Im unfassbar schnellen Tischtennissport ist die Varianz ein wichtiges Mittel, um am Ende den Sieg davon zu tragen.
Durch das Tempo ist es von größter Relevanz zumindest ahnen zu können, wo der nächste Ball hingeht, damit man sich darauf vorbereiten können.
Um diesen Vorteil für deinen Gegner zu verhindern ist es also wichtig, immer so variabel wie möglich Tischtennis zu spielen.
Und diese Varianz soll heute unser Thema sein, warum sie so wichtig ist, wann sie unbedingt am Start sein muss und wann sie auch mal ein wenig an Bedeutung verliert.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Unwichtige Varianz
Wenig bedeutsam ist Varianz dann, wenn dein Gegner eine sehr offensichtliche Schwäche hat. Bzw. ein offensichtliches Problem mit einem bestimmten Schlag in einer bestimmten Situation.
In diesem Falle ist der Plan sogar eher das genaue Gegenteil von Varianz. Solange dein Gegner immer diesen gleichen Fehler macht, spielst du auch immer den Ball, der den Fehler erzeugt. Wenn du gewinnen willst, dann gibt es da keinen Kompromiss.
Solange es funktioniert, wird das gespielt, was funktioniert.
Hat dein Gegner ein deutliches Problem mit der Rückhand Eröffnung, dann ergibt es für dich wenig Sinn, selber die Eröffnung zu suchen. Du schupfst einfach weiter in die Rückhand, bis dein Gegner ggf. eine Lösung für sein Problem gefunden hat.
Varianz hat in einer solchen Situation wenig verloren.
Wichtige Varianz
Warum Varianz so unfassbar wichtig ist, habe ich in der Einleitung schon angerissen.
Gewissheit ist im Tischtennis unfassbar viel wert. Im Artikel Wie gewinne ich ein Tischtennisspiel Tipp #2 (TdW#18) habe ich mich schon damit beschäftigt, wie du für dich Gewissheit erzeugen kannst und warum Gewissheit so wichtig ist.
Jetzt geht es eher um die andere Seite.
Ich habe schon in vielen Spielen als Coach dabei sein dürfen. Bei einigen davon wiederhole ich Satzpause für Satzpause den gleichen Punkt: Mach doch mal was anderes.
Zwei Beispiele: Ohne Johannes als Spieler schlechtreden zu wollen (gegen mich gewinnt er aktuell die meisten Spiele) ist er recht starr in dem, was er tut.
In einem unserer wichtigen Spiele für den Klassenerhalt habe ich beim Zugucken mindestens die Hälfte meiner Haare verloren. Bei Aufschlag des Gegners haben die beiden nämlich gefühlt immer den gleichen Ballwechsel gespielt.
Aufschlag kurz oder halblang in VH, Johannes spielt einen langen Schupf in Rückhand und der Gegner darf eröffnen. Und in diesem Konstrukt hat Johannes etwa 90% der Ballwechsel verloren.
Schlimm war das für mich vor allem deswegen, weil ich mit ansehen durfte, wie der Gegner nach jedem Aufschlag sich sofort in die Rückhand gestellt und ausgeholt hat.
Und Johannes hat immer wieder den Ball in die Rückhand gespielt.
Irgendwann hatten wir Coaches es geschafft, Johannes mal zu einem anderen Rückschlag zu bewegen und er hat das Spiel in Folge dessen gewonnen.
Ein weiteres Spiel war unter diesem Licht sogar noch schlimmer.
Mein Spieler hat fast jeden Aufschlag und im Grunde jeden Rückschlag halblang in Mitte gespielt. Sein Gegner hatte also in fast jedem Ballwechsel die Eröffnung und konnte meinen Spieler von Anfang an unter Druck setzen.
Hierbei schade war einfach, dass das Spiel im offenen Ballwechsel ausgeglichen war, wenn nicht sogar eher in Richtung meines Spieler kippte. Wenn statt des halblangen Balls in Mitte mal ein Flip oder ein kurzer Ableger gekommen wäre, dann bin ich mir sicher hätte das Spiel anders ausgesehen.
Warum also Varianz
Hol den Gegner aus seiner Komfortzone heraus. Halte deinen Gegner immer auf Trab, es darf einfach nie der Ball kommen, den er haben möchte, es darf nie der Ball kommen, für den er schon bereit dasteht.
Wenn du es schaffst, dass du deine Schläge in Platzierung, Tempo, Flugkurve und Rotation so variierst, dass dein Gegner niemals den gleichen Ball bekommt und sich Ball für Ball neu einstellen muss, dann bist du auf einem sehr guten Weg, das Spiel für sich zu entscheiden.
Fazit
Also, Varianz ist deswegen so bedeutsam, weil sie es deinem Gegner einfach viel ungemütlicher macht. Und je ungemütlicher für deinen Gegner, desto besser für dich.
Bleib also einfach unberechenbar, damit dein Gegner auf keinen Ball eingestellt sein kann, auf keinen Ball vorbereitet ist und keine Komfortzone bekommt.
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und spielt immer mit Varianz!
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