Vergiss nicht auch mal Tischtennis zu trainieren (TdW#57)

Die faszinierende Welt des Tischtennis besteht aus unfassbar vielen einzelnen Elementen.

Es gibt bereits fast 10 verschiedene Techniken, die alle (bis auf den Aufschlag) sowohl mit der Vorhand als auch mit der Rückhand angewendet werden können.

Rechnet man noch die verschiedenen Aufschlagtechniken rein, dann landet man bei locker über 20 anwendbaren Techniken.

Und jede einzelne dieser Techniken besteht auch noch aus bisweilen etwa 15 einzelnen Merkmalen.

Wenn man so klein wie möglich trainiert, dann könnte man also knapp 300 Trainingseinheiten mit je einem eigenen Thema füllen.

Aber ist das schlau? Was ist denn wirklich wichtig zu trainieren?

Warum du dir regelmäßig Zeit nehmen solltest, mal einfach ohne Technik zu trainieren, bzw. dir Zeit nehmen solltest auch mal „größer“ zu trainieren, soll im heutigen Tipp der Woche das Thema sein.

Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.

Techniktraining

Irgendeine Form von technischem Fokus im Training hat immer eine Daseinsberechtigung. Es ist nicht zwanghaft nötig, aber 20min einer 2Stunden Einheit darf immer für Technik genutzt werden.

Planst du eine Einheit „reines“ Techniktraining, dann solltest du zu aller erst darauf achten, in welcher Saisonphase du dich gerade befindest.

Ist Sommerpause? Klar schieß los mit Technik.

Geht nächste Woche die Rückrunde los? Dann sollte der Fokus eher woanders liegen.

Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel Tischtennis Jahresplan: Langfristige Trainingsplanung.

Welche Technik du wie kleinschrittig trainierst ist am Ende dir überlassen und hängt ja auch davon ab, was du wie gut spielst.

Mein heutiger Tipp ganz konkret

Bei all diesen unzähligen Möglichkeiten, ein technisch fokussiertes Training durchzuführen darfst du niemals vergessen, zwischen all diesem Techniktraining auch mal Tischtennis zu trainieren.

Technisch perfekt ausgebildet zu sein verschafft dir einen eher unwesentlichen Vorteil im Tischtennis.

Signifikant wichtiger sind Aufschlag-Rückschlag, gute Augen, ein waches Gehirn, schnelle und „richtige“ Reaktionen, gute Entscheidungen usw.

All dies sind Fähigkeiten abseits spezifischer Techniken.

Und dabei geht es noch nicht einmal um den mentalen Aspekt und den Wettkampf.

Wie trainierst du sowas?

Spiel ganz unbedingt variable Übungen.

Sowas wie Mitte-Ecke ist schon ein guter Start. Du hast ein wenig Ungewissheit mit drin, einen Wechsel zwischen zwei Techniken, eine Kombination verschiedener Laufwege.

Noch wichtiger als solche Art variabler Übungen halte ich Aufschläge, Rückschläge und dritte Bälle.

Spätestens deine zweite Übung nach dem Einspielen sollte Aufschläge beinhalten.

Das muss noch gar nicht unbedingt groß variabel sein. Es reicht einfach einen Unterschnitt-Einwurf zu spielen, um dann den dritten Ball zu eröffnen.

Danach gehst du weiter und lässt deinen Partner den Rückschlag variieren. Schupfen lang kurz; VH, Mitte, RH; Sense oder leer. Und dann Schupfen oder Flip; oder sogar direkt der zweite Ball als Topspin.

Du kannst sowas spielen wie: Aufschlag kurz irgendwas. Rückschlag lang in VH oder kurz in RH. Du musst aber beides eröffnen. Danach bist du auch frei. Z.B. eröffnest du in RH deines Partners, um danach in Mitte-Ecke zu gehen. Oder sogar in RH-frei, wenn du dich gut fühlst.

Ich habe die letzten Tage mal darüber nachgedacht, was ich für die wichtigste Übung im Tischtennis halte. Das ist pauschal gar nicht so einfach zu beantworten, gerade weil sich die Antwort je nach spielerischem Niveau ändert.

Meine pauschale Antwort AKTUELL (das wird sich mit Sicherheit noch mehrfach ändern) ist die Übung Aufschlag-frei.

Gerade am Anfang kann ich noch empfehlen, kleinere Einschränkungen dauzuzunehmen. Sowas wie: der Aufschlag ist kurz; der Rückschlag ist mit Unterschnitt o.Ä.

Am Ende ist die Übung Aufschlag-frei aber genau dann mit vollem Effekt am Start, wenn der Aufschlag frei ist, der Rückschlag frei ist und der dritte Ball frei ist.

Vergiss einfach mal die ganzen Techniken und trainiere doch mal Tischtennis – immerhin steht es niemals 0:0 und der Wettkampf heißt „VH-Mitte 2-2“.

Wir spielen Tischtennis. Und so wichtig Techniktraining bisweilen sein mag, vergiss nie, dass du als Tischtennisspieler auch einfach mal Tischtennis trainierst.

Fazit

Techniktraining ist schön gut und wichtig. Trotzdem musst du dran bleiben, dabei auch mal Tischtennis zu trainieren: Umgang mit Rotation, Variabilität, peripheres Sehen, Entscheidungen und und und.

Das sind die wichtigen Dinge, wenn du Spiele gewinnen möchtest. Wer besser Falkenberg spielt ist dem Wettkampf am Ende herzlich egal.

In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und trainiert einfach mal Tischtennis!

Yanick ist ausgebildeter Tischtennistrainer und aktiver Sportstudent. Er kann auf eine Dekade Erfahrung im Tischtennissport als Athlet zurückgreifen und auch als Trainer ist er seit bald fünf Jahren aktiv. Diese Kombination aus langjähriger Erfahrung als Athlet und Trainer, mehreren Trainerlehrgängen und den sportwissenschaftlichen Hintergründen ermöglichen es ihm, bestmögliche Einblicke und in den Sport Tischtennis zu gewährleisten.

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