Tischtennis ist eine Welt der Möglichkeiten. Es gibt unzählige Möglichkeiten, Bälle zu spielen und auf Schläge des Gegners zu antworten.
Genau so ist Tischtennis ein Sport der Probleme und der Lösungen – die Bezeichnung „Hochgeschwindigkeitsschach“ ist bisweilen nicht sehr weit hergeholt, sondern ziemlich zutreffend.
Und auf der Suche nach diesen Lösungen für Probleme haben wir eben jene unendlichen Möglichkeiten.
Dabei denken wir vor allem daran, welche Art von Rotation oder Tempo wir wohin spielen.
Eine weitere, bisweilen sehr unterschätzte Variante soll Thema des heutigen Tipp der Woche sein.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Lösungssuche
Probleme gibt es vermutlich so viele, wie es Lösungen gibt.
Tischtennis funktioniert genau so: Man sucht eine Taktik, die funktioniert. Hat man die gefunden, muss der Gegner eine Lösung präsentieren, um das Spiel nicht zu verlieren.
Die Lösung deines Gegners ist gleichzeitig das nächste Problem für dich, für das du dann eine Lösung finden musst und so weiter.
Diese Lösungen finden sich in einer Kombination aus PTFR (Platzierung, Tempo, Flugkurve, Rotation), aus der sich grundsätzlich die Taktik ergibt.
Einen Teil dieser Taktikmöglichkeiten oder Taktikbausteine schauen wir uns genauer an.
Rotation
In der Rotation gibt es auf die gleiche Art unendlich Möglichkeiten, wie ein Kreis ein „Unendlicheck“ ist.
Grundsätzlich arbeiten wir mit Überschnitt, Seitüberschnitt, Seitschnitt, Seitunterschnitt und Unterschnitt.
Und mit diesen Möglichkeiten suchen wir auch unsere Lösungen.
Kann dein Gegner sehr gut hart Topspin ziehen? Spiel eine Sense mit viel Unterschnitt.
Will dein Gegner immer sehr früh an den Ball? Gib einen kleinen Kick Seitschnitt mit, um den Ballabsprung zu variieren.
Eine Möglichkeit, der bei der Lösungssuche selten Beachtung geschenkt wird ist einfach gar keine Rotation.
Warum man daran nicht denkt kann ich selber gar nicht sagen. Dass es funktioniert weiß ich jedoch auch durch persönliche Erfahrung ganz genau.
Also erstmal eine kurze Anekdote.
Ich bin per se echt nicht besonders versiert. Ich bin technisch ganz gut, ich ziehe auf beiden Seiten ganz gut Topspin und bin gut im kurz-kurz Spiel.
Viele meiner Spiele in der Saison 23/24, die ich gegen bessere Spieler gewonnen habe habe ich mit einem halblangen, leeren Aufschlag gewonnen. Und die wichtigen Extrapunkte habe ich gemacht, in dem ich die Aufschläge meiner Gegner zurückgelöffelt habe.
Meine Gegner hatten dadurch mit einer komischen Kombination aus einem leeren Ball mit irgendwie einem Überrest ihrer eigenen Rotation und einem leicht eiernden Ball zu tun.
Dieser ja bisweilen recht komische Schlag hat vielen meiner Gegner Schwierigkeiten bereitet, weil der Angriff darauf gar nicht so einfach ist. Und wenn man mit einem Schupf reagiert, konnte ich in der Regel angreifen.
Einer der Gründe, warum man mit leeren Bällen Schwierigkeiten hat, ist weil man sie einfach nicht kennt.
Der Ball wiegt 2,67 Gramm und ist dementsprechend sehr leicht zum Drehen zu bringen.
Einen leeren Ball kennen wir also einfach nicht.
Wenn du es also schaffst, dir im Training ein bisschen Spiel mit Rotation und einen leeren Aufschlag anzueignen und vielleicht darüber hinaus noch in der Lage bist, die Rotation aus einem Schlag deines Gegner rauszunehmen, dann hast du eine sehr ungewöhnlich Option in dein Spiel integriert.
Und mit dieser ungewöhnlichen Option hast du sowohl eine weiter Möglichkeit, Probleme zu lösen, als auch die Möglichkeit ein fast ungesehenes Problem für dein Gegner zu erzeugen.
Fazit
Rotationslose Bälle fallen auf der Suche nach Lösungen meistens – unbegründet – hinten runter.
Durch ihr Seltenheit haben viele Spieler bisweilen große Schwierigkeiten auf leere Bälle zu reagieren, sowohl passiv als auch aktiv. Wenn du dir also die Option eines leeren Balles aneignen kannst, wirst du damit noch mehr Spiele in deine Richtung kippen lassen können.
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und spielt auch mal einen Ball ohne Rotation!
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