Joola Micron Test: Günstiger Hybridbelag für jedermann?

Belagart Noppen-Innen (Hybrid)
Spielausrichtung Allround
Schwammhärte hart
Verfügbare Schwammstärken 1,8 mm / 2,0 mm / max
Verfügbare Farben rot, schwarz
Tempo
6.5
Spin
8.5
Kontrolle
8.5
Qualität
8
Haltbarkeit
7.5
Preis-Leistung
9.5
Sehr Gut
81 %
Februar 2024


Vorteile

  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Insgesamt gute Kontrolle
  • Viel Spin
  • Gut geeignet für Allroundspieler

Nachteile

  • Nicht für reine Anfänger geeignet

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Joola ist dafür bekannt, auch recht günstige Beläge auf den Markt zu bringen, welche die große Zielgruppe der Anfänger und Allroundspieler anspricht. Mit dem Joola Rhyzen Ice und Fire haben wir bereits zwei recht preiswerte neue Beläge getestet, welche 2023 von Joola veröffentlicht wurden. Doch das waren nicht die einzigen günstigen Beläge, die Joola 2023 herausgebracht hat. Mit dem Joola Micron gibt es nun auch einen Hybridbelag, der sich laut Joola für Anfänger und Fortgeschrittene eignet.

Doch ist der Joola Micron wirklich ein neuer Belag? Als mir ein Vereinskollege den Link zu dem Belag geschickt hat, kam mir der Name des Belags irgendwie schon bekannt vor: Auf einigen Fertigschlägern von Joola ist er zu finden, darunter zum Beispiel auf dem Joola Carbon X Pro, den ich vor einiger Zeit getestet habe.

Aber handelt es sich wirklich um die gleichen Beläge und wie spielt sich der Joola Micron? Ist es ein kostengünstiger Hybridbelag, der sich auch für Anfänger eignet? Diese Fragen habe ich mir gestellt und werde sie in diesem Artikel beantworten.

Material des Joola Micron

Der Joola Micron wird in einer schlichten Verpackung geliefert. Auf deren Rückseite gibt es einige Informationen zum Belag.

Das Tempo wird von Joola als mittelmäßig (ca. 5/10) eingestuft, der Spin als sehr hoch (ca. 8/10), die Präzision mit 7/10 und die Ballflugkurve als mittel (ca. 6/10) angegeben. Der Belag ist laut Joola für einen allround- bis offensiven Spielstil geeignet.

Geschützt wird das Obergummi zusätzlich mit einer Folie:

Joola Micron Schutzfolie auf dem Obergummi

Das Obergummi ist sehr griffig und auch ganz leicht klebrig. Allerdings reicht die Klebrigkeit nicht, um einen Ball anzuheben.

Die ITTF-Nummer auf dem Obergummi (40-041) zeigt, dass es sich theoretisch tatsächlich um das gleiche Obergummi wie bei dem Joola Micron auf den Joola Fertigschlägern wie dem Joola Carbon X Pro handelt.

Joola Carbon X Pro Micron Belag

Wenn an genau hinschaut, sind aber doch Unterschiede zu erkennen: Die Noppen bei dem Obergummi des Fertigschläger-Micron scheinen etwas länger zu sein. Dadurch ist das Obergummi insgesamt etwas dicker (2,0 mm vs. ca. 1,8 mm). Das hat sicher den Zweck, einen dickeren Schwamm zu ermöglichen. Die Gesamtdicke des Belags darf nämlich nach internationalen Regeln nur 4 mm betragen.

Generell scheint die Noppengeometrie nicht ganz gleich zu sein. Die Noppen des neuen Joola Micron stehen etwas weiter auseinander und sind (wenn ich das richtig erkenne) auch etwas dünner. Das wundert mich, da die Beläge wie schon erwähnt die gleiche ITTF-Zulassungsnummer haben und damit eigentlich das gleiche Obergummi haben müssten (der Schwamm darf anders sein).

Joola Micron Beläge Schwamm und Obergummi Querschnitt

Bei dem Schwamm sieht man nämlich auch Unterschiede, und zwar rein optisch fällt sofort die andere Farbe ins Auge:

Der neue Jola Micron hat einen lilafarbenen Schwamm, während der Schwamm des Joola Micron auf dem Joola Carbon X Pro Fertigschläger schwarz ist.

lilafarbene Schwamm des Joola Micron

Beide Schwämme sind aber sehr feinporig. Es ist schwer zu sagen, ob sich beide Schwämme wirklich nur in der Farbe oder auch in anderen Eigenschaften unterscheiden. Um das genauer beurteilen zu können, habe ich den Belag vom Fertigschläger entfernt (siehe unten).

Die Schwammhärte des neuen Joola Micron wird von Joola (und auch auf anderen Seiten) als „medium“ angegeben. Eine genauere Angabe habe ich nicht gefunden. Allerdings muss ich sagen, dass ich den Schwamm vom Drucktest her als deutlich härter empfinde. Ich würde ihn auf jeden Fall mindestens als medium-hart, sogar eher als hart einstufen. Er ist sehr kompakt und lässt sich nur schwer komprimieren.

Die Schwammtechnologie ist laut Joola der „Momentum Sponge“, die gleiche Technologie, die auch bei den Belägen Joola Rhyzen Ice und Fire eingesetzt wurde (laut Angabe von Joola).

Ungeschnitten wiegt der Micron in der Schwammstärke 2,0 mm rund 67g und zugeschnitten auf das Stiga Allround Classic ca. 51g. Das Gewicht ist somit schon recht hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass es „nur“ die Schwammdicke 2,0 mm ist.

Testverfahren

Wie bereits erwähnt, ist das Obergummi des neuen, separat erwerbbaren Joola Micron das gleiche wie beim Joola Micron auf den Joola Fertigschlägern. Der Schwamm scheint aber ein anderer zu sein. Aber wie spielen sich beide Beläge im Vergleich? Ich habe einen Belag vom Joola Carbon X Pro Fertigschläger abgemacht (was einfach ging) und auf das Stiga Allround Classic Holz geklebt.

Auf die andere Seite kam der „echte“ Joola Micron. Um Vergleichbarkeit zu gewährleisten, habe ich mich bei dem Joola Micron für die Schwammdicke 2,0 mm entschieden (die Beläge auf dem Carbon X Pro haben auch die Schwammdicke 2,0 mm). Allerdings muss dazugesagt werden, dass ich den Joola Carbon X Pro schon ein paar mal gespielt habe und der Belag somit nicht mehr ganz neu war im Gegensatz zum neu gekauften Joola Micron.

Durch die Kleberesterückstände auf dem Fertigschläger-Micron kann man auch bei Nebeneinanderlegen der Beläge die Schwämme schwer vergleichen. Die Klebeschicht war sehr dünn und konnte auch nicht einfach entfernt werden.

Schwämme des neuen Joola Micron und Micron Belags des Carbon X Pro nebeneinander

Beide Beläge habe ich später aber noch auf dem Joola Tezzo Spartan Holz getestet und zu diesem Zweck wieder von dem Stiga Allround Classic entfernt. Die Klebeschichten konnten bei beiden Belägen extrem einfach entfernt werden. Ich konnte die Klebeschicht (Revolution No. 3 Kleber) mit einem einzigen Handgriff innerhalb von 2 Sekunden von dem Schwamm lösen, ohne dass dieser auch nur minimal beschädigt wurde. Das würde ich als Vorteil für Spieler ansehen, die den Joola Micron vielleicht auf verschiedenen Hölzern testen möchten.

Dadurch gingen auch die Klebereste auf dem Schwamm des Fertigschläger-Micron mit ab und es blieben nur noch ein paar kleine Holzrückstände (vermutlich des Fertigschläger-Holzes) hängen. Man kann aber sehen, dass der Schwamm – abgesehen von der Farbe – dem des neuen Jola Micron schon sehr ähnelt.

Schwarzer Schwamm des Joola Micron des Fertigschlägers

Oben seht ihr den neuen Joola Micron und unten den Micron Belag des Joola Carbon X Pro auf dem Stiga Allround Classic Holz:

Joola Micron auf Stiga Allround Classic

Spieleigenschaften des Joola Micron

Die ersten Spieleindrücke mit dem neuen Joola Micron auf dem Stiga Allround Classic waren sehr gut. Die Konterbälle fühlten sich recht knackig und kontrolliert an.

Bei Schlägen wie Schupfbällen und gefühlvollen Topspins konnte ich durch das sehr griffige Obergummi sehr viel Spin erzeugen. Der Belag hat ein Grundtempo im niedrigen mittleren Bereich und spielt sich bei langsamen Schlägen katapultarm. Dadurch konnte ich beim Schupfen mit viel Handgelenk reinhacken, ohne befürchten zu müssen, dass der Ball zu weit springt. Die Kontrolle beim Schupfen und beim Kurz-Kurz-Spiel war sehr gut (wobei der Handgelenkseinsatz aber wichtig ist, ansonsten fehlt die Kontrolle und der Ball springt ggfs. ins Netz oder zu hoch oder weit ab).

Das gleiche gilt auch für Aufschläge und Rückschläge wie Flips. Es war nicht schwer, Aufschläge kurz und spinnig zu spielen, wenn ich viel Handgelenk einsetzte. Bananenflips oder auch härtere Flips fühlten sich sehr gut und kontrolliert an.

Ich denke, der Joola Micron ist außerdem insgesamt ein guter Blockbelag. Sowohl aktive als auch passive Blockbälle konnte ich mit hoher Kontrolle und Präzision spielen. Was ich beim Blocken merkte, ist dass der Belags schon kein langsamer Belag ist. Ich denke, Anfänger könnten beim Blocken etwas Schwierigkeiten haben. Wer jedoch die Grundtechniken bereits beherrscht und den Spin auch einigermaßen gut lesen kann, der hat mit dem Micron einen guten Blockbelag. Der Ballabsprung ist mittelhoch.

Beim schnellen Topspin merkte ich, dass der Belag durchaus Power entwickeln kann. Auch auf einem eher langsamen Allroundholz wie dem Stiga Allround Classic ist das Tempo für Angriffsbälle nicht zu gering, zumindest wenn man tischnah spielt und einen guten Armzug hat. Von weiter weg ist dann das limitierte Tempo auf diesem Holz schon deutlich zu spüren. Auch beim schnellen Topspinspiel zeigte sich eine eher mittelhohe und recht weite Ballflugkurve.

Das war auch ein Grund, warum der YouTube-Kanal LetsPlayTableTennis den Belag nicht als Belag für reine Anfänger eingestuft hat und da würde ich mitgehen. Er erfordert schon eine gewisse Grundtechnik (auch Armzug, Handgelenk), um ihn zu kontrollieren und sein Potenzial zu nutzen. Und wie gesagt hat er auf jeden Fall schon recht viel Power, wenn auch deutlich weniger als moderne Offensivbeläge, aber mehr als klassische Anfängerbeläge.

Noch mehr Power entwickelt der Micron natürlich auf dem Joola Tezzo Spartan. Mit der richtigen Techniken konnte ich schon ordentlich schnelle und auch spinnige Topspins ziehen, auch aus der Halbdistanz. Die Kombination aus dem harten Holz mit den ebenfalls recht harten Belägen gefiel mir allerdings insgesamt nicht so gut, da es an Gefühl und Kontrolle mangelte, nicht nur bei aktiven, sondern auch bei passiven Schlägen.

Unterschiede der Joola Micron Beläge

Wo sind jetzt die Unterscheide zum Fertigschläger-Micron bzw. gibt es überhaut welche? Es gibt schon welche. Der Fertigschläger Micron spielt sich insgesamt etwas weicher und auch gefühlt einen Tick langsamer, was denke ich unter anderem an der anderen Noppengeometrie (vor allem den längeren Noppen) liegt. Aber auch der Schwamm könnte eine Rolle spielen, auch wenn ich bei diesem keine großen Unterschiede (bis auf die Farbe) erkennen konnte.

Mir hat das Spielgefühl des neuen Joola Micron insgesamt etwas besser gefallen – aber riesige Unterschiede konnte ich ehrlich gesagt nicht feststellen. Das ist schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Joola Carbon X Pro Fertigschläger mit zwei Joola Microns regelmäßig für rund 40 € bei Amazon erhältlich ist 😉

Überblick über den Joola Micron


FeatureDetails
ModellJoola Micron
Erscheinungsjahr2023
SpielausrichtungAllround
BelagartNoppen-Innen (Hybrid)
Verfügbare Schwammstärken1,8 mm / 2,0 mm / max
Schwammhärtehart
Verfügbare Farbenschwarz, rot
Testexemplar2,0 mm, schwarz

Vorteile

  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Insgesamt gute Kontrolle
  • Viel Spin
  • Gut geeignet für Allroundspieler

Nachteile

  • Nicht für reine Anfänger geeignet

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Fazit zum Joola Micron

Der Micron ist definitiv ein sehr interessanter Belag, der für viele Spieler geeignet sein kann. Die Aussage von Joola, dass der Belag sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene bestens geeignet ist, ist allerdings vor allem Marketing.

Selbst auf einem Anfänger-Allroundholz wie dem Stiga Allround Classic eignet sich der Belag mMn nicht für Anfänger, sondern eher für Spieler auf mittlerem Niveau, welche die Grundtechniken schon beherrschen oder Allroundspieler, die erstmals auf einen Hybridbelag umsteigen wollen.

Vor allem auf einem offensiven Holz, aber auch schon auf einem Allroundholz wie dem Stiga Allround Classic, merkt man, dass der Belag durchaus Power entwickeln kann. Auch das Grundtempo ist nicht gering, sondern eher im mittleren Bereich. Der Fokus des Belags liegt aber dennoch auf Spin und Kontrolle und ist zwar auch für variable Offensivspieler geeignet, aber nicht für Offensivspieler, die voll auf Tempo gehen.

Der große Vorteil des Joola Micron ist zudem sein Preis. Der Belag kostet nur 30 € – und Rabatt kann man meistens auch noch bekommen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist somit unschlagbar. Ich werde den Belag sicherlich bei Gelegenheit noch weiter auf anderen Hölzern testen.

Johannes spielt seit über 15 Jahren Tischtennis, zuerst draußen auf der Steinplatte und seitdem er 12 Jahre alt ist im Verein SC Siemensstadt in Berlin. Mittlerweile ist er dort nicht nur Spieler, sondern seit einigen Jahren auch Trainer und Jugendwart und konnte in diesen Funktionen wertvolle Erfahrungen sammeln, welche er über TT-Test mit euch teilen möchte.

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