Es gibt viele Arten, in denen du einen Tischtennisball spielen kannst. Mit jedem Schlag kannst du dem Ball unterschiedlich platzieren, mit einem anderen Tempo spielen, eine andere Flugbahn verleihen und mit verschiedenem Spin spielen.
Diese 4 Möglichkeiten werden als PTFR-Prinzip (Platzierung, Tempo, Flugbahn und Rotation) bezeichnet.
In diesem Artikel widmen wir uns der Rotation, also dem Spin des Balles. Wir stellen dir dir die verschiedenen Spin-Arten im Tischtennis vor und erläutern dir, was Spin überhaupt ist. Zudem gehen wir darauf ein, wie du Spin im Tischtennis lesen kannst und wie du gegen Spin spielst.
Was ist Spin im Tischtennis?
Spin ist der Drehimpuls, der auf einen Ball übertragen wird. Wenn du einem Ball Spin bzw. Rotation verleihst, verhält er sich in der Luft anders als ein Ball ohne Spin.
Wenn man den Ball oben tangential streift, dreht er sich in die Richtung, in der Ball auch fliegt des Balls. Dieser Spin wird als Topspin bzw. Überschnitt bezeichnet.
Wenn du den Ball dagegen tangential an der Unterseite streifst, dreht er sich in die entgegengesetzte Richtung der Ballflugrichtung. Dieser Spin wird als Unterschnitt bezeichnet.
Wenn sich der Ball bei einem Topspinschlag entgegen der Strömungsrichtung der Luft dreht, stößt die Oberseite des Balles mit der Luft zusammen, was wiederum eine Hochdruckzone erzeugt. Die untere Fläche des Balles, die sich in der gleichen Richtung wie der Luftstrom bewegt, hilft der Luft dagegen bei der Beschleunigung und erzeugt eine Niederdruckzone.
Aufgrund des Druckunterschieds wirkt also eine nach unten gerichtete Kraft auf den Ball. In diesem Fall sinkt der Ball schneller zu Boden und fliegt weniger weit als ein Ball ohne Spin.
Bei einem Unterschnittschlag rotiert der Ball dagegen in die Richtung, in die die Luft strömt. In diesem Fall entsteht eine nach oben gerichtete Kraft, die den Ball nach oben in den Tiefdruckbereich ablenkt und ihn weiter fliegen lässt.
Dieses Phänomen ist als Magnus-Effekt bekannt und ein bekanntes wissenschaftliches Phänomen.
Arten von Spin im Tischtennis
Es gibt hauptsächlich vier Arten von Spin im Tischtennis.
- Überschnitt bzw. Topspin: Erzeugt durch Streifen des Balles an seiner Oberseite.
- Unterschnitt: Durch Streifen des Balles an der Unterseite.
- Seitschnitt: Durch seitliches Streifen des Balles.
- Kein Spin: Wenn du den Ball mit dem Schläger in einem Winkel von 90 Grad zum Äquator des Balls triffst.
Eigentlich gibt es somit nur 3 Spin-Arten im Tischtennis: Überschnitt, Unterschnitt und Seitschnitt. Diese Spinarten können jedoch auch miteinander kombiniert werden (z.B. Seit-Überschnitt). Kommen wir nun zu den Einzelheiten der einzelnen Spinarten im Tischtennis.
Überschnitt/Topspin
Wie bereits erwähnt, sinkt der Tischtennisball bei dieser Art von Spin durch die nach unten gerichtete Kraft schneller ab und hat eine niedrigere Flugbahn als ein Ball ohne Rotation (Abtrieb).
Um einen Topspin zu erzeugen, musst du ihn tangential auf seiner Oberseite streifen. Die Bewegung des Schlägers erfolgt in einer Aufwärts- und Vorwärtsbewegung. Der Schläger ist dabei so geneigt, dass die Seite, mit der du den Ball triffst, nicht siehst und nach unten in Richtung Boden zeigt (der Schläger ist „geschlossen“).
Nach dem Auftreffen auf den Tisch neigt die Unterseite des Balls physikalisch dazu, nach hinten zu rutschen. Die Reibungskraft wirkt in die entgegengesetzte Richtung dieser Bewegung als Vorwärtskraft. Dies führt dazu, dass sich der Ball nach dem Aufprall auf den Tisch etwas beschleunigt und in einem niedrigen Winkel auf den Gegner zu bewegt.
Unterschnitt
Dies ist genau das Gegenteil vom Überschnitt, und aufgrund der nach oben gerichteten Kraft schwebt der Ball mit geringerer Geschwindigkeit auf einer höheren Flugbahn.
Um einen Unterschnitt zu erzeugen, wird der Ball an seiner Unterseite gestreift und der Schläger bewegt sich von oben nach unten. Der Schläger sollte dabei so geneigt sein, dass du die Seite sehen kannst, die den Ball trifft (der Schläger ist „geöffnet“).
Nach dem Auftreffen auf den Tisch neigt die Ballunterseite physikalisch dazu, nach vorne zu rutschen. Dies führt dazu, dass die Reibungskraft als Rückwärtskraft wirkt und den Ball etwas abstoppt und der Ball in einem etwas höheren Winkel als bei einem Topspinschlag abspringt.
Seitschnitt
Um Seitschnitt zu erzeugen, musst du den Ball an der Seite streifen. Wenn du deinen Schläger von rechts nach links bewegst und den Ball auf der linken Seite streifst, entsteht linker Seitschnitt, der den Ball nach rechts dreht.
Wenn du dagegen den Schläger von links nach rechts bewegst, um den Ball auf der rechten Seite zu streifen, entsteht rechter Seitschnitt, der den Ball nach links bewegt.
Kein Spin
Wenn du den Ball mit deinem Schläger in einem Winkel von 90 Grad zum Äquator des Balls zentral triffst (nicht streifst), wird kein Drehimpuls auf den Ball übertragen. Dieser Ball ist rotationslos und bewegt sich nach dem Aufschlag bewegt ohne Spin vorwärts.
Spieler nutzen den spinlose Bälle als Überraschungselement beim Aufschlag. Wenn der Gegner einen Aufschlag mit Spin erwartet, kann ein Aufschlag ohne Spin ihn leicht überraschen. Insbesondere lange Noppen Spieler haben auch Probleme mit spinlosen Bällen.
Wie erzeugt man Spin beim Tischtennis?
Um Spin zu erzeugen, muss man dem Ball einen Drehimpuls verleihen, indem man ihn tangential streift. Du kannst oben über den Ball streifen, um Überschnitt zu erzeugen, den Ball an seiner Unterseite streifen, um Unterschnitt zu erzeugen, und seitlich, um Seitschnitt zu erzeugen.
Aber wie erzeugt man maximalen Spin?
Das ist ganz einfach. Nur indem man dem Ball mehr Rotationsgeschwindigkeit verleiht. Ein Ball, der mehr rotiert, hat auch mehr Spin. Wie kann man nun dem Ball mehr Rotationsgeschwindigkeit geben?
Das kann man durch eine schnellere Schlägerbewegung erreichen. Je schneller sich der Schläger im Moment des Balltreffpunkts bewegt, desto mehr rotiert der Ball und desto mehr Spin hat er.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, eine schnellere Schlägerbewegung zu erzeugen:
- Durch eine schnellere Armbewegung: Diese hängt wiederum von den Bewegungen verschiedener Körperteile wie Knie, Hüfte, Schulter und Bein ab.
- Durch eine schnellere Bewegung des Handgelenks: Mit Handgelenkbewegung meine ich das Schnippen des Handgelenks mit einer „schnellen Schnappbewegung“. Dein Handgelenk sollte flexibel und nicht blockiert sein.
- Den Ball im oberen Bereich des Schlägers treffen: Du solltest den Ball am oberen Drittel des Schlägers treffen. In diesem Abschnitt ist die Geschwindigkeit des Schlägers physikalisch gesehen höher als nahe am Schlägergriff.
Beachten solltest du zudem, dass es auch von deinem Schläger abhängt, wie viel Spin zu erzeugen kannst.
Wenn du mit einem billigen Kaufhausschläger oder einem uralten Schläger aus dem Keller deiner Urgroßeltern spielst, wirst du auch bei schneller Schlägerbewegung deutlich weniger Spin erzeugen können als mit einem neuen Profi-Tischtennisschläger mit griffigen Belägen. Auch mit lange Noppen Belägen ist es nicht möglich, viel Spin zu erzeugen.
Wie kann man Spin im Tischtennis lesen?
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, den Spin zu erkennen, was auch als „lesen“ des Spins bezeichnet wird.
Beobachtung des Schlägerwinkels
- Zeigt die Seite des Schlägers, mit der dein Gegner den Ball trifft, nach unten und bewegt sich der Schläger von unten nach oben, erzeugt er Topspin, und der Ball fliegt schneller und in einer kürzeren Flugbahn.
- Zeigt die Seite des Schlägers, mit der dein Gegner den Ball trifft, dagegen nach oben und bewegt sich der Schläger von oben nach unten, wird Unterschnitt erzeugt.
- Bewegt sich der Schläger des Gegners von rechts nach links (bzw. aus deiner Sicht von links nach rechts), entsteht Linksdrall, und der Ball wird sich in Richtung deiner linken Tischhälfte eindrehen.
- Bewegt sich der Schläger des Gegners von links nach rechts (bzw. aus deiner Sicht von rechts nach links), handelt es sich um rechten Seitschnitt, und der Ball bewegt sich in Richtung deiner rechten Tischhälfte.
Beobachtung der Flugbahn des Balls
Verschiedene Spinarten haben unterschiedliche Flugbahnen. Anhand der Flugbahn des Balls kann man leicht erkennen, um welche Art von Spin es sich handelt.
Beobachtung des Logos des Balles
- Wenn du das Logo des Balls während seines Fluges sehen kannst, dann hat der Ball keinen oder nur wenig Spin.
- Ist das Logo jedoch nicht zu sehen, bedeutet dies, dass der Ball schneller rotiert und daher viel Spin hat.
Achten auf das Geräusch beim Balltreffpunkt
Wenn du ein erfahrener Spieler bist, kannst du auch anhand des Geräuschs beim Treffen des Balles zwischen starkem Spin und keinem Spin unterscheiden.
- Ein flacheres und lauteres Geräusch bedeutet keinen oder wenig Spin.
- Wenn beim Schlagen des Balles jedoch nur ein sehr leises Geräusch erzeugt wird, deutet dies auf einen sehr spinreichen Ball hin.
Wie spielt man gegen Spin im Tischtennis?
Es reicht jedoch nicht zu erkennen, welcher Spin ein Ball hat. Du musst auch wissen, wie du gegen die verschiedenen Spinarten reagieren solltest.
Wie spielt man gegen Unterschnitt?
Wenn dein Gegner Unterschnitt erzeugt, kann es sich um einen kurzen oder einen langen Ball handeln.
Für den kurzen Ball gibt es zwei übliche Rückschlagarten: Schupfen und Flippen.
- Wenn du den Ball schupfst, musst du den Winkel des Schlägers öffnen (die Seite, mit der du den Ball triffst, zeigt nach oben), da du sonst nicht in der Lage bist, den Ball über das Netz zu befördern. Wenn du einen Unterschnittball mit mit senkrechtem Schlägerblatt triffst, wird der Ball ins Netz fliegen.
- Um einen kurzen Unterschnittball zu flippen, gibt es verschiedene Techniken. Du kannst einen Flip wie einen kleinen Topspin spielen und den Ball mit geschlossenem Schläger an der Oberseite streifen. Du kannst jedoch auch einen Flip-Schuss spielen. In diesem Fall sollte der Schlägerwinkel zu Beginn des Schlages offen sein, um dem Unterschnitt entgegenzuwirken, und am Ende der Schlagbewegung aber geschlossen sein. Bei dem Rückhand-Flip gibt es zudem noch die Möglichkeit des Bananen-Flips.
Bei einem langen Unterschnittball kannst du, wenn du ein defensiver Spieler bist, einen langen Unterschnitt-Abwehrschlag mit offenem Schlägerwinkel ausführen.
Um einen Unterschnittball anzugreifen, ist es am besten, einen Topspin-Schlag auszuführen, sei es ein Vorhand-Topspin oder ein Rückhand-Topspin.
Wie spielt man gegen Überschnitt?
Wenn du mit einem kurzen Ball mit Überschnitt konfrontiert wirst, gibt es mehrere Möglichkeiten, darauf zu reagieren.
- Du kannst ihn mit geschlossenem Schlägerwinkel blocken, wobei die Seite des Schlägers, mit der du den Ball triffst, nach unten in Richtung Tischtennisplatte zeigt. Wie stark der Schlägerwinkel geschlossen sein muss, hängt von der Stärke des Topspins ab. Je mehr Überschnitt im Ball ist, desto mehr musst du deinen Schläger „schließen“.
- Du kannst den Ball auch am höchsten Punkt seiner Flugbahn schießen.
- Zudem hast du die Möglichkeit, einen Gegentopspin-Schlag ausführen.
- Sehr fortgeschrittene Spieler können auch einen Chop-Block spielen.
Bei einem langen Topspin-Schlag gibt es auch mehrere Methoden, um ihn zu kontern.
- Wenn du ein starker Angriffsspieler bist, kannst du ihn am besten mit einem Gegentopspin beantworten.
- Natürlich kannst du aber auch genau wie einen kurzen Topspinball blocken.
- Als Defensivspieler kannst du den Ball mit einem Unterschnitt-Abwehrschlag zurückspielen.
Wie spielt man gegen Seitschnitt?
Bei Seitschnitt ist das Verständnis der Art des Spins der wichtigste Faktor. Ist es rechter oder linker Seitschnitt? Der Winkel deines Schlägers sollte in die entgegengesetzte Richtung der Ballflugkurve zeigen.
Beobachte die Ausgangsposition des gegnerischen Schlägers und richten Sie Ihren Schläger in diese Richtung aus, um den Ball zurückzuschlagen.
Lass uns das an einem Beispiel erläutern. Angenommen, dein Gegner ist Rechtshänder und spielt einen Pendelaufschlag, also einen Aufschlag mit Linksdrall. Um diesen linken Sidespin zu erzeugen, bewegt sich sein Schläger von rechts nach links, d. h. von seiner Vorhandseite zur Rückhandseite. Der linke Seitschnitt führt dazu, dass sich der Ball in deine linke Seite bewegt.
Um diesen linken Sidespin zu kontern, musst du deinen Schläger leicht nach links neigen, sodass er auf die Vorhandseite deines Gegners gerichtet ist. Dadurch wird der Seitschnitt negiert. Würdest du den Schlägerwinkel nicht nach rechts neigen, würde der Ball von der aus gesehen von deinem Schläger nach rechts abspringen.
Umgekehrt, wenn er einen rechten Seitschnitt aufschlägt (zum Beispiel mit einem Reverse-Pendulum-Aufschlag), bewegt sich sein Schläger am Balltreffpunkt von links nach rechts. Neige deinen Schläger dann etwas nach rechts und richte ihn so auf die linke Seite deines Gegners aus, also auf die Rückhandseite eines rechtshändigen Gegners. Wenn du den Schlägerwinkel nicht anpassen würdest, würde der Ball von deinem Schläger nach links wegspringen.
Wenn du fortgeschrittener bist und bereits Topspins und Flips beherrschst, kannst du den Spin des Gegners auch „überschreiben“, indem du selber einen spinreichen Schlag mit Überschnitt spielst. Je mehr Spin du erzeugst, desto weniger kann sich die Rotation deines Gegners entfalten.
Spin-Variationen
Es gibt zwar auch Bälle, die ausschließlich Topspin, Unterschnitt oder Seitschnitt haben. Bei vielen Bällen ist jedoch auch Unterschnitt oder Überschnitt mit Seitschnitt vermischt. Vor allem Seitunterschnitt- oder Seitüberschnittaufschläge sind sehr beliebt und stellen viele Gegner vor große Herausforderungen beim Lesen des Spins.
Fazit
Tischtennis ohne Spin wäre wie Fahrradfahren ohne Reifen.
Das Verständnis des Spins ist ein Muss, um deine Reise im Tischtennis zu beginnen. Wenn du in die Tiefe gehst und in deinem Spiel experimentierst, kannst du neue Techniken entwickeln.
Aber um präzise zu sein und deine Technik zu beherrschen, brauchst du Übung und Disziplin. Du solltest in der Lage sein, verschiedene Spin-Arten und -variationen zu beherrschen und sicher im Spiel anwenden zu können.
Wenn du am Ball bliebst und regelmäßig trainierst, dann kann dich nichts davon abhalten, ein erfolgreicher Tischtennisspieler zu werden.
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