Überstrapaziere dich nicht mit Tischtennistraining (TdW#58)

Tischtennis ist eine Sportart voller winziger Bestandteile.

Diese unfassbare vielen Einzelteile eröffnen uns im Training schier unendliche Möglichkeiten.

Technik, Taktik, Psyche, Ballverständnis usw. kann alles trainiert werden. Und alles davon ist ja auch noch unterteilbar.

Bei all diesen Möglichkeiten ist es schwierig, nicht den Überblick zu verlieren.

Noch schlimmer finde ich aber den Willen, auch einfach alles trainieren zu wollen. Aus diesem Gedanken werden 4, 5, 6 Trainingseinheiten pro Woche.

Und oder Trainingseinheiten, die bisweilen komplett überladen sind mit Thematiken und Fokussen.

Warum das zu vermeiden ist, was die Folgen sind und was man stattdessen machen sollte, wird Thema im heutigen Tipp der Woche sein.

Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.

Körper

Im englischen gibt es den Begriff „sore“.

Das lässt sich in so etwas wie „wund“ übersetzen, hat aber mit einer Wunde per se recht wenig zu tun.

Es beschreibt eher den Zustand, in dem ,in erster Linie deine Muskeln aber auch der Rest deines Körpers einfach mal eine Pause brauchen.

Im Tischtennis mag dem zwar weniger der Fall sein, als z.B. beim Kraft- oder beim Kampfsport. Nichts desto Trotz sollten wir diesem „sore“-Zustand Beachtung schenken und hin und wieder einfach mal ein paar Tage Pause machen.

Psyche

Irgendwann kommt der Punkt, an dem du einfach nicht mehr ganz wach bist.

Die Konzentrationsfähigkeit lässt nach, du reagierst langsamer, du merkst, dass deine Entscheidungen zu wünschen übrig lassen.

Und ein „reiß dich mal zusammen“ ist scheinbar auch nicht die Lösung.

Dieser Zustand ist im Grunde einfach vergleichbar mit dem „sore“-Zustand des Körpers. Simpel gesagt ist es jetzt halt deine Psyche die „sore“ ist.

Auch hier ist eine Pause nur angebracht. Leg dich hin. Hol ein bisschen Schlaf nach. Komm mal für ein paar Tage auf andere Gedanken.

Dann kann’s mit voller Energie von vorne losgehen.

Körper, Kopf & Psyche

Für mich ist das der wichtigste Punkt.

Hier geht es mir weniger um das Phänomen der Übertrainiertheit, sondern eher um eine Art der „Verschlimmbesserung“.

Dieser Drang alles gleichzeitig verbessern zu wollen ist hier dein größter Feind.

„Ja also mein Timing ist nicht gut, ich stehe selten richtig zu Ball und in meinem Topspin steckt keine Körperdrehung. Hilf mir bitte.“

Gleichzeitig geht das einfach nicht. Und auch dicht nacheinander wirst du auf Schwierigkeiten stoßen.

Und mein Beispiel ist ja noch schmeichelhaft gewählt.

Wenn sich jetzt mehrere Techniken oder sogar große Bereiche wie Technik und Taktik im Training über längere Zeit überschneiden, dann drückt dein Kopf einfach irgendwann auf den Notausknopf.

Und dann geht gar nichts mehr.

Dann machst du Bälle nicht mehr, die du vor 3 Jahren schon sicher gespielt hast. Du triffst komische Entscheidungen. Du hast an jeder Technik von dir immer irgendwas auszusetzen. Und das Ganze geht über Monate, quasi ohne, dass sich irgendwas verbessert.

Das ist genau der Zeitpunkt an dem du merken solltest, dass sich etwas ändern muss. Eine Einheit weniger pro Woche. Oder ein klarer Plan, was du genau verbessern möchtest. Das sollte eigentlich das Mindeste sein.

Meine Erfahrungen

Zum Abschluss noch eine ganz kleine Anekdote zu mir.

Ich bin auch ein viel-Spieler. Ich bin mitunter 4 Abende die Woche in der Halle zu finden und beschäftige mich auch außerhalb der Sporthalle sehr viel mit Tischtennis.

Obwohl ich diesen spezifischen Zustand von geistiger und körperlicher Übertrainiertheit nie wirklich an mir selber festgestellt habe, ist mir etwas anderes aufgefallen:

Meinen größten spielerischen Sprung in meinen 10 Jahren Tischtennis habe ich gemacht, als es nach dem ersten Corona-Lockdown wieder in die Halle ging.

Ich habe eine erzwungene Pause von ca. 4 Monaten eingelegt und war danach wie auf Knopfdruck besser als je zuvor.

Fazit

Also. Viel Training ist toll. Zu viel Training und zu viel zu trainieren ist nicht mehr toll. Du überlädst deinen Kopf und deinen Körper und dabei raus kommen Unkonzentriertheit, Unzufriedenheit, Frust und unter Umständen sogar Rückschritte.

Vermeide also diese Übertrainiertheit, vermeide Verschlimmbesserungen und lass es auch einfach mal entspannt angehen oder mache auch einfach mal eine Pause.

In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und macht auch mal entspannt!

Yanick ist ausgebildeter Tischtennistrainer und aktiver Sportstudent. Er kann auf eine Dekade Erfahrung im Tischtennissport als Athlet zurückgreifen und auch als Trainer ist er seit bald fünf Jahren aktiv. Diese Kombination aus langjähriger Erfahrung als Athlet und Trainer, mehreren Trainerlehrgängen und den sportwissenschaftlichen Hintergründen ermöglichen es ihm, bestmögliche Einblicke und in den Sport Tischtennis zu gewährleisten.

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