Tischtennis ist eine faszinierende Sportart. Kein Ball ist wie der vorherige, jeden Schlag kann man verändern, es gibt unzählige Möglichkeiten und zu allem Überfluss ist kein Gegner, wie der davor.
In diesem Meer aus Techniken, Rotationen und Möglichkeiten verliert man gerne mal schnell den Überblick, was zu trainieren ist und vor allen Dingen auch wie es zu trainieren ist.
Hinzu kommt, dass nur in ungefähr 5% aller Tischtennisvereine in Deutschland ein angeleitetes Training für Erwachsene angeboten wird.
Hast du also erst relativ spät zum Tischtennis gefunden, fehlen dir unter Umständen die richtigen Werkzeuge, um dein Training effektiv gestalten zu können.
Und genau diese Werkzeuge möchte ich dir heute mit an die Hand geben.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Übungen-Baukasten 1: Was?
Der erste Schritt zu deiner Tischtennisübung ist natürlich das Thema. Was möchtest du überhaupt trainieren?
Dafür sind drei Fragen zu stellen. Die erste lässt sich mit unserem Artikel Stärken ausbauen oder Schwächen beseitigen? (TdW#8). Gleichzeitig ist der Titel des Artikels auch die Frage, die du dir stellst.
Die zweite Frage ist der Zeitpunkt der Trainingseinheit. Bist du mitten in der Saison oder ist gerade Sommerpause? Mehr zu dieser Entscheidung findest du in unserem Artikel Tischtennis Jahresplan: Langfristige Trainingsplanung.
Mit der letzten Frage grenzt du dann das Thema so weit wie möglich ein. Hierbei sollte dann aus der Kombination der Antworten der ersten beiden Fragen ein spezifisches Thema herauskommen, indem du Wissen über dein Spiel mit einfließen lässt.
Ein Beispiel:
Ich möchte gerne eine Schwäche von mir beseitigen.
Wir haben gerade August, die Saison ist seit seit einiger Zeit vorbei.
Ich habe eine Bilanz von 5:13 gespielt, weil ich sehr viel in der RH angeschupft wurde, aber nur ungefähr ein Viertel meiner Rückhand-Topspins auf den Tisch gespielt habe.
Mein Thema ist also der RHT mit technischem Fokus, weil wir Sommerpause haben und Wettkampftraining aktuell nicht notwendig ist.
Mithilfe einer Videoanalyse und meines Wissens über die Technikleitbilder des DTTB ist mir aufgefallen, dass mein Ellenbogen im Rückhand-Topspin zu sehr rumwackelt.
Mein technischer Fokus im Training ist es also, meinen Ellenbogen vor dem Körper zu halten und während der Bewegung möglichst still zu halten.
Übungen-Baukasten Nummer 2: Wie?
Mein Thema habe ich jetzt gefunden. Von der Technik, die ich jetzt trainieren möchte, laufe ich RÜCKWÄRTS. Meine Überlegungen laufen also entgegen der Richtung des Ballwechsels.
3. Ball ist ein RHT. Welchen 2. Ball muss mein Partner also spielen? Und was für einen Aufschlag muss ich machen, damit dieser 2. Ball möglich ist?
Ich hatte nun spezifisch Probleme mit der Rückhand-Eröffnung. Das bedeutet, mein Partner muss mir einen Ball in meine Rückhand schupfen.
Damit dieser Schupf möglich ist, muss ich einen Aufschlag mit Unterschnitt spielen. Und um hierbei spielnahe zu bleiben, ist ein kurzer oder maximal halblanger Aufschlag am Sinnvollsten.
Die Übung, die am Ende dabei herausgekommen ist: Ich mache einen kurzen oder halblangen Aufschlag mit Unterschnitt. Mein Partner schupft mich lang an, im Rückhand-Bereich. Ich eröffne den dritten Ball mit der Rückhand, der Einfachheit halber erstmal diagonal.
Was danach kommt ist im Grunde egal, weil der Schlag, den ich trainieren wollte, gespielt ist. (Für mein Training und meinen Fortschritt am Besten wäre es natürlich, wenn der Ball einfach nicht weitergespielt wird, sodass ich so viele Eröffnungen spielen kann wie möglich).
Fazit
Mit diesen Schritten sollte es jedem von euch gelingen, einfache Übungen zusammenzubauen, die euer Training strukturierter und geradliniger machen.
Mit einem solchen Training steht einer erfolgreichen neuen Saison dann auch nichts mehr im Wege.
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und baut eure eigenen Übungen!
P.S.: Mit diesem Artikel kratzen wir natürlich erst an der Oberfläche der Tischtennisübungen. Es geht weiter mit Unregelmäßigkeit oder ggf. sogar mit taktilen Hilfen, die wir benutzen können. Sollten sich einige von euch einen weitern Artikel wünschen, in dem ich auch auf komplexere Übungen bzw. wirklich spezifisches Technikgrundlagentraining (mit taktilen Hilfen) eingehe, dann wird auch ein solcher Artikel von mir noch kommen.
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