Benote deine eigenen Schläge im Tischtennis (TdW#55)

In der faszinierenden Welt des Tischtennissports gibt es grenzenlose Möglichkeiten.

Kein Ball ist wie der davor, alles ist irgendwie immer neu.

All diese Möglichkeiten lassen sich zusammenfassen in vier Kategorien, in der Tischtenniswelt auch bekannt als PTFR: Platzierung, Tempo, Flugkurve, Rotation.

Wenn man Tischtennisspieler von „Qualität“ reden hört, dann geht es um genau diese Kriterien. Ein Ball mit Qualität ist in Bezug auf einen oder mehrere dieser Kriterien gut bis sehr gut gewesen.

Und damit können wir unser Spiel bewerten. Warum und wofür – darum soll es im heutigen Tipp der Woche gehen.

Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.

Wie benoten?

Diese Frage ist im Grunde mit der Einleitung von beantwortet.

Auf vier Skalen wird bewertet: Gute oder schlechte Platzierung; Schnell oder langsam; hoch oder flach; viel oder wenig Rotation.

Aus der Kombination dieser vier Kriterien könnten wir jeden Schlag benoten.

Wie genau ihr das macht, ist am Ende gar nicht unbedingt von großer Bedeutung und natürlich auch jedem selbst überlassen.

Wann benoten?

Mir geht es in erster Linie um den Rückschlag.

In einer offenen Rallye dauert das Benoten schlichtweg zu lange. Und die Schläge sind auch weniger wichtig.

Ein durchschnittlicher Ballwechsel im Tischtennis geht nur ungefähr 3 Kontakte. Also Aufschlag, Rückschlag und der dritte Ball.

Den 9. Kontakt zu benoten hat also einfach keinen Effekt und bringt uns nichts.

Der Rückschlag jedoch ist von elementarer Bedeutung.

Bei Aufschlag des Gegners ist es der Rückschlag der entscheidet, wer besser in das eigene Spiel kommt.

Dementsprechend ist es besonders der Rückschlag, den es zu benoten lohnt. Zumal wir beim Rückschlag neben den vier Kriterien Platzierung, Tempo, Flugkurve und Rotation noch die Möglichkeit haben anhand des dritten Balles zu bewerten: Kann der Gegner einen Endschlag spielen, dann war es ein schlechte Rückschlag. Kommt vom Gegner ein passiver 3. Ball oder sogar ein direkter Fehler, haben wir einen ausreichenden Rückschlag gespielt.

Warum benoten?

Es geht darum, einzuschätzen was es braucht, um das Spiel zu gewinnen. Und es geht darum, die richtige Mitte zwischen Risiko und Qualität zu finden.

Was meine ich mit dieser Mitte?

Sagen wir dein Gegner spielt einen halblangen Aufschlag mit in erster Linie Seit- und ein bisschen Vorwärtsrotation.

Du schließt deinen Schläger leicht und lässt den Ball einfach reagieren. Die Folge: dein Gegner knallt dir den 3. Ball um die Ohren.

Dein Rückschlag hatte wenig Qualität, bei eben auch geringem Risiko, dabei einen Fehler zu machen. Da dein Gegner den dritten Ball einknallen konnte, musst du deine Gewichtung von Risiko und Qualität verschieben.

Wir geben deinem Rückschlag von gerade mal eine 4-. Es war kein hoher Ball, kein direkter Fehler von dir aber ganz klar kein guter Rückschlag.

Vier Ballwechsel später kommt der gleiche Aufschlag. Diesmal schließt du deinen Schläger und drückst den Ball flach übers Netz in die tiefe Rückhand deines Gegner.

Dieser reagiert mit einem Notschlag und du kannst den Ballwechsel mit dem vierten Kontakt beenden.

Die Note – ungefähr eine 2-. Nicht besonders viel Tempo, keine eigene Rotation, aber flach und gut platziert. Dadurch, dass du in Folge dieses Rückschlages den Punkt gewinnen konntest, gibt es keinen Grund im Rückschlag das nächste mal mehr Risiko einzugehen.

Solange eine 2- im Rückschlag reicht, spielst du weiterhin eine 2-. Wenn dein Gegner adaptiert musst du das natürlich auch tun.

Das ist es, was ich mit der Mitte zwischen Qualität und Risiko meine: Was ist das mindeste Risiko, dass gerade genug Qualität erzeugt, um den Ballwechsel zu gewinnen.

Fazit

Dieser Ansatz stimmt mit dem des „talentierten Tischtennisspiels“ überein – genau so viel Risiko und Qualität und Risiko, wie notwendig. Ein gutes Pferd springt eben nur so hoch wie es muss.

Und ganz nebenbei behältst du immer einen kühlen Kopf, weil du mit nachdenken beschäftigt bist. Und das beste: Du bist cool. Es wirkt so, als bräuchtest du gar nicht viel zu tun, um das Spiel zu gewinnen.

In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und benotet eure Rückschläge!

Yanick ist ausgebildeter Tischtennistrainer und aktiver Sportstudent. Er kann auf eine Dekade Erfahrung im Tischtennissport als Athlet zurückgreifen und auch als Trainer ist er seit bald fünf Jahren aktiv. Diese Kombination aus langjähriger Erfahrung als Athlet und Trainer, mehreren Trainerlehrgängen und den sportwissenschaftlichen Hintergründen ermöglichen es ihm, bestmögliche Einblicke und in den Sport Tischtennis zu gewährleisten.

Teilen:

Schreibe einen Kommentar