Herzlich willkommen beim Jubiläumsartikel in der Kategorie Tipp der Woche.
Heute will ich mich damit beschäftigen, wann welcher Ball gespielt werden sollte.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Die Situation
Also. Von welcher Situation reden wir hier.
Ich habe zwei Beispiele für euch:
Beispiel 1: Ganz häufig sehe ich meine Jugendlichen in ihren Spielen die halbhohen Bälle schupfen, nur um dann den einen flachen, sehr langen Schupf sofort hart ziehen zu wollen. Und genau da kommt das mit den Entscheidungen rein: Anstatt den „einfacheren“ Ball zu ziehen (vollkommen egal ob als Eröffnung oder schon als Endschlag), warten sie auf den viel „schwierigeren“ Ball und wollen eben diesen dann sofort zum Punkt machen. Keine realistischen Einschätzung.
Beispiel 2: Auch aus meiner Jugend. Häufig stimmt die Art des Topspins nicht mit der Situation überein. Ich nenne das gerne das „Siemensstadt-Gen“, weil das tatsächlich auch einige Erwachsene bei und so machen: „Je schwieriger der Ball, desto härter wird gehauen“. Ergibt keinen Sinn. Man kann aus einem Ball auf Kniehöhe keinen hart gezogenen Ball machen. Und wenn man gerade mit den Beinen über Kreuz in der Rückhand steht, dann ist der hart gezogene Around the Net vielleicht auch nicht die richtige Wahl.
Training
Also wie genau trainieren wir das jetzt?
Nun ja. Zum Teil schwierig zu sagen. Im Falle des ersten Beispiels raufe ich mir immer die Haare, wenn ich das sehe. Und leider ist mir noch keine Übung dazu eingefallen, mit der ich diese Art der Entscheidung trainieren kann.
Ein paar Ansätze habe ich jedoch und diese teile ich gerne mit euch.
Beispiel 1
Ich bin zwar überhaupt kein Fan von Schupfen, aber in diesem Fall werde ich diesen Tod wohl sterben müssen. Wir lassen also schupfen – vielleicht mit Platzierungsvorgabe, vielleicht ohne; ganz egal. Jeder Ball darf jederzeit eröffnet werden. Um die Eröffnungen geht es ja nicht. Wird jedoch ein Endschlag gespielt, beginnt die Übung zu greifen.
Fehler in Endschlägen werden bestraft, entweder mit Minuspunkten für denjenigen, der den Endschlag gespielt hat oder mit doppelten Punkten für den Gegner. Nach dem Prinzip wird bei technisch ähnlich starken Spielern am Ende jener gewinnen, der die besseren Entscheidungen trifft.
Ein zweiter Ansatz wäre es, am Balleimer einfach Bälle einzuspielen, auf die eine Eröffnung oder ein Endschlag gespielt wird. Wir überlassen die Entscheidung den Athleten und können mehr oder weniger direkten Einfluss darauf nehmen. Und auch hier gibt es dann wieder ein Punktesystem mindestens für die Endschläge.
Beispiel 2
Für das zweite Beispiel habe ich meinen Ansatz selber schon getestet und bin relativ zufrieden damit.
Es wird eine „normale“ Übung gespielt. Ich habe es neulich mit Falkenberg getestet.
Die Aufgabe ist ganz einfach, ab der zweiten Runde der Übung den am besten geeigneten Ball als Endschlag zu spielen.
Im Fall von Falkenberg habe ich dafür die umlaufene Vorhand genutzt. Bedeutet: Ab der zweiten umlaufenen Vorhand konnte ich diesen Ball jederzeit als Endschlag spielen.
In einer Übung setzt das natürlich voraus, dass alle anderen Bälle mit ca. 70-80% Kraft geschlagen werden, damit der Endschlag von den anderen Schlägen zu unterscheiden ist.
Und dann kommt gerade im Jugendtraining auch ein Punktesystem ins Spiel, über das man für die richtigen Entscheidungen belohnt wird.
Fazit
Diese Art von Entscheidungstraining ist ebenso essenziell wie Technik- und Wettkampftraining. In Spielsituationen ist es unglaublich wichtig, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um die größtmöglichen Gewinnchancen zu haben.
Das fällt auch ein bisschen mit in die Spalte der Fehleranalyse in unserem Sport. Auch falsche Entscheidungen sind Fehler.
In dem Sinne, auf bald, bleib am Ball und triff gute Entscheidungen!
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