In der Welt des Tischtennis ist kein Ball wie der davor.
Auf jeden Schlag vom Gegner muss man sich neu einstellen, es ist nie sicher, welches Tempo und welche Rotation bei dir wo ankommt.
Besonders unangenehm sind solche Gegner, die dir bisweilen bewusst immer den Ball geben, den du nicht haben willst und dabei in Tempo und Rotation sehr stark varriieren.
Diese sogenannten Tempo- und Schnittwechsel fallen im Training zu häufig hinten runter, sodass du bei Spielen gar nicht weißt, wie dir geschieht.
Was Tempo- und Schnittwechsel so unangenehm und warum du dich auch darauf vorbereiten solltest, wird Thema des heutigen Tipps der Woche sein.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Unangenehm weil
Eine der sieben koordinativen Fähigkeiten ist die sogenannte Differenzierunsfähigkeit.
Dabei geht es darum, in jeder Situation neu einschätzen zu können, wie viel Kraft, wie viel Geschwindigkeit, welche Bewegungsrichtung und Ähnliches notwendig sind, um die Aufgabe zu lösen.
Ein kleines Beispiel: Du musst einen Ball in einen Korb werfen. Jetzt bekommst du einen Tennisball, einen Fußball und einen Medizinball. Oder der Ball ist immer der gleiche, aber dein Abstand zum Korb wird verändert.
Hier richtig einschätzen zu können, wie doll du werfen musst, um den Korb unter den verschiedenen Bedingungen zu treffen.
Das ist Differenzierungsfähigkeit.
Auf unseren Sport bezogen: Du bekommst jedes mal einen signifikant anderen Ball als davor. Du musst jedes mal neu einschätzen, wie du deinen Schlägerwinkel einstellen musst, wie viel Kraft notwendig ist und wie du deine Bewegung ausrichtest.
Der andere Punkt, neben der Schwierigkeit, jedes mal neu einschätzen zu müssen ist Gewohnheit.
Durch normales Training bist du es gewöhnt, dass auf deinen Topspin ein i.d.R. sogar konstanter Block zurückkommt. Du brauchst dich also quasi nur einmal einzustellen und kannst diese Lösung dann pauschal anwenden, weil die Antwort auf deinen Topspin auch nicht variiert wird.
Dadurch gewöhnst du dich an deine Position zum Tisch und du gewöhnst dich an das Timing.
Jetzt gibt es Gegner, die die Kunst gemeistert haben einen Topspin so vom Schläger abtropfen zu lassen, dass der Block quasi halblang wird. Und wenn diese Gegner richtig gut sind, dann kommt alle 3 bis 4 Bälle einen Block, den sie aktiv schieben.
Die Folge von solchen Tempowechseln ist, dass deine Gewohnheiten in Timing und Position vollständig durcheinandergeworfen werden.
Und das Unangenehme dabei ist, dass du irgendwie einfache Fehler zu machen scheinst. Wenn du dich dann zu tief in diesen Gedanken verbuddelst, heute ginge einfach nix, dann wirst du auch nie anfangen, nach Lösungen für deine Fehler zu suchen, geschweige denn wirst du die Antwort finden.
Ganz ähnlich verhält es sich bei Schnittwechseln.
Ich kenne Spieler, die einen Kickaufschlag machen, nur um dann den dritten Ball als Unterschnittabwehr zu spielen.
Oder sie eröffnen, du spielst einen Block und anstatt eines zweiten Topspins kommt ein Chopblock.
Die Folge ist ähnlich: Du muss immer und immer wieder neu reagieren, immer und immer wieder eine neue Antwort finden und deine Gewohnheiten zum Fenster rauswerfen.
Übungen
Damit du auf so etwas eingestellt bist, habe ich ein paar Übungen für dich:
- Simpel Topspin gegen Block diagonal. Der Blocker variiert in Tempo, geht mal gegen den Ball, lässt mal nur abtropfen und so weiter.
- Rollaufschlag -> Abwehr -> dritter Ball Vorhand-Topspin.
- Dreierrhythmus: Spieler A Topspin, Spieler B Block, Spieler A Konter, Spieler B Topspin, Spieler A Block, Spieler B Konter, Spieler A Topspin.
- Dreierrhythmus: Spieler A Topspin, Spieler B Block, Spieler A Abwehr, Spieler B Topspin, Spieler A Block, Spieler B Abwehr, Spieler A Topspin
Bei weiteren Übungen kannst du deiner Kreativität natürlich freien Lauf lassen. Denke ein bisschen darüber nach, wo dir im Spiel die meisten Fehler passieren und baue dir dann eine eigene Übung auf.
Die Tools dafür findest du in unserem Artikel Tischtennis-Übungen-Baukasten.
Fazit
Um auf Gegner vorbereitet zu sein, die sehr gut darin sind, dir unangenehme Bälle zu geben, die einfach nicht in deine Gewohnheiten passen, sodass Timing, Schlägerwinkel und Position zum Tisch einfach immer falsch zu sein scheinen, musst du anfangen diese Tempo- und Schnittwechsel in dein Training aufzunehmen.
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und trainiert Schnitt- und Tempowechsel!
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