar Übungen für euch, die ihr hin und wieder in eure Trainingseinheiten einbauen solltet:
- Block: Partner zieht mittleres Tempo VHT aus der VH. Der Topspin kann überall hingehen, dein Block geht immer in die VH deines Partners.
- Block: Simpel Topspin gegen Block diagonal, aber im Block wird bewusst Tempo variiert. Mal gehst du gegen den Ball, mal lässt du ihn einfach abtropfen und mal bewegst du den Schläger sogar ein kleines Bisschen nach hinten.
- Schupf: Kurz-kurz.
- Schupf: Du bist Rückschläger und hast die Aufgabe, mit deinem Rückschlag einen passiven dritten Ball oder einen direkten Fehler in der Eröffnung zu erzeugen. Die Aufschläge deines Partners sind dabei kurz bis maximal halblang (denn lange Aufschläge würdest du natürlich selber sofort angreifen).
Fazit
Topspin ist nicht die Lösung für alles. Auch passive Aspekte des Tischtennissport, wie Schupf und Block wollen und sollten von dir trainiert werden.
Einfach, um auf alles vorbereitet zu sein, musst du auch in der Lage zu sein deinen Schupf und deinen Block gut zu variieren – nicht selten wird dies der ausschlaggebende Faktor sein, auch die engen Spiele nach hause zu fahren.
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und schupft und blockt im Training!
Ähnliche Beiträge
Die „Universaltaktik“ gegen Materialspieler (TdW#69)
Risiko gewinnt Einzel, aber verliert Doppel (TdW#68)
Risiko/Mut und Schlaghärte sind verschiedene Dinge (TdW#67)
Rotation löst nicht alle Probleme im Tischtennis (TdW#66)