Platzierung kurzer Aufschläge im Tischtennis (TdW#6)

In diesem Tipp der Woche beschäftigen wir uns mit einer wichtigen Frage: Wohin wolltest du einen kurzen Aufschlag platzieren?

Die meisten würden sagen, dass es drei Möglichkeiten gibt: in die Vorhand, in die Mitte des Tisches und in die Rückhand. Aber in Wahrheit gibt es 5 Möglichkeiten (und sogar noch viel mehr, da du die Bälle nicht immer exakt auf den gleichen Punkt spielst) und du solltest sie alle verwenden, in unterschiedlichem Maße und nachdem, wer dein Gegner ist und welche Stärken und Schwächen er hat.

  • kurze weite Vorhand
  • kurze mittlere Vorhand
  • kurze Mitte
  • kurze mittlere Rückhand
  • kurze weite Rückhand

Diese 5 Möglichkeiten werden in der folgenden Grafik dargestellt (wobei davon ausgegangen wird, dass der Rückschläger ein Rechtshänder ist, ansonsten einfach Vorhand durch Rückhand ersetzen).

Platzierungsmöglichkeiten eines kurzen Aufschlags

„Weite“ Rückhand bzw. Vorhand bedeutet in diesem Fall, dass der Ball nur 1 mal auf der gegnerischen Tischhälfte aufkommt und danach die Seitenlinie überquert (oder gerade so nahe der Seitenlinie noch ein 2. Mal aufkommt).

Je nachdem, wo du den Aufschlag hinspielst, bekommt der Gegner die Möglichkeit, bestimmte Streuwinkel zu spielen. Du kannst somit schon zum Teil vorhersehen, wo der Ball des Gegners (vermutlich) hinkommen wird und dich darauf einstellen – sowohl gedanklich als auch körperlich, durch Bewegung zu der optimalen Position.

Das gilt übrigens nicht nur für den Aufschlag und Rückschlag. Jeder Ball, den du in einem Ballwechsel spielst, kann mit einem bestimmten Streuwinkel zurückkommen, auf den du dich vorbereiten kannst.

5 Varianten der Platzierung eines kurzen Aufschlags

1. Kurz in die Mitte

Dies ist die beliebteste Platzierung auf höherem Niveau, weil sie die weiten Winkel abschneidet. Außerdem zwingt sie den Rückschläger dazu, sich zwischen Vorhand und Rückhand zu entscheiden, was sowohl zum Zögern führen als auch den Empfänger aus der Position bringen kann, in der er die Vorhand oder Rückhand spielen kann.

Besonders im Doppel ist es eine gute Idee, den Ball ziemlich nahe der Mittellinie zu platzieren, damit der Rückschläger keinen sehr weiten Winkel in die weite Vorhand spielen kann, welcher für deinen Doppelpartner nicht mehr zu erreichen ist.

2. Kurz in die weite Vorhand

Manche Spieler finden den Vorhand Rückschlag gegen einen kurzen Ball schwierig, und ein Ball in die weite Vorhand zwingt sie aber dazu. Viele Spieler haben auch Schwierigkeiten, diesen Ball parallel die Linie zurückzuspielen, und so kannst du kurz auf die Vorhand aufschlagen in dem Wissen, dass du vermutlich einen diagonalen Rückschlag bekommst.

Wenn der Rückschläger einen guten Rückhandflip hat (oft einen „Bananenflip„), dann nimmt dieser Aufschlag ihn meistens weg, denn aus der weiten Vorhand einen Rückhandschlag zu spielen ist nur sehr schwer möglich.

Wenn der Gegner Probleme mit diesem Aufschlag hat, kannst du allein damit ein Spiel gewinnen. Aber dieser Aufschlag gibt dem Rückschläger einen großen Streuwinkel, und die weite Ecke gibt ihm eine lange Diagonale, auf die er angreifen kann. Wenn du gegen einen Spieler spielst, der den Vorhand-Flip sehr gut beherrscht, wird er dir vermutlich jeden Ball mit einem diagonalen, aggressiven Flip um die Ohren hauen.

In diesem Fall solltest du nicht in die wiete Vorhand spielen. Oder du gehst das Risiko ein und bereitest dich auf den sehr weiten, schnellen diagonalen Flip vor, indem du dich bereits ein Stück in die Vorhand bewegst. In diesem Fall öffnest du aber deine Rückhand und bist anfälliger gegen einen möglich parallelen Rückschlag.

3. Kurz in die mittlere Vorhand

Dies ist ähnlich wie der kurze Aufschlag auf die weite Vorhand, nur dass hier der extreme Streuwinkel und die lange Diagonale wegfallen. Da viele Rückschläger sich auf einen kurzen Aufschlag in die weitere Vorhand eingestellt sind, empfinden es viele als unangenehm, wenn der Aufschlag stattdessen in die mittlere Vorhand gespielt wird, so dass sie sich ein wenig nach links bewegen müssen.

Diejenigen, die es gewohnt sind, als Rückschlag einen diagonalen Flip zu spielen, finden es vielleicht auch unangenehm, weil ihr natürlicher diagonale Flip jetzt seitlich vom Tisch weggeht, so dass sie mehr auf die Mitte des Tisches zielen müssen. Für den Rückschläger ist es jedoch einfacher, diesen Aufschlag zu erreichen (im Vergleich zum kurzen Aufschlag auf die weite Vorhand), und er kann ihn mit der Rückhand annehmen, wenn er möchte.

4. Kurz in die weite Rückhand

Dadurch wird ein Rückschlag mit einem weiten Winkel in deine Vorhand verhindert. Eine wahrscheinliche Reaktion auf diesen Aufschlag ist der kurze Rückschlag in die Vorhand oder der lange diagonale Rückschlag in die Rückhand.

Wenn du einen starken Rückhandangriff hast, kannst du ihn mit diesem Aufschlag oft einleiten. Überraschenderweise ist dieser Aufschlag auch für Vorhand-Angreifer effektiv. Da sie sich keine Sorgen um einen sehr weitwinkligen Rückschlag auf die Vorhand machen müssen, können sie in der Rückhand bleiben und versuchen, mit der Vorhand von der Rückhandseite anzugreifen.

Der Rückschläger hat nun jedoch einen weiten Winkel zur Rückhand, und er hat eine lange Diagonale, in die er angreifen kann.

5. Kurz in die mittlere Rückhand

Diese Variante ähnelt dem kurzen Aufschlag auf die weite Rückhand, nimmt aber etwas von dem extremen Streuwinkel und der langen Diagonale weg, während sie immer noch keinen weiten Winkel in die Vorhand bietet.

Anders als bei der Vorhand haben die meisten Rückschläger jedoch kaum Probleme, sich zwischen kurzen Aufschlägen auf die weite und mittlere Rückhand umzustellen, da das Handgelenk bei der Rückhand freier ist als bei der Vorhand.

Dieser Aufschlag wird oft von Rechtshändern ausgeführt, die aus der Rückhandecke aufschlagen (wie die meisten), und macht es einfacher, den Ball kurz zu halten, ohne dem Rückschläger einen so großen Winkel in die Rückhand zu geben.

Fazit

Kurze Aufschläge im Tischtennis zu beherrschen, ist sehr wichtig. Es gibt viele Möglichkeiten der Platzierung eines kurzen Aufschlags und jede hat ihre Vor- und Nachteile.

Besonders Anfänger haben häufig Probleme mit der Annahme kurzer Aufschläge in die Vorhand. Solltest du jedoch gegen einen starken Vorhand-Flip-Spieler antreten, ist ein kurzer Aufschlag in die Vorhand oft keine gute Idee.

In diesem Tipp der Woche haben wir uns nur mit einem Aspekt des Aufschlags beschäftigt, nämlich der Ballplatzierung. Neben der Platzierung kannst du jedoch auch Spin, Tempo und Flugbahn variieren.

Hierzu nur ein paar Worte: kurze Aufschläge sollten in der Regel mit Unterschnitt und möglichst flach über das Netz gespielt werden. Das macht es den meisten Spielern schwer, diesen Aufschlag anzugreifen.

Johannes spielt seit über 15 Jahren Tischtennis, zuerst draußen auf der Steinplatte und seitdem er 12 Jahre alt ist im Verein SC Siemensstadt in Berlin. Mittlerweile ist er dort nicht nur Spieler, sondern seit einigen Jahren auch Trainer und Jugendwart und konnte in diesen Funktionen wertvolle Erfahrungen sammeln, welche er über TT-Test mit euch teilen möchte.

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