Wie lange dauert es, ein guter Tischtennisspieler zu werden?

Tischtennis ist ein schwieriger Sport.

Ich habe viele Anfänger trainiert, die überrascht waren, wie viel es zu lernen gibt und wie schwierig es ist, Tischtennis zu beherrschen.

Vielleicht gibt es in der Welt des Nicht-Tischtennisspielers die Vorstellung, dass Tischtennis einfach zu spielen ist. Fast jeder hat schon einmal Tischtennis gespielt. Und wahrscheinlich haben sie es geschafft, den Ball über das Netz zu schlagen: „Siehst du, das war gar nicht so schwer“.

Aber Tischtennis auf hohem Niveau zu spielen, ist eine andere Sache. Tischtennis ist ein sehr komplexer Sport mit vielen verschiedenen Schlägen, Bewegungen und Spielweisen, der in einem beängstigend schnellen Tempo gespielt wird. Es gibt eine Menge zu lernen und zu beherrschen.

Es dauert seine Zeit, bis man wirklich gut im Tischtennis wird. Aber wie lange? Kann man sehr schnell ein wirklich guter Tischtennisspieler werden oder dauert es Jahre und Jahre? Und was ist der beste Weg, um sich schnell zu verbessern? Diesen Fragen wollen wir nachgehen…

Was ist ein „wirklich guter“ Spieler?

Erstens: Was verstehe ich unter einem „wirklich guten“ Spieler? Das ist eine schwierige Frage, da es so viele verschiedene Niveaus gibt.

Ein Spieler, der in der Oberliga spielt, gilt als „wirklich gut“ im Vergleich zu einem Freizeitspieler, der noch nie an Wettkämpfen teilgenommen hat, aber nicht als „wirklich gut“ im Vergleich zu einem Spieler der zweiten oder gar ersten Bundesliga.

Ein Spieler in der besten Berliner Liga (Verbandsliga) gilt im Vergleich zu einem Kreisklassenspieler als „wirklich gut“, aber nicht im Vergleich zu einem Spieler, der zu den Top 100 in Deutschland zählt.

Ein Spieler, der zu den Top 100 in Deutschland gehört, gilt im Vergleich zu fast allen Spielern im Rest des Landes als „wirklich gut“, aber nicht im Vergleich zu einem Spieler, der zu den Top 5 in Deutschland gehört.

Ein Spieler, der in Deutschland zu den Top 5 gehört, ist wahrscheinlich ein Profispieler, also in den Augen der meisten Leute absolut erstaunlich, wird aber wahrscheinlich ständig von Spielern aus den Top 10 der Welt geschlagen werden.

Ein Spieler, der zu den Top 10 der Welt gehört, ist im Tischtennis UNGLAUBLICH, wird aber wahrscheinlich von Ma Long oder Fan Zhendong besiegt werden.

Ich glaube, das Prinzip ist klar. Es gibt immer ein höheres Niveau. Es gibt immer einen besseren Spieler (außer man ist Ma Long). Aber es ist nicht hilfreich, Ma Long als Maßstab zu nehmen. Es ist auch nicht wirklich hilfreich, Profis als Maßstab für „wirklich gut“ zu nehmen. Dieser Standard ist für die meisten von uns unerreichbar.

Für die Zwecke dieses Blog-Beitrags nehmen wir an, dass jeder Spieler mit einem QTTR-Wert von über 2000 ein „wirklich guter“ Tischtennisspieler ist. Das ist ein Wert, der erreichbar ist. Man muss kein Vollzeitsportler sein, um dieses Niveau zu erreichen. Sie können in deiner Freizeit Tischtennis spielen und trotzdem dieses Rating erreichen. Aktuell haben rund 700 Spieler/innen in Deutschland einen Q-TTR-Wert von über 2000. Sie spielen in der Regel in der Oberliga oder höher.

Ich weiß, dass dies eine subjektive Definition ist, aber es ist besser, eine Definition zu haben, mit der man arbeiten kann, als gar keine.

Wie lange dauert es, diese Stufe zu erreichen?

Meiner Erfahrung nach kann es 5 bis 15 Jahre dauern, bis man ein „wirklich gutes“ Niveau erreicht hat.

Ja, das ist ein ziemlich großer Zeitrahmen, aber es hängt sehr davon ab, wie viel ein Spieler trainiert. Ein Spieler, der viel übt, ist vielleicht näher am Ende des Zeitrahmens von 5 Jahren. Ein Spieler, der weniger häufig trainiert, liegt vielleicht eher am Ende des Zeitrahmens von 15 Jahren.

Es kann auch schneller gehen als 5-15 Jahre (dazu später mehr). Und für viele Spieler kann es sogar noch länger dauern – ein ganzes Leben lang spielen, und sie sind vielleicht immer noch nicht in der Lage, das Ziel zu erreichen.

Dieser Zeitrahmen basiert nicht auf irgendwelchen Daten. Dieser Zeitrahmen basiert lediglich auf meinen Beobachtungen, wie sich Spieler in den letzten zehn Jahren in der lokalen Tischtennisliga verbessert haben.

Kurz gesagt, es kann sehr lange dauern, bis man wirklich gut Tischtennis spielen kann.

Warum dauert es so lange?

Es dauert lange, Tischtennis zu beherrschen, weil es einfach so viel zu lernen gibt.

Fangen wir mit den Schlägen an. Man muss in der Lage sein, viele verschiedene Angriffs- und Verteidigungsschläge zu spielen. Dazu gehören:

Angriffsschläge

  • Vorhandkonter
  • Rückhandkonter
  • Vorhand-Topspin vs. Unterschnitt
  • Rückhand-Topspin vs. Unterschnitt
  • Vorhand-Topspin vs. Block
  • Rückhand-Topspin vs. Block
  • Vorhand Flip
  • Rückhand Flip
  • Vorhand Gegentopspin
  • Rückhand Gegentopspin
  • Vorhand Schuss
  • Rückhand Schuss

Defensive Schläge

  • Vorhand-Schupf
  • Rückhand-Schupf
  • Vorhand-Block
  • Rückhand-Block
  • Vorhand-Ballonabwehr
  • Rückhand-Ballonabwehr
  • Vorhand-Unterschnittabwehr
  • Rückhand-Unterschnittabwehr

Okay, du musst kein Profi in allen dieser Schläge sein. Als Angriffsspieler sind vor allem die Topspin-Schläge sehr wichtig, als Abwehrspieler die Unterschnittabwehr.

Übergänge

Aber es reicht auf jeden Fall nicht aus, nur einzelne Schläge zu spielen. Du musst auch den Übergang von einem Schlag zu einem anderen Schlag beherrschen.

  • Schupf > Block
  • Schupf > Topspin
  • Topspin vs. Unterschnitt > Topspin vs. Block
  • Block > Topspin
  • Flip > Topspin
  • Ballonabwehr > Gegentopspin/Schuss
  • Topspin > Schuss

Umschalten

Zudem kommt der Ball nicht immer an dieselbe Stelle. Du musst also für alle oben genannten Schläge den Wechsel von der Vorhand zur Rückhand und von der Rückhand zur Vorhand beherrschen und auch die Beinarbeit (siehe unten) trainieren.

  • Vorhand-Schlag > Rückhand-Schlag
  • Rückhand-Schlag > Vorhand-Schlag

Schlaganpassungen

Zudem kannst deine Schläge nicht immer auf genau dieselbe Weise spielen. Je nachdem, wie viel Spin und Tempo der Ball bereits hat, musst du dein Schläge anpassen.

  • Einstellen der Schläge für starken Unterschnitt
  • Einstellen der Schläge für leichten Unterschnitt
  • Einstellen der Schläge für starken Topspin
  • Einstellen der Schläge für leichten Topspin
  • Einstellen der Schläge für keinen Spin

Platzierung der Schläge

Dein Spiel macht jetzt sicherlich Fortschritte, aber um ein höheres Niveau zu erreichen, musst du in der Lage sein, alle deine Schläge an verschiedenen Positionen auf dem Tisch zu spielen.

  • Vorhand parallel
  • Vorhand diagonal
  • Vorhand zur Mitte
  • Rückhand parallel
  • Rückhand diagonal
  • Rückhand in die Mitte

Beinarbeit

Gute Schläge, die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Schlägen zu wechseln, Schlaganpassungen vorzunehmen und den Ball in verschiedenen Positionen zu platzieren, nützen nichts, wenn deine Beinarbeit schlecht ist. Du brauchst also auch eine gute Beinarbeit.

  • Sidesteps
  • Vor- und Zurückbewegungen
  • Umspringen/Umlaufen
  • Kreuzschritt

Weitere Infos zur Beinarbeit findest du in diesem Artikel.

Aufschlag

Du hast jetzt also gute Schlagtechniken, kannst zwischen den Schlägen wechseln, deine Schläge an verschiedene Spinstärken anpassen, deine Schläge in verschiedenen Positionen platzieren und dich gut bewegen. Aber du wirst nie gut sein, wenn du keinen guten Aufschlag hast.

  • Aufschlag mit Unterschnitt
  • Seitschnitt-Aufschlag
  • Topspin-Aufschlag
  • Aufschlag ohne Spin
  • Aufschlag-Taktik
  • Aufschlagvarianten

Aber Aufschläge allein sind nicht gut. Wenn du gegen fortgeschrittene Spieler spielst, werden die meisten deiner Aufschläge zurückgeschlagen. Du musst also lernen, wie du mit dem Rückschlag deines Gegners umgehen und mit den nächsten Ballkontakten Punkte erzielen kannst.

Übungen zu dem Angriff des 3., 4. und 5. Balles eines Ballwechsels findest du hier.

Rückschlag

Dein Aufschlagspiel macht nur 50 % der Punkte aus. Das wird nicht ausreichen, um Spiele zu gewinnen. Du musst auch wissen, wie man Aufschläge zurückschlägt.

  • Spin lesen
  • Unterschnitt annehmen
  • Seitschnitt annehmen
  • Topspin annehmen
  • „Leere“ Bälle annehmen

Spieltaktiken

Um es noch schwieriger zu machen, musst du wissen, wie du gegen all die verschiedenen Spielstile antreten kannst. Du brauchst ein ganzes Buch an Spieltaktiken in deinem Kopf, die du gegen verschiedene Gegner anwenden kannst. Was gegen einen Gegner funktioniert, muss gegen einen anderen nicht funktionieren. Du musst die beste Taktik für jeden Gegner auswählen.

Psychologie

Ein gutes taktisches Spiel nützt nichts, wenn man in einem Wettbewerbsspiel erstarrt. Man muss sich auch mit dem psychologischen Aspekt des Wettkampfs auseinandersetzen.

  • Mit den Nerven umgehen
  • Die eigenen Emotionen kontrollieren
  • Konzentriert bleiben
  • Spielen ohne Anspannung
  • Einen klaren Kopf bewahren

In unserem ausführlichen Psychologie-Guide findest du über den mentalen Aspekt im Tischtennis viele nützliche Infos.

Muskelgedächtnis

Wie du aus der obigen Liste ersehen kannst, gibt es eine ganze Menge, was du beherrschen musst. Ich habe über 80 Dinge aufgelistet, die man gut können muss, um ein „richtig guter“ Tischtennisspieler zu sein. Ich bin sicher, dass es noch viele andere Dinge gibt, die ich übersehen habe. Die Liste ist zweifellos noch länger.

Wenn die obige Liste nicht schon entmutigend genug ist, wird es noch schwieriger. All diese Dinge müssen so weit erlernt werden, dass sie in deinem Unterbewusstsein gespeichert sind.

Tischtennis ist so schnell, dass man keine Zeit hat, darüber nachzudenken, welchen Schlag man spielen wird. Man kann die Zeit nicht einfrieren, den Spin des Balls herausfinden, sich in die richtige Position bringen, den Schlag auswählen, den Schläger in die richtige Ausgangsposition bringen und dann die Zeit wieder beginnen lassen.

Nein, die Entscheidungen müssen im Bruchteil einer Sekunde getroffen werden.

Eine so schnelle Sportart kann man nur spielen, wenn man instinktiv weiß, was zu tun ist. Und man weiß nur dann instinktiv, was man in einer bestimmten Situation zu tun hat, wenn man alle Schläge und alle Bewegungen Tausende und Abertausende Male geübt hat, so dass man nicht darüber nachdenken muss.

Man sieht den Schlag, den der Gegner spielt, und weiß instinktiv, wohin man sich bewegen und welchen Schlag man spielen muss.

Deshalb kann es auch so lange dauern, bis man Tischtennis beherrscht. Man muss so lange üben, bis das Muskelgedächtnis trainiert ist. Dein Unterbewusstsein weiß genau, was zu tun ist, weil du es schon so oft gemacht hast.

Wie man schneller besser wird

Wie gesagt, Tischtennis ist ein schwieriger Sport! Es braucht Zeit.

Aber was ist mit den Ausreißern? Die Spieler, die das „richtig gute“ Niveau schon vor 5-15 Jahren erreicht haben. Ich bin sicher, dass wir alle Spieler kennen, die unglaublich schnell Fortschritte gemacht haben. Was machen sie anders? Sind sie einfach von Natur aus talentiert?

Ich bin kein großer Anhänger des Konzepts des „natürlichen Talents“. Niemand erreicht die Spitze seines Sports oder Berufs ohne harte Arbeit. Klar, manche Menschen lernen schneller als andere. Aber nichts, was ich als „natürliches Talent“ bezeichnen würde. Ich glaube, das ist weitgehend ein Mythos.

Die Spieler, die sich meiner Meinung nach am schnellsten verbessern, haben drei Dinge gemeinsam.

  1. Sie üben viel. Sie trainieren mehrmals pro Woche, wobei sie Woche für Woche 10-20 Stunden Tischtennis spielen. Und das ist nicht nur irgendein Training. Sie trainieren mit einem bestimmten Ziel – sie machen Übungen (regelmäßig und unregelmäßig), üben Aufschlag und Rückschlag, spielen Matches, entwickeln Stärken und beseitigen Schwächen.
  2. Sie erhalten Coaching. Sie profitieren von all dem Wissen und der Erfahrung von Menschen, die das Spiel schon lange auf hohem Niveau spielen. Dies beschleunigt den Lernprozess enorm.
  3. Sie verpflichten sich, ein offensives Topspin-Spiel zu spielen. Dies ist der Spielstil, den fast alle Profispieler anwenden. Wenn sie ein gewisses Maß an Konstanz bei ihren Topspin-Angriffen erreichen, können sie die meisten Gegner mit ihren unerbittlichen Topspin-Schlägen überwältigen (Was nicht bedeutet, dass es Abwehrspieler nicht sehr schnell zu „sehr guten“ Tischtennisspielern entwickeln können, aber sie haben es in der Regel schwerer).

Selbst wenn all diese Voraussetzungen gegeben sind, dauert es in der Regel 3 bis 5 Jahre, bis Spieler (meist Junioren) dieses „wirklich gute“ Niveau erreichen.

Langfristige Vision

Ich habe schon einige Spieler trainiert und selbe auch mit vielen Spielern trainiert und zusammengespielt. Manchmal spüre ich die Frustration eines Spielers, dass er sich nicht so schnell verbessert, wie er oder sie es gerne hätte, und der Spieler kann nicht herausfinden, warum. Ich erkläre dann die Punkte, die ich in diesem Beitrag dargelegt habe (allerdings in einer viel kürzeren Version!).

Tischtennis ist ein schwieriges Spiel. Die meisten Menschen brauchen sehr lange, um es zu beherrschen. Du solltest nicht verzagt sein, wenn du nur langsam vorankommst. Das Tolle am Tischtennis ist, dass man diesen Sport sein ganzes Leben lang spielen kann. Um auf einem „wirklich guten“ Niveau zu spielen, muss man kein junger Mann oder keine junge Frau um die 20 sein. Man kann in den Sechzigern und sogar Siebzigern sein und immer noch in der Lage sein, auf hohem Niveau in der Regionalliga zu spielen.

Je mehr man Tischtennis spielt und je mehr man übt, desto besser wird man. Natürlich verläuft die Verbesserung nicht geradlinig. Es gibt Höhen und Tiefen.

Aber solange du zielstrebig trainierst, sollte dein allgemeiner Fortschritt nach oben zeigen. Wenn du Jahr für Jahr so weitermachst, wirst du ein Niveau erreichen, bei dem du dich als „wirklich guter“ Tischtennisspieler bezeichnen kannst.

Und generell gilt natürlich: Das Wichtigste ist, dass du mit dir selber zufrieden bist und Spaß am Tischtennisspielen hast!

Johannes spielt seit über 15 Jahren Tischtennis, zuerst draußen auf der Steinplatte und seitdem er 12 Jahre alt ist im Verein SC Siemensstadt in Berlin. Mittlerweile ist er dort nicht nur Spieler, sondern seit einigen Jahren auch Trainer und Jugendwart und konnte in diesen Funktionen wertvolle Erfahrungen sammeln, welche er über TT-Test mit euch teilen möchte.

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