Vorhand oder Rückhand spielen im Tischtennis? (TdW#51)

Tischtennis ist die schnellste Rückschlagsportart der Welt.

Die Ballgeschwindigkeit ist nicht die höchste, aber in Bezug auf die zurückgelegte Strecke, haben wir im Tischtennis die wenigste Zeit, auf einen ankommenden Ball zu reagieren.

Für Bälle, die in unserer Vorhand bzw. in der Rückhand ankommen, ist die Frage, ob Vor- oder Rückhand gespielt wird relativ einfach zu beantworten (die Rückhand umlaufen mal ausgeklammert) – in der Vorhand wird Vorhand gespielt und in der Rückhand wird Rückhand gespielt.

Was ist aber mit den Bällen, die nicht so eindeutig einzuordnen sind? Jene Bälle, die eher auf dem Ellenbogen landen – was machen wir mit denen? Vorhand oder Rückhand? Und gibt es noch andere Sonderfälle, in denen die grundsätzliche Idee nicht zwingend zutrifft?

Heute will ich euch einen Tipp dazu geben, in welchen Situationen es sinnvoller ist, Vor- bzw. Rückhand zu spielen.

Ich bin Yanick. Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.

Im Angriff (lang)

Ein langer Ball auf den Ellenbogen. Ob das hier schon ein Block ist oder noch ein langer Schupf, den du eröffnen willst, ist essentiell egal.

In diesen Fällen – ein langer Ball auf deinen Ellenbogen, den du als Topspin zurückspielen möchtest – wird Vorhand aus der Mitte gespielt.

Das hat mehrere Gründe.

  1. Der erste ist recht simpel: die meisten Spieler sind mit der Vorhand besser als mit der Rückhand. Und selbst wenn dem nicht der Fall sein sollte: Das kommt zwar aus dem Tennis, aber Spieler, deren Rückhand besser ist als die Vorhand, waren trotzdem dann erfolgreicher, wenn sie überwiegend die Vorhand eingesetzt haben.
  2. Wir verschaffen uns Zeit. Der rechte Fuß muss ja sowieso nach hinten, wenn du Vorhand spielst. Aus der Mitte wird das noch extremer, der rechte Fuß geht also noch weiter nach hinten. Dadurch verschiebt sich der Balltreffpunkt ebenfalls nach hinten – ergo hast du mehr Zeit. Im Artikel über das Goldene Dreieck habe ich mich damit genauer auseinandergesetzt.
  3. Du verschaffst dir Bewegungsfreiraum. Mit der Rückhand aus der Mitte wärst du auf einen recht ungefährlichen Ball beschränkt, weil die Möglichkeiten für Ausholen und Beschleunigen sehr begrenzt sind. Wenn du den rechten Fuß aber nach hinten stellst, dann kannst du mit der Vorhand einen „normalen“ Topspin mit Ausholen und Beschleunigen spielen und hast oben drauf noch alle Platzierungsmöglichkeiten.

Also: Beim Angreifen – Vorhand aus der Mitte.

Im Block

Jetzt schauen wir auf die andere Seite und du bist im Block.

Wenn dein Gegner einen Ball auf deine Mitte zieht, dann würde ich persönlich empfehlen, die Mitte mit der RH abzudecken.

Für einen Block brauchen wir keinen Platz und wir müssen auch nicht ausholen.

Damit wir trotzdem Druck erzeugen können nutzen wir den Fakt, dass man einen Rückhand Ball (dadurch, dass RH vor dem Körper gespielt wird) eigentlich immer früher trifft als einen VH Ball. Wir berauben also den Gegner um seine Zeit.

Und wir haben noch den Vorteil, dass wir uns nicht vom Tisch wegbewegen müssen, was mit einem Vorhand-Block aus der Mitte, dadurch, dass auch hier der rechte Fuß nach hinten gehört, passieren würde.

Passiv über dem Tisch

Wenn du einen kurzen Ball schupfen möchtest, würde ich dir empfehlen, aus der Mitte die Vorhand zu benutzen.

Für mich persönlich fühlt sich das einfach natürlicher an, gerade weil ich auch den Ableger mit der VH wesentlich besser spiele (aber das mag bei dir anders sein).

Was ich jedoch sagen kann, ist dass deine Laufwege effizienter werden, wenn du den Schupf aus der kurzen Mitte mit der VH spielst.

Wenn du hier Rückhand spielst, dann müsstest du ein mal um den halben Tisch herumlaufen, um dich in eine Position zu bringen, aus der du mit einem Rückhand Schupf wirklich Druck erzeugen könntest. Entsprechend ist der Weg zurück in die neutrale Grundposition länger und du bist ggf. nicht bereit einen VH Topspin aus der Mitte zu ziehen.

Schupfst du VH aus der kurzen Mitte, dann musst du nur den rechten Fuß einmal nach vorne und dann wieder zurück bewegen – ein einfacher Ausfallschritt reicht hier.

Aggressiv über dem Tisch

Hier werde ich mir selber von gerade eben quasi komplett wiedersprechen.

Wenn du einen Flip spielen möchtest, dann empfehle ich dir fast den gesamten Tisch mit der Rückhand abzudecken.

Die Banane ist eine sehr moderne Technik, ohne die man in der Welt aktuell nicht besonders weit kommt.

Dir stehen im Rückhand-Flip schlichtweg viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung. Und der Rückhand-Flip verzeiht mehr Fehler, als der Vorhand-Flip. Letzterer stellt ja eigentlich nur einen Endschlag dar, wenn du nicht gerade einen Heber spielst.

Aufgrund dieser Vielseitig und Sicherheit des Rückhand-Flips sollte es sich in jeder Situation lohnen, den längeren Weg auf sich zu nehmen, um einen Rückhand-Flip ggf. auch in der Vorhand zu spielen.

Fazit

Zusammengefasst: Im Angriff – Vorhand aus der Mitte. Im Block – Rückhand aus der Mitte. Überm Tisch im Schupf – Vorhand aus der Mitte. Flip – so viel Rückhand wie möglich.

Wenn ich grundsätzliche Empfehlungen geben müsste, womit der Ball an „uneindeutigen“ Positionen gespielt werden soll, dann wären diese meine Antworten, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.

In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und deckt eure Mitte ab!

Yanick ist ausgebildeter Tischtennistrainer und aktiver Sportstudent. Er kann auf eine Dekade Erfahrung im Tischtennissport als Athlet zurückgreifen und auch als Trainer ist er seit bald fünf Jahren aktiv. Diese Kombination aus langjähriger Erfahrung als Athlet und Trainer, mehreren Trainerlehrgängen und den sportwissenschaftlichen Hintergründen ermöglichen es ihm, bestmögliche Einblicke und in den Sport Tischtennis zu gewährleisten.

Teilen:

Schreibe einen Kommentar