Der Aufbau einer Tischtennis-Trainingseinheit

Die Welt des Tischtennis ist geprägt von Schnelligkeit, Präzision und taktischer Raffinesse. Doch hinter jedem meisterhaften Schlag und jeder blitzschnellen Reaktion liegt eine strukturierte Trainingseinheit, die den Athleten formt und verbessert. In diesem Sport ist die Zeit ein kostbares Gut, das effektiv genutzt werden muss, um das volle Potenzial zu entfalten.

Die zeitliche Struktur einer Tischtennistrainingseinheit ist wie das Gerüst eines Gebäudes – sie bietet Stabilität, Orientierung und den Rahmen, innerhalb dessen sich die Spieler entfalten können. Von der Aufwärmphase bis hin zu spezifischen Technikübungen und taktischen Strategien ist jede Minute durchdacht und auf das Ziel ausgerichtet, die Leistung zu steigern und die Fähigkeiten zu verfeinern.

In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die zeitliche Struktur einer typischen Tischtennistrainingseinheit, beleuchten die verschiedenen Phasen und Aktivitäten sowie die Bedeutung eines effizienten Zeitmanagements für die Entwicklung eines jeden Spielers.

Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.

Die Trainingseinheit

AbschnittInhalte/Zielezeitlicher Anteil
Einleitung – EGemeinsamer Start, Aufwärmen sowie psychische Vorbereitung auf das Trainingca. 25 %
Hauptteil – HTischtennis (Technik, Taktik, Wettkampf etc.)ca. 60 %
Schluss – SSpaß (Spiele & Wettkampf), Kondition (Ausdauer & Kraft),
gemeinsamer Abschluss und Vorausschau auf das nächste Training
ca. 15 %

Diese Tabelle wurde in Anlehnung an die Tabelle aus dem Lehrbuch „Tischtennis. verstehen, lernen, spielen“ von Dr. Wolfgang Friedrich und Frank Fürste (zu finden auf Seite 14 in der 2. Auflage) erstellt.

Bei einer Trainingseinheit von 60 min Länge entspricht das also 15 min Einleitung, 35 min Hauptteil und 10 min Schluss.

Bei 90 min Training 22 min Einleitung, 54 min Hauptteil und 14 min Schluss.

Und bei 120 min Training ca. eine halbe Stunde Einleitung, 70 min Hauptteil und 20 min Schluss.

Im Folgenden wollen wir uns anschauen, welche Themen, Übungen und Teilbereiche an, die wir in der Einleitung, im Hauptteil und im Schluss einordnen.

Einleitung

Begrüßung

„Hallo, schön dass ihr da seid. Wir wollen gleich starten. Das Thema heute ist X. Bevor es mit Tischtennis losgeht, machen wir uns aber noch kurz warm“

Allgemeines Aufwärmen

Hier fallen einfache Dinge drunter, wie einfach kurz Einlaufen.

Genau so kann man – im Kindertraining sollte man – eine Aufwärmspiel machen, das in irgendeiner Form koordinativ und oder sozial geprägt ist.

Darunter fallen simple Ballspiele, wie Zehnerball oder Zonenball. Genau so kann man mit Hütchen oder Koordinationsleitern arbeiten. Und selber kreativ werden ist natürlich auch immer gefragt.

Dazu findet ihr mehr in unserem Artikel Tischtennis Aufwärmen: Die besten Tipps und Übungen.

Tischtennis spezifisches Aufwärmen

Hier kann man schon einen sehr flüssigen Übergang gestalten. Mit dem Tischtennis spezifischen Aufwärmen ist nämlich schon das Einspielen am Tisch gemeint.

Einfache Dinge, wie Kontern diagonal/parallel oder Ballkontrollübungen wie eine 8 oder Ähnliches.

Hauptteil

Technik

Tischtennisübungen mit einem technischen Fokus.

Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, gerade was Zusatzmaterialien betrifft. Bälle, Hocker, Kästen, Körbe, Seile, Banden, Bänke und so weiter und so weiter.

Ein paar meiner Lieblingsübungen:

  • Mit beiden Händen eine Pylone vor dem Körper halten. Darin werden Bälle gefangen. Besonderer Fokus liegt hier auf der Position der Pylone vor dem Körper und der Beinarbeit. Dadurch haben wir den ersten Schritt hin zum Goldenen Dreieck gemacht.
  • Einen kleinen Softball auf der Körperseite des Schlagarmes etwa auf Brusthöhe unter das T-Shirt klemmen. Dadurch kriegen wir den Ellenbogen in der Vorhand vom Körper weg und vermeiden den (wie ich ihn gerne nenne) „T-Rex-Topspin“.
  • Es wird ein Seil über die Schultern gehängt. Vor dem Spieler steht eine Bande. Solange das Seil vor der Bande hängt und diese nicht berührt, steht der Spieler vornübergebeugt mit gutem Körperschwerpunkt. Um das Gewicht auf die Fußballen zu kriegen kann man einfach eine gewöhnliche Bank umdrehen und die Kinder daraufstellen.

Wahrnehmung/Entscheidung

Hier geht es um Unregelmäßigkeit. Wo kommt der Ball als nächstes hin? Spiele ich Vorhand oder Rückhand? Schupf oder Flip?

Du kannst mit einfacher Unregelmäßigkeit starten und z.B. Mitte – Ecke spielen. Ein Ball geht in die Mitte der nächste auf eine der beiden Ecken, dann wieder in die Mitte und so weiter.

Und du kannst das Ganze schwieriger machen und z.B. 2/3 des Tisches auf der Rückhand Seite anspielen. Der Topspin-Spieler hat dann immer die Entscheidung zu treffen, ob er Vor- oder Rückhand spielt.

Weitere solcher Übungen findet ihr in unserem Artikel Tischtennis Trainingsformen – Klassifizierung von Übungen.

Beinarbeit

Hier würde ich gerne noch eine Unterscheidung vornehmen. Es gibt das „Laufen, Laufen, Laufen“ Beinarbeitstraining und es gibt Beinarbeitstechniken.

Laufen, Laufen, Laufen erklärt sich im Grunde von selbst. Vorhand aus drei Positionen, Falkenberg und so weiter.

Zu Beinarbeitstechniken (Ausfallschritt, Kreuzschritt, Sidestep) lest ihr am Besten unsere Artikel Füße, Füße, Füße – Warum laufen so wichtig ist (TdW#30) und Tischtennis Beinarbeit: Techniken und Trainingstipps.

Pause

Die darf natürlich nicht fehlen. Und in der Pause wird auch wirklich Pause gemacht. Kein Schläger ist in einer Hand und kein Ball fliegt.

Aufschlag – Rückschlag

Hier fällt natürlich per se Aufschlagtraining oder per se Rückschlagtraining drunter.

Genau so geht es hier um dritte Bälle, Eröffnungen, ggf. Flips und so weiter.

Zu diesem Punkt gehören fast immer auch Wettkampfformen. Aufschlag – Rückschlag ist immer spielnah und wir müssen gerade unter Wettkampfbedingungen in der Lage sein, unsere besten Auf- und Rückschläge zu spielen.

Etwas mehr zu Aufschlägen findet ihr in diesem Artikel Tischtennis Aufschlag Taktiken für einfache Punkte.

Mehr zu Wettkampftraining haben wir in diesem Artikel für euch: Die 10 besten Tischtennis Wettkampfübungen & Wettkampfspiele.

Taktik

Welche Spielzüge sind gut? Welche Spielzüge passen zu mir?

Bringt euren Athleten bei, ihre eigenen Stärken auszuspielen, während sie gleichzeitig aufgeweckt genug sind, um die Taktik und Schwächen der Gegner auszumachen und darauf zu reagieren.

Wettkampf

Ähnlich wie beim Tischtennis spezifischen Aufwärmen kann man hier schon den Übergang zum Schlussteil machen. Ob das Abschlussspiel noch zum Hauptteil oder schon zum Schluss gehört ist am Ende schnuppe.

Gerade Abschlussspiele kann ich euch sehr ans Herz legen. Wenn Kinder mit einem guten Gefühl aus der Trainingseinheit rausgehen, dann kommen sie das nächste mal auch gerne wieder.

Unseren Artikel über Wettkampfspiele findet ihr ein paar Zeilen höher.

Schluss

Kondition/Kraft

Hier kann man wieder alles Mögliche machen. Ein paar Liegestütze, eine kleine Kraftrunde für die seitlichen Bauchmuskeln oder nach einer Beinarbeitseinheit auch einfach mal eine kleine Runde gemeinsames Dehnen.

Was auch immer gerade zum Thema am besten ins Training passt.

Ende

„Das wars für heute. Ich finde ihr habt das heute so gemacht und mir ist dies und jenes aufgefallen. Wir sehen uns nächstes Training, mit dem Thema X. Bis dann.“

Zum Ende nochmal eine weitere Tabelle, welche ebenfalls an eine Grafik dem o.g. Buch (zu finden auf Seite 15) angelehnt ist und auf der ich diesen Artikel hier aufgebaut habe.

ThemaInhalte/BeispieleAnmerkungen
EBegrüßung„Hallo“. Anwesenheit; Worum geht es heute?Ziel: Fester Startpunkt des Trainings (Stichpunkt Transparenz und Tradition)
EAufwärmen (allgemein)Einlaufen; Koordination; kleine Ballspiele; Mobilisation.Im Jugendtraining: abwechslungsreich und dem Alter angepasst.
Im Erwachsenentraining: praktikabel und effizient.
E/HAufwärmen (tischtennisspezifisch)Klassisches Einspielen; Einfache Ballkontrolle (Die Acht, Pyramide o.Ä.)Vorbereitend für den Hauptteil, auch hier schon ein wenig Beinarbeit und Technik mit einbringen.
HTechnikNeue Technik; Technikvariation; Schlagverbindung.Neue Dinge zu Beginn der Trainingseinheit, weil die Konzentration noch hoch ist. Hier gerne mit Balleimer arbeiten.
HWahrnehmung & EntscheidungSchlagverbindungen und Unregelmäßigkeit.Spielnähe einbringen; Entscheidungs- und Beobachtungsfähigkeit verbessern.
HBeinarbeit3-Punkte-VH; Falkenberg o.Ä.Wenn Fokus nicht auf Beinarbeitstechnik liegt, immer Schlagtechnik im Auge behalten.
HPausePause.Macht „wirklich“ Pause. Kein Ball, kein Rennen, kein sonst was.
HAufschlag & RückschlagAufschlag und Rückschlag an sich; Technikanwendung; 3. Ball.Nach der Pause ist die Konzentration wieder hoch. Hier auch mit Wettkämpfen arbeiten.
HTaktikIndividuelle Spielzüge; alles angepasst an Niveau und Spielstil; auch gegnerspezifisch.Taktiken finden, bewerten und hinterfragen. Auch hier gegnerspezifisch – was funktioniert gegen wen?
H/SWettkampfKaisertisch, 7-Ablöse, Jokerspiel, Handicaps usw.Grundsätzlich Wettkampfgefühl kennen lernen. Training bzw. Techniken und Aufschlag-Rückschlag Situationen durch Wettkämpfe aufregender gestalten.
SKonditionKraft (z.B. Rumpf für Körperdrehung); Ausdauer; Dehnen.Denkt dran, tischtennisspezifisch zu arbeiten. Schnellkraft nicht vergessen.
SAbschlussOrganisatorisches (z.B. Trainingsentfälle); Feedback zur heutigen Einheit; Abbauen; „Wir sehen uns nächstes Mal wieder.“Ziel: Fester Endpunkt des Trainings (Stichpunkt Transparenz und Tradition); Ausblick auf nächstes Training.

Fazit

So oder so ähnlich sieht eine Einheit im Tischtennis aus. Ihr müsst aber immer im Blick behalten, was das Trainingsthema ist. Es ergibt gar keinen Sinn in einer Einheit jedes der Themen aus dem Hauptteil reinzuquetschen. Lass lieber die Hälfte weg und lege deinen Fokus genauer.

Dann wird das auch was mit übersichtlichem und transparentem Training.

In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und plant euer Training!

Yanick ist ausgebildeter Tischtennistrainer und aktiver Sportstudent. Er kann auf eine Dekade Erfahrung im Tischtennissport als Athlet zurückgreifen und auch als Trainer ist er seit bald fünf Jahren aktiv. Diese Kombination aus langjähriger Erfahrung als Athlet und Trainer, mehreren Trainerlehrgängen und den sportwissenschaftlichen Hintergründen ermöglichen es ihm, bestmögliche Einblicke und in den Sport Tischtennis zu gewährleisten.

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