Wenn du den weltbesten Spielern beim Tischtennis zuschauen, werden dir einige Aspekte des Spiels sofort auffallen. Zunächst die Kraft und Unberechenbarkeit des ersten Eröffnungsballs und vielleicht auch die Überraschung darüber, wie schnell viele der Ballwechsel vorbei sind.
Dann wird dir bewusst, wie kurz die meisten Aufschläge sind und dass es sehr schwer ist, diese Aufschläge direkt anzugreifen. Dennoch ist es wichtig, den Gegner direkt mit dem Rückschlag unter Druck zu setzen – und das geht meistens am besten mit einem Angriffsball.
Auf höchstem Niveau ist die Bedeutung der ersten vier Bälle (Aufschlag, Rückschlag, dritter Schlag, vierter Schlag) entscheidend. Wenn dein Aufschlag nicht gut genug ist und der Gegner mit genügend Spin und Power eröffnen kann, verlierst du.
Wenn andererseits der Aufschlag des Gegners so gut ist, dass man nur lang zurückschupfen kann, verliert man wieder. In diesem Tipp der Woche möchte ich deshalb ein paar Worte über diese ersten vier Bälle und dem Training dieser Bälle verlieren.
1. Verbessere deinen Aufschlag
Der erste Schritt besteht darin, an deinem eigenen Aufschlag zu arbeiten – ihn kurz und flach genug zu machen oder mit genug Spin oder Täuschung, so dass es für den Gegner schwierig ist, einen guten Angriffsball zu spielen.
Wenn er sich jedoch dazu hinreißen lässt, mit einem schwächeren Schlag zu eröffnen, bist du im Vorteil, denn du bist derjenige, der dann mit einem besseren Angriffsball antworten und die Initiative übernehmen kann. Auf hohem Niveau gewinnt meistens der Spieler den Punkt, der den ersten Schlag mit wirklich viel Spin oder Power spielt, kombiniert mit guter Platzierung. Natürlich gibt es hier auch Ausnahmen, vor allem wenn man eggen gute Blockspieler oder gar Abwehrspieler spielt.
2. Verbessere deine Rückschläge
Der nächste Schritt besteht darin, verschiedene Methoden zur Annahme von kurzen und halblangen Aufschlägen zu erforschen und diese zu trainieren. Hierzu ist es zunächst erstmal wichtig, dass du den Spin des Aufschlags erkannt hast. Wenn dem so ist, überlege dir: Kannst du den Aufschlag flippen oder einen Topspin spielen und kannst du dies so tun, dass du einen Vorteil erlangen und eine mehr als ausgeglichene Chance hast, den Punkt zu gewinnen?
Je höher das Niveau, desto mehr muss man ein gewisses Risiko eingehen und passive (lange) Rückschläge reichen meistens nicht mehr aus.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Ball so kurz zurückzuspielen, dass der Aufschläger wenig oder gar nichts damit anfangen kann, und so seinen Aufschlagvorteil zu neutralisieren. Auch dies erfordert viel Training, denn wenn du den Spin des Balles falsch einschätzt, verlierst du. Auf hohem Niveau ist es wichtig, diesen kurzen Rückschlag zu einem sehr frühen Zeitpunkt zu spielen, damit der Gegner nur wenig Zeit zum Reagieren hat.
Leider schlagen viele Spieler auf höchstem Niveau gerade so lang auf, dass sie dir das Leben sehr schwer machen – der halblange Aufschlag, bei dem der Ball das zweite Mal auf der Grundlinie oder knapp dahinter auftreffen würde.
Wenn du mit einem schwächeren Schlag eröffnest, verlierst du, und wenn du zu lang zurückschupfst, überlässt du dem Aufschläger die Initiative bei der Eröffnung. Wenn der Aufschlag so gut ist, dass du lang zurückschupfen musst, ist es entscheidend, wie und wohin du diesen Ball spielst.
- Erstens ist es wichtig, den Rückschlag mit verschiedenen Effekten lang zu spielen: Mit viel oder wenig Unterschnitt, mit Seit-Unterschnitt oder gar Seitüberschnitt…
- Zweitens das Timing: Je früher du den Ball spielen kannst, desto weniger Zeit hat der Gegner, den Schlag zu lesen, den Spin zu berechnen und zu reagieren.
- Drittens: Unvorhersehbarkeit bei der Platzierung. Wenn der Gegner nie ganz sicher ist, wohin du spielen wirst, hat er weniger Chancen, sehr gut zu reagieren. Gute Platzierungen sind der Ellenbogen oder auch eine Ecke, wenn du siehst, dass der Gegner zu weit in der andere Ecke des Tisches steht.
3. Übe den ersten Eröffnungsball
Der dritte wichtige Schritt, der für die Entwicklung eines guten Spielers unerlässlich ist, ist die Bewältigung des ersten Eröffnungsballs. Auf hohem Niveau reicht es in der Regel nicht aus, einen kontrollierten, langsamen Eröffnungstopspins mit mittlerem Spin zu spielen – der andere Spieler behält die Initiative und kann mit einem starken Gegentopspin oder aktiven Block antworten.
Nur auf Nummer sicher zu gehen, ist eine Verlierertaktik. Du musst versuchen, deinen Gegner unter Druck zu setzen, entweder mit viel Spin, viel Power, oder beidem und so einen passiveren Schlag des Gegners erzwingen. Und natürlich sollte man sich immer überlegen, wohin man spielen will.
Wenn du weißt, dass der Gegner auf seiner Rückhand mit deinen Eröffnungstopspins nicht viel anfangen kann und nur ein passiver Block zurückkommt, dann spiele ihm häufiger in die Rückhand. Aber auch nicht immer, denn dann kann sich dein Gegner darauf einstellen und beispielsweise umspringen und mit der Vorhand angreifen.
4. Übe den dritten und vierter Ball
Schließlich muss jeder Spieler eine punktbringende Waffe oder Taktik haben. Es ist besonders wichtig, dass man nach dem eigenen Aufschlag den Gegner direkt weiter unter Druck setzt. Zu diesem Zweck sollten Aufschlag und dritter Ball einen großen Teil jeder Trainingseinheit ausmachen.
Du solltest wissen, wohin der Ball normalerweise zurückgespielt wird, und den Angriff auf den dritten Ball so lange üben, bis deine Reaktion automatisch erfolgt. Du solltest auch wissen, mit welchem Spin der Ball wahrscheinlich zurückgespielt wird. Du solltest natürlich mit deinen Trainingspartnern Übungen durchführen, bei denen sie möglichst unerwartete Rückschläge auf deine Aufschläge spielen. Auf diese Weise lernst du, mit ungewöhnlichen und unerwarteten Situationen umzugehen, die du gegen die besten Spieler erleben wirst.
Mehr dazu findest du in unserem Beitrag zur Vorbereitung und Ausführung des dritten Ball-Angriffs.
Genauso wichtig ist aber auch das Training des vierten Balles. Denn nachdem du einen Aufschlag angenommen hast (beispielsweise mit einem Flip), solltest du auch direkt weiter nachgehen und die Initiative nicht abgeben. Eine gute Übung ist beispielsweise die Vorhand-Vorhand-Vorhand-Vorhand-Übung, mit der du deine Vorhandstärke verbessern kannst:
- Dein Trainingspartner spielt einen kurzen Unterschnittaufschlag in deine Vorhand.
- Du flippst diesen Aufschlag diagonal in die Vorhand des Trainingspartners.
- Dein Trainingspartner spielt einen Topspin in deine Vorhand.
- Du versuchst mit einem starken Gegentopspin (freie Platzierung) den Punkt zu erzielen.
Fazit
Das Training der ersten vier Bälle im Ballwechsel ist wichtig – nicht nur für Weltklassespieler, sondern bereits von Beginn an. Natürlich ist es als Anfänger zunächst wichtig, die technischen Grundlagen zu erlernen. Aber sobald diese beherrscht werden, sollten die ersten vier Bälle im Training geübt und verbessert werden.
Du solltest dir auch darüber im Klaren sein, dass sich dein technisches und taktisches Niveau in dem Maße, in dem du dich verbesserst, weiterentwickeln muss. Ein Aufschlag, den ein Kreisklassenspieler nur zurückschupfen kann, kann von einem Weltklassespieler mit Leichtigkeit vernichtet werden. Auf dem Weg nach oben ändern sich die Anforderungen an Aufschlag und Annahme ebenso wie die Fähigkeiten, den nächsten Ball zu verwerten.
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