Tischtennis, eine Sportart, die oft für ihre blitzschnellen Angriffe und atemberaubenden Topspins bekannt ist, bietet jedoch auch Raum für eine taktisch ausgeklügelte Verteidigung.
Oftmals wird die Defensive im Tischtennis als eine passive Rolle angesehen, in der Spieler lediglich reagieren und versuchen, den Ball zurückzuspielen, während sie dem gegnerischen Druck standhalten.
Doch die moderne Tischtenniswelt lehrt uns, dass Defensive nicht gleichbedeutend mit Passivität ist. Im Gegenteil – sie erfordert eine ebenso aktive und strategische Herangehensweise wie der Angriff.
In diesem Artikel wollen wir uns mit der Kunst der aktiven Verteidigung im Tischtennis auseinandersetzen und aufzeigen, warum es auch in defensiven Situationen entscheidend ist, aktiv zu agieren.
Dabei werden wir die verschiedenen Arten der Defensive beleuchten, von der sicheren Blocktechnik über das geschickte Kontern bis hin zu spektakulären Abwehrschlägen, die den Gegner ins Schwitzen bringen.
Ich bin Yanick. Sportstudent, Tischtennisspieler seit 10 Jahren und seit einigen auch lizensierter Trainer. Machen wir uns dran.
Die vier Arten der Defensive
Blocken
Tischnah und kompakt. Der Block sollte in der Regel die erste Reaktion auf einen Topspin des Gegners sein – zumindest bevor der Gegentopspin eine sichere Option für dich ist.
Egal welcher Spielstil, ein sicheres Blockspiel ist essentiell. Auch wenn du grundsätzlich eigentlich alles mit der Vorhand ziehst, musst du in der Rückhand einen ordentlichen Block spielen können. Einfach, weil der Körper im weg ist und du den Ball früher spielen musst, eben weil er vor dem Körper ist.
Unterschnittabwehr
Das ist natürlich eher ein Spielstil-Ding. Abwehrspieler sind ja auch meistens mit einer Noppe unterwegs. Dieses Halbdistanzspiel, bei dem – gerade in der Rückhand – in jeden Topspin reingehackt wird, ist grundsätzlich darauf ausgelegt, einen Fehler des Gegners abzuwarten.
Ein Fehler ist aber natürlich nicht nur ein direkter Fehler, sondern auch ein Ball, der zu lasch gezogen oder zu hoch abgelegt wird. Dann musst du auch als Abwehrspieler in der Lage sein, einen guten Topspin oder Schuss auf den Tisch zu spielen.
„Fishing“ und Ballonabwehr
Fishing haben wir in unserem Glossar folgendermaßen definiert:
Fishing ist die Situation, in der man hinter dem Tisch komplett in die Defensive geraten ist und den Ball nur noch „reinspielen“ kann. Ein langsamer, möglichst flacher Ball. Das Ziel ist hierbei eigentlich, wieder selber den Angriff zu suchen.
Ballonabwehr ist klar. Hohe Bälle. Die letzte Defensive, die wir haben, ist die Ballonabwehr. Es geht im Grunde einzig und allein darum, am Leben zu bleiben. Wieder in die eigene Offensive zu finden, ist aus dieser Situation sehr sehr sehr schwierig.
„Defensiver“ Gegentopspin
Einen Topspin defensiv zu spielen ist grundsätzlich gar nicht so einfach. Dennoch gibt es defensive Situationen, in denen man reaktiv mit einem mehr oder weniger leichten Gegenspin arbeitet.
In diesen Situationen ist man aber eben der reaktive Part. Der Gegner ist derjenige, mit mehr Qualität im Topspin und er ist auch gerade aktiv und spielbestimmend.
Das kann ich gerade dann empfehlen, wenn du ohnehin ein Spieler bist, der gerade mit der Vorhand im Grunde alles zieht. Dann auch in der Defensive zu ziehen ergibt grundsätzlich schon Sinn, weil das einfach dein bester Schlag ist. Oben drauf liegt natürlich noch ein bisschen mehr Druck auf dem Gegner.
„Offensive“ Defensive
Was meine ich also mit offensiver Defensive?
Es geht per se einfach darum, auch aus der Defensive heraus das Spiel mitzugestalten.
Das kannst du über viele Wege tun: Tempo, Rotation, Platzierung.
Wenn du gerade blockend bist, dann spiel Ecke-Ecke (Platzierung). Oder bau einen Spinblock ein (Rotation). Oder du gehst einmal leicht gegen den Ball und einmal lässt du ihn einfach nur abtropfen (Tempo).
In der Ballonabwehr und im Fishing musst du versuchen den Ball immer so nah an der hinteren Tischkante zu halten, wie es geht. Das macht deinem Gegner das Angriffsspiel sehr ungemütlich. Es fehlt an Durchschlagskraft und an Winkeln und du findest potentiell selber ins offensive Spiel.
Und genau darauf beläuft sich der Tipp auch: Egal in welcher Art von Defensive du dich befindest, du musst immer mehr machen, als einfach nur den Ball zurück zu spielen. In jeder Situation musst du es deinem Gegner mindestens unangenehm machen. Mit Schnittwechseln, Tempowechseln oder guter Platzierung – bleibe auch in der Defensive offensiv.
Fazit
Schlussendlich ist es also einfach super wichtig, das Zepter niemals vollständig aus der Hand zu geben, sondern innerhalb der eigenen Fähigkeiten und der Situation auch aus der Defensive heraus einen Ball zu spielen, der deinen Gegner in eine unangenehme Situation bringt.
In dem Sinne, auf bald, bleibt am Ball und seid defensiv offensiv!
Ähnliche Beiträge
Die „Universaltaktik“ gegen Materialspieler (TdW#69)
Risiko gewinnt Einzel, aber verliert Doppel (TdW#68)
Risiko/Mut und Schlaghärte sind verschiedene Dinge (TdW#67)
Rotation löst nicht alle Probleme im Tischtennis (TdW#66)