Im dynamischen und schnellen Spiel des Tischtennis stehen Spieler oft vor der entscheidenden Frage: Sollte man einen kraftvollen Schuss oder einen präzisen Topspin wählen?
Diese Entscheidung kann maßgeblich das Spielgeschehen beeinflussen. In diesem Artikel werden wir die Vor- und Nachteile beider Techniken unter Berücksichtigung von Faktoren wie Körpergröße, Fitness und der Fähigkeit zur Erzeugung von Rotation analysieren.
Die Körpergröße beeinflusst die Reichweite und den Winkel, aus dem der Ball gespielt werden kann, während die Fitness eines Spielers seine Fähigkeit bestimmt, schnell und wiederholt kraftvolle Schläge auszuführen.
Die Rotation hingegen ist ein wesentlicher Aspekt, der nicht nur die Flugbahn des Balles beeinflusst, sondern auch das Spiel des Gegners herausfordern kann.
Durch eine detaillierte Betrachtung dieser Elemente zielt dieser Artikel darauf ab, Spielern zu helfen, eine fundierte Entscheidung zu treffen, die zu ihrem Spielstil und ihren physischen Voraussetzungen passt.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Begriffserklärungen
Schuss und Topspin greife ich heute in diesem Artikel wesentliche weiter. Grundsätzlich geht es um die Frage, ob wir einen Ball mit Vorwärtsrotation (Topspin, Spinblock, Gegentopspin) oder einen Ball ohne Rotation (hier Block, Schuss) spielen solltest.
Es geht also gar nicht unbedingt darum, ob wir den Ball schießen oder „ziehen“, sondern eher um die Grundsatzentscheidung, welche Art von Spielstil wir uns aneignen sollten.
Einflussfaktoren
Körperlänge
Kein Scherz – wie groß du bist, ist maßgeblich entscheidend bei der Entscheidung Schuss oder Topspin.
Wobei es hier tatsächlich wirklich um den Ball geht. Und erwachsene Menschen müssen sich hiermit auch kaum außeinandersetzen. Allerdings ist die Körperlänge eine mögliche Erklärung dafür, warum im Frauenspiel so viel mehr geschossen wird, als im Männerspiel.
Wenn ein Athlet (relativ) klein ist, dann ist der Schuss alleine technisch bedingt wesentlich einfacher zu spielen, als ein Topspin.
Bei einer Körpergröße von, sagen wir, 1,30m ist es schlichtweg unglaublich schwierig, den Schläger für einen Topspin auf den Ball zu bringen und dann auch noch die Bewegung weiter nach oben fortzusetzen.
Viele Kinder haben jedoch fast die perfekte Körperlänge, um auf einen leicht höheren Ball mit einem Schuss draufzugehen. Die Beschleunigung auf Schulter- bis Kopfhöhe (die beim Schuss auch technisch richtig ist) fällt Kindern unglaublich leicht.
Man will das nie so wirklich glauben, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Kinder in der Lage sind ein wirklich hohes Tempo in den Ball zu bringen, wenn sie diesen Ball auf ungefähr Kopfhöhe kriegen, den sie schießen können.
Im Topspin können die meisten Kinder nicht annähernd so viel Tempo erzeugen.
Und da Frauen im Schnitt kleiner sind als Männer, ist Körpergröße eine mögliche Erklärung, warum im Frauentischtennis mehr geschossen wird als im Männertischtennis.
Pauschal lässt sich bis zu einem bestimmten Grad sagen:
Körperliche Fitness
Jetzt handelt es sich wieder eher um eine Spielstilfrage.
Es ist vermutlich kein Geheimnis, dass sich gerade ältere Menschen im Tischtennis immer näher am Tisch bewegen und eher ein Blockspiel mit Kontrollfokus spielen.
Das wird sehr viel mit der körperlichen Verfassung zu tun haben. Mehrere Topspins nacheinander, ggf. aus der Halbdistanz mit Bewegung nach jedem Schlag, sind schlichtweg signifikant anstrengender als ein tischnahes Blockspiel.
Und wenn die Möglichkeit da ist, dann kommt der Schuss in die freie Ecke als Endschlag.
Bist du also grundsätzlich körperlich nicht ganz auf dem Damm oder einfach schon im fortgeschrittenen Alter, dann wird ein tischnahes, kontrolliertes Blockspiel mit einem einzelnen Schuss als Endschlag vermutlich die bessere Wahl für dich sein.
Rotation/Sicherheit
Vermutlich der ausschlaggebenste Faktor: Der Topspin ist ausnahmslos immer (theoretisch) der sicherere Schlag.
Durch die Vorwärtsrotation senkt sich der Ball schneller ab, der Schlag verzeiht also mehr Fehler als der Schuss.
Die Sache ist hier also eigentlich ganz einfach: Für jeden aufstrebenden Tischtennisspieler ist das Topspinspiel jener Spielstil mit dem größeren Potential (Ausnahmen bestätigen die Regel, siehe Jan-Ove Waldner oder Mattias Falck).
Und: Topspinspiel heißt nicht, dass man sich pauschal vom Tisch entfernt. Mit dem Spinblock gibt es inzwischen eine tischnahe Möglichkeit auf einen Topspin mit Tempo und Vorwärtsrotation zu antworten.
Fazit
Diese drei Kriterien sollten dir dabei helfen, das Spiel zu wählen, mit dem du das größte Potential hast.
Und an die Trainer unter euch: Gerade im Jugendbereich ist es eigentlich immer der Topspin, der im Fokus stehen sollte. Um das nicht zu machen, ist der Erfolg dieses Schlages schlichtweg zu überwältigend.
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und zieht und schießt.
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